Westbalkan, Mittelmeer

Illegale EU-Einreisen nahmen im Jahr 2022 zu

Ausland
16.12.2022 07:29

In diesem Jahr sind deutlich mehr Flüchtlinge und Migranten ohne Erlaubnis in die Europäische Union gekommen als noch 2021. Die EU-Grenzschutzagentur Frontex registrierte in den ersten elf Monaten dieses Jahres rund 308.000 Grenzübertritte. Das ist ein Zuwachs um 68 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die in Warschau ansässige Behörde sprach vom höchsten Wert der ersten elf Monate seit dem Jahr 2016.

Obwohl viele Länder ihre Maßnahmen gegen Einwanderer verstärkten, gingen die Zahlen wieder nach oben. Die aktivste Route führte über den Westbalkan, wo rund 140.000 Übertritte registriert wurden.

Das waren zweieinhalb Mal so viele wie noch 2021 und der höchste Wert seit der Flüchtlingskrise des Jahres 2015.

98.000 Bootsmigranten in Italien angekommen
Ebenfalls deutlich mehr ankommende Migranten verzeichnete Italien, wo das Innenministerium bis Mitte Dezember mehr als 98.000 Bootsmigranten zählte; von Jänner bis Dezember 2021 waren es gut 63.000 gewesen. In Griechenland und Zypern kamen in diesem Jahr bisher jeweils rund 17.000 Menschen an - auch dort waren es im Vorjahreszeitraum deutlich weniger.

430 Migranten von einem in Seenot geratenen Fischerboot südlich von Kreta (Bild: APA/AFP/FLASHNEWS.GR/STR)
430 Migranten von einem in Seenot geratenen Fischerboot südlich von Kreta

2000 Migranten im Mittelmeer umgekommen
Viele Menschen aus Afrika, dem Nahen und Mittleren Osten oder Südostasien verlassen ihre Heimat, weil sie sich in Europa ein besseres Leben erhoffen. Häufig werden sie vertrieben von klimatischen Bedingungen, Konflikten oder den jeweiligen Machthabern. Oft wagen sie gefährliche Überfahrten über das Mittelmeer in Richtung Griechenland, Italien oder Spanien - laut der UN-Organisation für Migration (IOM) starben bis Dezember fast 2000 Migranten im Mittelmeer, gut 1360 allein zwischen Nordafrika und Italien.

Giorgia Meloni will Seeblockade
Vor dem Internationalen Tag der Migranten an diesem Sonntag werben manche Politiker für noch stärkere Maßnahmen gegen Einwanderer ohne Erlaubnis: Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) fordert von der EU Geld für Grenzzäune in Rumänien, Bulgarien und Ungarn. Er will „das Tabu Zäune brechen“, wie er sagte. Italiens ultrarechte Ministerpräsidentin Giorgia Meloni machte sich schon im Wahlkampf für eine Seeblockade im Mittelmeer und Migranten-Lager in Afrika stark.

Zumindest in Polen haben Zäune ihre Wirkung schon erreicht: Im Juni wurde ein 187 Kilometer langer Grenzzaun zu Belarus fertiggestellt. Trotzdem kamen von Jänner bis November 14.900 Migranten illegal über die Grenze - 2021 waren es noch knapp 40.000 Menschen gewesen.

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