Er hätte einen Käufer in der Schweiz und warte nur noch auf die Zahlung: So soll ein Salzburger dem Auktionshaus Kinsky eine Metallstatue herausgelockt haben. Nach der Überstellung in die Schweiz war die „Lemure“ von Franz West spurlos verschwunden - Geld folgte keines ...
Er war Galerist und Kunsthändler, sammelte auch selber teure Gemälde und Raritäten. Die Kontakte zu Auktionshäusern waren also da: Ein Deal mit einem solchen brachte den Salzburger ins Wiener Landesgericht. Für Versteigerungen lieferte der 43-Jährige dem Auktionshaus Kinsky in der Wiener City Kunstwerke. Erhielt dafür sogar eine Vorschusszahlung von 1,1 Millionen Euro. Darunter auch für eine der vier Metallskulpturen „Lemure“ von Franz West.
370.000 Euro Schaden
Die Auktionen liefen nicht nach Plan, die Kunstwerke erzielten nicht die gewünschten Summen. Der Kunsthändler nahm den Verkauf daraufhin selber in die Hand, fand einen vermeintlich willigen Käufer in der Schweiz und forderte die Ausfolgung der „Lemure“ - dafür will er sogar 30.000 Euro an das Auktionshaus überwiesen haben. 340.000 Euro würden nach Überstellung folgen. Mit Bestätigung.
Die Skulptur wurde also in die Schweiz verschickt. Von dem Geld fehlte aber jede Spur. Genau wie von der „Lemure“. „Unklar bleibt, was mit dem Kunstwerk in der Schweiz tatsächlich geschah“, so die Staatsanwältin.
„Lemure“ sei bei Schweizer Darlehnsgeberin
Der Angeklagte bekennt sich nicht schuldig. Den Schweizer Käufer soll es wirklich gegeben. Auch die Überweisung hätte er getätigt. Bloß sei sein Konto nicht gedeckt gewesen, weshalb das Auktionshaus die Zahlung nie erhalten hatte. Außerdem wüsste der 43-Jährige, wo sich die „Lemure“ befinde: Das Kunstwerk sei mit einem Darlehn einer Freundin in der Schweiz belastet gewesen. Als die Skulptur eintraf, hätte sie es als Rückzahlung einfach behalten.
Rund 20 Jahre lang waren sie bei der Stubenbrücke über den Wienfluss nahe dem Museum für Angewandte Kunst (MAK) zu sehen - die vier „Lemurenköpfe“ des verstorbenen Künstlers Franz West, die eigentlich „Larven“ hießen. Die Skulpturen aus geformtem und lackiertem Aluminium sollten eigentlich das Wienfluss-Wasser symbolisieren, der Künstler ließ eine Tafel dazu anbringen: „Denen, die in dieselben Flüsse steigen, fließen immer neue Wasser zu und (immer neue) Seelen entsteigen dem Nass.“ Lemuren sind eigentlich eine Affenart aus der Gruppe der Feuchtnasenaffen. In Wien werden aber auch nicht allzu attraktive Menschen abschätzig „Lemuren“ genannt …
Der Schöffensenat hält diese Geschichte nicht für glaubwürdig und verurteilt den Kunsthändler deswegen zu 14 Monaten bedingter Haft. Außerdem muss er 220.000 Euro Wiedergutmachung zahlen.
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