Nach außen hin präsentiert sich Twitter-Chef Elon Musk gerne als Kämpfer für die Meinungsfreiheit. Wenn es allerdings um seine Person geht, sollten andere ihre Meinungen besser zurückhalten. So auch Jack Sweeney, der via Twitter verriet, wo sich Musk gerade aufhält. Nun wurde sein Konto gesperrt. Musk macht einen Vorfall mit einem „verrückten Stalker“ dafür verantwortlich.
Sweeney aus Florida hatte Anfang Februar für Schlagzeilen gesorgt, weil er über Flugzeug-Tracking-Websites den Standort der Privatjets Superreicher verfolgte und anschließend automatisch per Twitter-Bot im Kurznachrichtendienst über sämtliche Reisen informierte. Zu den „verfolgten“ Personen zählten unter anderem Bill Gates und Jeff Bezos, die Gründer der Milliardenkonzerne Microsoft und Amazon.
Musk bot Teenager „Schweigegeld“
Und eben auch Elon Musk, der damals „nur“ Chef von Tesla und SpaceX war, dafür aber auch noch reichster Mensch der Welt. Als solcher fand Musk es offenbar weniger lustig, dass Angaben darüber, wann er wo abhebt und landet, über den Kurznachrichtendienst für jedermann abrufbar sind. In einer Privatnachricht ließ er den damals 19-jährigen Sweeney wissen: „Ich mag die Vorstellung nicht, von einem Verrückten erschossen zu werden“ - und bot Sweeney 5000 Dollar, um das Konto zu löschen.
Sweeney lehnte ab, erhöhte in einem Gegenangebot auf 50.000 Dollar oder zumindest ein Praktikum bei Tesla, hörte dann aber nichts mehr von Musk. Der Milliardär hatte ihn auf Twitter blockiert. Sperren konnte er das Konto @ElonJet allerdings (noch) nicht. Auch nach der 44 Milliarden Dollar schweren Übernahme des Kurznachrichtendienstes im Oktober zeigte Musk dahingehend zunächst keinerlei Ambitionen. Noch am 7. November erklärte er in einem Tweet, dass sein Bekenntnis zur Meinungsfreiheit so stark sei, dass er den Account zu seinem Jet nicht sperren werde.
Meinung geändert, Konten gesperrt
Nur wenige Wochen später dürfte der selbst ernannte „Absolutist der Meinungsfreiheit“ seine Meinung geändert haben: Am Mittwoch teilte Sweeney laut Medienberichten über sein persönliches Konto mit, dass @ElonJet dauerhaft gesperrt worden sei. Inzwischen dürfte der Kurznachrichtendienst auch Sweeneys persönliches Konto gesperrt haben. Am Donnerstagvormittag war es jedenfalls nicht mehr abrufbar (siehe Screenshot unten).
Neue Twitter-Richtlinie
Wenig später gab Twitter die Einführung einer Richtlinie bekannt. Demnach ist es nun verboten, den Live-Standort einer anderen Person zu teilen, es sei denn, es handelt sich um ein „öffentliches Engagement oder Ereignis“, wie ein Konzert oder eine politische Veranstaltung. „Wenn jemand den Live-Standort einer Person auf Twitter teilt, besteht ein erhöhtes Risiko für körperliche Schäden“, erläuterte der Kurznachrichtendienst. „In Zukunft werden wir Tweets entfernen, die diese Informationen teilen, und Konten, die den Live-Standort einer anderen Person teilen, werden gesperrt.“
Musk kündigt nach Stalking-Vorfall rechtliche Schritte an
Musk selbst hat sich in der Causa inzwischen ebenfalls zu Wort gemeldet. Am Donnerstag kündigte er via Twitter „rechtliche Schritte“ gegen Sweeney und „Organisationen, die die Schädigung meiner Familie unterstützt haben“, an. Als Grund dafür führte Musk an, dass sein Sohn von einem „verrückten Stalker“ durch Los Angeles verfolgt worden sei. Der Mann habe das Auto, in dem er Musk vermutete, am Weiterfahren gehindert und sei anschließend auf die Motorhaube geklettert.
In einem weiteren Tweet veröffentlichte Musk einen „Fahndungsaufruf“, um die Identität des mutmaßlichen Stalkers zu klären.
Tracker auf anderen Plattformen weiter aktiv
Pech für Musk: Sweeney betreibt entsprechende Konten auch auf anderen Plattformen wie Facebook, Instagram oder Telegram. Demnach flog Musk unmittelbar nach der Sperre von Sweeneys Konto vom kalifornischen Los Angeles ins texanische Austin.
Ob Musk überhaupt rechtliche Handhabe gegen diese Konten hat, bleibt abzuwarten. Die Fluginformationen sind schließlich öffentlich abrufbar, Sweeney lässt sie lediglich auslesen.
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