Oh du Fröhliche ...? Weihnachten sollte die friedlichste und harmonischste Zeit des Jahres sein. Doch in vielen Familien entzünden sich zugleich mit den Kerzen am Christbaum auch die Konflikte - und es wird gestritten, was das Zeug hält. Wie Sie das vermeiden können - und Frieden beim Weihnachtsessen im Kreise der Verwandtschaft herrscht, erfahren Sie hier. Denn Bestsellerautorin Alexandra Reinwarth („Am Arsch vorbei geht auch ein Weg“) verrät uns im Interview viele kleine, aber effektive, Kniffe, wie Harmonie zum Fest kein Wunschtraum bleibt - eine schöne Bescherung!
Gerade die Weihnachtsfeiertage sind sehr anfällig für Krach im Familienkreis. Dies ergibt sich einfach dadurch, dass nun nach einer meist stressigen Vorweihnachtszeit voller Verpflichtungen - Punschtrinken, Geschenkesuche, Abschlussarbeiten in Schule und Beruf etc. - endlich Ruhe einkehrt. Doch man ist ausgelaugt und daher sehr empfindlich, reagiert auf Kleinigkeiten übermäßig emotional.
Perfektionismus führt zu Enttäuschung
Oft sind auch die Erwartungshaltungen an den Heiligen Abend viel zu hoch gesetzt, Enttäuschungen führen zu Traurigkeit und Wut. Alles, was nicht nach Plan läuft, wird überbewertet: Schließlich hat man sich so viel Mühe gegeben, damit es allen gut geht und allen alles gefällt, und dann ziehen die Kinder nicht das Gewand an, das man so liebevoll für sie ausgesucht hat, der Partner weigert sich, bei den letzten Vorbereitungen zu helfen, die Schwiegermutter - oder der einzige Corona-Leugner der Familie - sagt sich an und zu guter Letzt liegen auch noch Krawatten oder gar Socken unter dem Baum. Mehr ist nicht notwendig, um das Weihnachtsfest abzuschreiben.
Dabei helfen schon einige einfache Tipps, um Weihnachten wirklich schön werden zu lassen.
Tipp 1 - Erwartungen niedrig halten
Ob die Gans etwas zu resch ist oder die Geschenke nicht genau passen - nehmen Sie es nicht zu ernst. Freuen Sie sich darüber, dass Ihre Familie zusammen ist und Sie einen Partner und/oder tolle Kinder haben. Je höher Ihre Erwartungshaltung, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass Sie enttäuscht werden. Auch etwaige perfektionistische Anwandlungen haben unterm Tannenbaum nichts verloren. Denn je mehr Sie sich selbst unter Druck setzen, desto angespannter und reizbarer sind Sie. Vorbereitungen für den Abend erledigen Sie am besten in kleinen Einheiten schon vorab, damit Sie bei der Feier selbst entspannter sind und nicht todmüde von den Arbeiten dafür.
Tipp 2 - Freiräume zulassen
Gerade, wenn man mit vielen Familienmitgliedern feiern will, kommen zahlreiche unterschiedliche Vorstellungen zusammen: ob man in die Kirche geht, ob vor oder nach dem Essen die Bescherung stattfindet, ob es Fisch oder Gans zu essen gibt oder darüber, wo und wie lange die Feier stattfinden soll. Versuchen Sie, all das im Vorfeld zu besprechen und einen Kompromiss zu finden. Auch wenn Sie nur Teile des Abends miteinander verbringen, kann das Weihnachtsfest sehr schön werden - schöner, als wenn Sie krampfhaft versuchen, Ihre quasi erwachsenen Kinder unterm Baum zu behalten, während diese gerne noch mit dem Freund oder der Freundin feiern würden. Weiters ist es empfehlenswert, nicht an Traditionen festzuhalten, wenn die Mehrheit der Anwesenden dagegen ist: Bereitet es Ihrer Familie keine Freude, Weihnachtsgedichte unterm Baum vorzulesen, bestehen Sie nicht darauf. Denn das drückt auf die Stimmung.
Tipp 3 - Gäste bewusst einladen
Wenn Sie mit manchen Familienmitgliedern nicht gut auskommen, laden Sie diese nicht aus reinem Pflichtgefühl heraus ein. Denn dann ist die Atmosphäre streitgeladen. Besteht z.B. Ihr Partner auf gemeinsamer Zeit mit seinen Eltern am Weihnachtstag und kommen Sie mit seiner Mutter nicht klar, versuchen Sie, einen kurzen Besuch zu arrangieren, den Sie jederzeit beenden können. Auch Bestseller-Autorin Alexandra Reinwarth plädiert für ein ruhiges Gewissen: „Verwandte, die jedes Jahr für Stress oder Streit sorgen, müssen sie nicht einladen. Schütteln Sie diese Schuld ab, sie gehört nicht Ihnen!“
Tipp 4 - Keinen Streit entfachen lassen
Wenn Sie merken, dass eine Situation beginnt zu überhitzen, sollten Sie nicht auf jedes Reizwort reagieren, sondern das Thema wechseln oder unauffällig kurz aus dem Raum gehen, um wieder ruhig zu werden. Zu schnell entzündet sich sonst ein Konflikt - vor allem in Corona-Zeiten. Merken Sie, dass bewusst gestichelt wird, stellen Sie ruhig und freundlich klar, dass Sie an diesem Abend keine Diskussionen führen wollen. Auch übermäßiger Alkoholgenuss sollte vermieden werden, da das streitlustig macht bzw. die Zunge lockert.
Tipp 5 - Kein stressiges Programm aufstellen
Es ist keine Pflichtübung, sich an den Feiertagen durch die Wohnzimmer sämtlicher Onkeln, Tanten, Cousinen, Cousins und Nachbarn zu hetzen. Machen Sie sich nur jene Besuche aus, auf die Sie wirklich Lust haben und die sich zeitlich gut ausgehen. Wenn Ihre Kinder nicht zu allen Besuchen mitkommen wollen, sollten Sie auch das akzeptieren - besser Sie gehen alleine, als Sie haben den grantelnden Nachwuchs bei sich, denn das drückt allen Anwesenden auf die Stimmung.
Tipp 6 - Was letztes Jahr nicht funktioniert hat, heuer ändern
Jedes Jahr gibt es Streit, weil der Partner nicht mit zur Schwiegermutter will? Beharren Sie nicht länger darauf und machen Sie sich allein schöne Stunden mit Ihren Eltern. Sie werden erstaunt sein, wie sehr sich die Stimmung zum Positiven wandelt, wenn Sie auch einmal nachgeben oder nicht auf einer Tradition oder Gewohnheit beharren, die nur Stress und Diskussionen mit sich bringt.
Alexandra Reinwarth ist Bestsellerautorin und hat zahlreiche erfolgreiche Bücher geschrieben, darunter „Am Arsch vorbei geht auch ein Weg“ und „Das Leben ist zu kurz für später“ sowie die Reihe „Was ich an dir liebe". Sie lebt mit ihrem Sohn, Hund und Katze in Valencia und isst gerne Meeresfrüchte.