Für viele alleinstehende Menschen sind die Feiertage keine einfache Zeit. Gerade jetzt macht sich bei vielen Einsamkeit bemerkbar. Dietmar Kratzer von der Uni Innsbruck ist Gesundheits- und Notfallpsychologe und arbeitet für die Ö3-Kummernummer. Er erklärt, was bei Einsamkeit hilft. Die „Krone“ stellt zudem zwei Initiativen vor, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Menschen Freundschaft und Familie zu spenden.
„Krone“: Herr Kratzer, ist Einsamkeit ein Problem in unserer Gesellschaft?
Dietmar Kratzer: Ja. Bei der Kummernummer ruft die Mehrheit der Menschen aus Einsamkeit an. Das geht quer durch alle Altersschichten, es betrifft auch Menschen mit Behinderung oder psychisch Kranke.
Hat Einsamkeit Auswirkungen auf die Gesundheit?
Wir sind soziale Wesen. Vereinsamten Wesen fehlt etwas ganz Wesentliches. Qualitativ hochwertige Beziehungen fördern die Gesundheit ganz stark.
Was am 4. Oktober in Ordnung ist, ist am 24. Dezember schwer erträglich.
Dietmar Kratzer
„Erwartungen zurückschrauben“
Wie wirken sich Feiertage auf einsame Menschen aus?
Kulturell und gesellschaftlich gesehen ist das eine Zeit, die man in der Familie, in der Gemeinschaft verbringt. Dort wird vielen die Einsamkeit noch deutlicher. Was am 4. Oktober in Ordnung ist, ist am 24. Dezember schwer erträglich. Es gibt diese Erwartungshaltung, was zu Weihnachten alles passieren sollte: Alle müssen sich freuen, aber natürlich sind Konflikte nicht aus der Welt. Die Erwartungen könnte man eine Spur zurückschrauben.
Was kann man gegen Einsamkeit machen?
Wenn wir da ein Rezept hätten (verzweifeltes Lachen). Es würde helfen, wenn sich Menschen von sich aus trauen, andere anzusprechen – sowohl Einsame als auch alle anderen. Über den Schatten springen: Alte Freunde oder Familienmitglieder von sich aus kontaktieren und nicht immer warten, bis die anderen etwas machen. Auch einmal in der Nachbarschaft nachfragen: „Wie geht’s Ihnen?“ Dass man sich ein bisschen für andere verantwortlich fühlt, würde auch helfen.
Projekte zeigen: Gemeinsam ist man stärker
Die „Krone“ stellt zwei Initiativen vor, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Menschen, die sich Gesellschaft wünschen, Freundschaft und Familie zu spenden.
Dass es im Alter mehr Gemeinschaft braucht - davon ist Frau Eder überzeugt und hat kurzerhand einen Stammtisch gegründet. „Es geht darum, zu reden, aber nicht nur über Krankheiten. Sondern über alles, was für uns relevant ist, sei es juristisch oder wenn‘s ums Wohnen geht, Pensionen, das Thema Altersheim oder Sicherheit“, zählt sie auf. Es geht aber nicht nur um den Austausch, sondern darum, Freundschaften zu knüpfen und Selbstsicherheit zu gewinnen. Eingeladen ist jeder, man muss dafür nicht verwitwet oder single sein. Ausflüge mit neuen Freunden sollen ebenfalls möglich sein, auch für leicht Gehbehinderte.
Die Treffen finden einmal im Monat am Donnerstag um 15 Uhr statt, im Dezember wird es der 15. sein. Genaue Infos bekommt man beim Hotel Charlotte in Amras, wo die Treffen stattfinden.
In dieser Familie ist niemand allein
Die Vision von Daniela Mayr ist es, eine besondere Familie zu schaffen für alle, die über die Feiertage sonst allein wären. An vorerst drei Terminen lädt die Innsbruckerin ins Stadtteiltreff Pradl (Dr.-Glatz-Straße 1) in Innsbruck ein. Willkommen ist wirklich jeder. Es wird Tee geben, Kekse und Knabbergebäck. Bei gemeinsamen Gesprächen sollen sich alle in ungezwungener Atmosphäre kennenlernen und Kontakte knüpfen. Mit Freundin Sonja Reich hat Daniela bereits eine Helferin gefunden, die die Treffen mit ihr gestaltet. Über weitere Mithelfer würden sich die Frauen freuen.
Interessierte können sich unter der E-Mail-Adresse menschenfamilie@gmx.at melden. Die Termine für die ersten Treffen: 25.12., 10-11.30 Uhr; 30.12., 16-17.30 Uhr; 05.01., 16-17.30 Uhr.
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