Greenpeace-Experte:

„Wir haben in Österreich eine Artenkrise“

Klima & Umwelt
15.12.2022 18:17

In Montreal (CAN) findet derzeit die UNO-Artenschutzkonferenz statt. Greenpeace Artenschutz-Experte Lukas Meus sagt im krone.tv-Talk mit Jürgen Winterleitner, dass die Konferenz hinter den Erwartungen zurückliegt. Die Verantwortung über Artenschutz-Maßnahmen liegt bei der Politik, so der Experte. Laut ihm geht weltweit gesehen alle zwei Sekunden (!) eine Fläche, so groß wie ein Fußballfeld verloren. Dass in Österreich mit der Natur alles in Ordnung sei, stimmt leider nicht. Laut dem Artenschutz-Experten von Greenpeace befindet sich auch Österreich in einer Artenkrise. Demnach seien 39% der Tiere in Österreich bedroht.

Unter Artenschutz versteht man die Gesamtheit der Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Förderung der wildlebenden Tier- und Pflanzenwelt in ihrer natürlichen Vielfalt. Aufgabe des Artenschutzes ist es, für alle Arten Erhaltungs-, Rückzugs- und Ausbreitungsgebiete zu schaffen.

Weit weg von historischen Ergebnissen
Vertreter aus fast 200 Staaten treffen sich also derzeit in Montreal, um einen Ausweg aus der zweiten globalen Umweltkrise zu finden: der rasant schwindenden Artenvielfalt auf der Erde. Auf dem Programm der 15. UN-Artenschutzkonferenz, steht ein weltweiter Pakt nach Vorbild des Pariser Klimaabkommens, der den Artenverlust stoppt und eine nachhaltige Ressourcennutzung sicherstellt.

(Bild: krone.tv)

Lukas Meus, der Artenschutz-Experte von Greenpeace sagt, dass zur Halbzeit der Konferenz, man noch weit weg davon sei, um von einer historischen Konferenz sprechen zu können. Derzeit biete sich das Bild, dass viele Länder zurückschrauben, wenn es um konkrete Ziele geht. Bei diesen Zielen nennt der Greenpeace-Experte auszugsweise das viel zitierte „30x30“-Ziel: 30 Prozent der Landes- und Meeresfläche sollen bis 2030 unter Naturschutz gestellt werden.

(Bild: krone.tv)

Schutz von indigenen Gemeinschaften
Als weiteres Ziel der UN-Artenschutzkonferenz nennt der Experte im Talk mit Jürgen Winterleitner auch den Schutz indigener Völker, wie zum Beispiel jener im Amazonas-Regenwald-Gebiet in Brasilien. Laut Meus müssten die Recht von Indigenen Gemeinschaften besser geschützt werden und dies müsse auch im Abkommen nach der Artenschutzkonferenz so verankert werden. Indigene Gemeinschaften seien die besten Schützer der Natur weltweit.

Zitat Icon

Mit unserem bodenlosen Appetit auf unkontrolliertes und ungleiches wirtschaftliches Wachstum ist die Menscheit zu einer Massenvernichtungswaffe geworden.

UNO-Generalsekretär Antonio Guterres bei der Eröffnung der UNO-Artenschutzkonferenz

In Brasilien beispielsweise wird immer mehr vom Amazonas Regenwald zerstört und indigene Gemeinschaften werden aus dem Regenwald verdrängt. Der Artenschutz-Experte Meus sagt, dass klar sein muss, wenn wir (die Welt) den Amazonas-Regenwald verlieren, dann verlieren wir auch den Kampf gegen die Artenkrise und dann verlieren wir gleichzeitig auch den Kampf gegen die Klimakrise.

EU verhandelt auf der UNO-Artenschutzkonferenz enttäuschend
Von den EU-Ländern erwarte sich Greenpeace, dass sie die Finanzierung bereitstellen, damit die Artenschutz-Ziele erreicht werden können. Hinsichtlich der UNO-Artenschutzkonferenz sagte Greenpeace-Experte Meus, dass die EU auf dieser Konferenz enttäuschend verhandle.

Auch in Österreich gäbe es bedrohte Arten. Österreich sei ein artenreiches Land mit vielen Wäldern. Viele Menschen in Österreich würden glauben, dass mit der Natur in Österreich alles in Ordnung sei. Dieses Image stimmt jedoch laut dem Greenpeace-Experten nicht. Er sagt, dass wir auch in Österreich eine Artenkrise haben: Rund 39% der Tierarten in Österreich seien bedroht. Jede zweite Art der Wirbeltiere ist in Österreich vom Aussterben bedroht. Der Ball zum Artenschutz in Österreich liegt laut dem Artenschutz-Experten bei den Bundesländern. Es sei deshalb wichtig, dass die Bundesländer Maßnahmen zum Artenschutz ergreifen. Es brauche eine Verbesserung der derzeitigen Schutzgebiete und außerdem brauche es auch neue Schutzgebiete in Österreich, so Lukas Meus von Greenpeace.

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