Vitiligo, Haarausfall

Off-Label-Medikamente als Hoffnung bei Hautleiden

Gesund Aktuell
18.12.2022 14:00

Chronisch juckende Haut, große unregelmäßige weiße Flecken im Gesicht, büschelweise Haarausfall: bei schwer zu behandelnden Hautkrankheiten kommen auch nicht zugelassene Medikamente zum Einsatz. 

An chronischem Pruritus (Juckreiz) leiden rund 15% der Menschen in Österreich. Der ständige Drang, sich zu kratzen, sogar bis die Haut blutet, steht nicht nur in Zusammenhang mit diversen Grunderkrankungen (z.B. Funktionsstörungen der Leber oder Niere, Diabetes, Parasitenbefall, Allergien, Schuppenflechte), das unangenehme Gefühl kann auch ohne organischen Auslöser auftreten. Daraus ergeben sich dann wieder neue Hautprobleme wie offene Stellen, Infektionen oder sogar Geschwüre.

„In Ermangelung zugelassener wirksamer Therapien sind Off-Label-Einsätze von Medikamenten erforderlich, um überhaupt Linderung für die geplagten Patienten erreichen zu können. Sie sind uns von großem Nutzen“, so Prof. Dr. Franz Legat, MedUni Graz anlässlich eines Pressegesprächs der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie (ÖGDV) bei einem Pressegespräch in Wien. Zu diesen gehören etwa immun unterdrückende Substanzen, Antihistaminika, Biologika für Neurodermitis und auch Antiepileptika.

Was bedeutet „off-label“

Der Begriff „Off-Label-Medikament“ bezieht sich auf die Anwendung von bereits bestehenden Arzneimitteln außerhalb der Bedingungen ihrer Zulassung. Das war in der Behandlung von Covid-19 äußerst hilfreich, kommt aber auch in der Dermatologie immer mehr zum Tragen. Besonders bei Krankheiten, die schwer behandelbar, aber psychisch sehr belastend für die Patienten sind und für die es (noch) keine darauf zugeschnittene Therapie gibt.

Vitiligo, eine Pigmentstörung der Haut, die durch das Auftreten weißer Flecken durch Zerstörung der farbbildenden Zellen aufgrund eines fehlgeleiteten Immunsystems gekennzeichnet ist, wurde zum Markenzeichen des kanadischen Models Winnie Harlow. Im Alltag empfinden Betroffene ihr besonderes Aussehen meist nicht als so positiv, versuchen, die Hautstörung mittels Make-up so gut wie möglich zu verstecken und schämen sich für ihr Erscheinungsbild.

Prozess der Zellzerstörung aufhalten
Die Standardtherapie umfasst eine stellenweise Anwendung von Hormoncremes, UVB-Licht- bzw. Lasertherapie, am besten in Kombination - alles leider mit ernsten Nebenwirkungen behaftet. Ein entscheidender Fortschritt wurde nun durch die Entschlüsselung eines Signalweges in den Hautzellen erzielt, welche verantwortlich für die Zerstörung der Melanozyten (bilden das braune Hautpigment) sind. Das ermöglicht die Anwendung von für Atopische Dermatitis zugelassener Medikamente, um diesen Prozess aufhalten.

Kreisrundem Haarausfall (Alopecia areata) liegt eine der häufigsten Autoimmunerkrankungen zugrunde und tritt bei etwas mehr als 2% der Bevölkerung auf. Einen mutigen Schritt machte ORF-Moderator Oliver Baier („Was gibt es Neues?“), als er sich vor einigen Jahren öffentlich zu seiner Krankheit bekannte.

Sehr gute Erfolge in der Behandlung zeigten sich beim Off-Label-Einsatz eines Mittels für rheumatoide Arthritis (sog. Januskinase-Inhibitor). Vor wenigen Wochen wurde in Europa die erste systemische Therapie mit einer solchen Substanz zur Behandlung der fortgeschrittenen Alopecia areata zugelassen, wie Prof. Priv.-Doz. Dr. Johannes Griss, Universitätsklinik für Dermatologie, MedUni Wien, berichtete.

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