Kurz vor dem Crash des Zahlungsdienstleisters schmiedeten Kaufhaus-Jongleur Benko und der Wirecard-Boss Braun Pläne für eine „strategische Partnerschaft“ ...
Es ist der Prozess des Jahres. Und des nächsten. In Deutschland. Für einen Österreicher. Markus Braun, einst schillernder Chef des Zahlungsdienstleisters Wirecard, muss sich seit vergangener Woche in München-Stadelheim vor Gericht verantworten. Es geht laut Anklage um banden- und gewerbsmäßigen Betrug, Untreue, Bilanzfälschung und Marktmanipulation. 1,9 Milliarden Euro sollen sich im Sommer 2020 in Luft aufgelöst haben. Zur Aufarbeitung eines der größten deutschen Wirtschaftsskandale sind vorerst rund 100 Verhandlungstage anberaumt.
Im Frühjahr 2020, wenige Monate vor dem Milliardenschwund, der am Ende das Aus für Wirecard bedeuten sollte, war die Welt für Braun noch in Ordnung. Er pflegte engen Kontakt zu einem Firmengründer, der derzeit in Österreich im großen Chorherr-Korruptionsprozess vor Gericht steht: zu Kaufhaus- und Immobilienjongleur René Benko. Bereits im März 2021 hatte krone.at über angebliche „Medienpläne“ der beiden berichtet. So hatte der damalige Wirecard-Boss Braun am 20. Februar 2020 an Benko und dessen Berater Dieter Berninghaus geschrieben, dass er sich „für das sehr interessante Gespräch“ bedanke: „Ich bin überzeugt, dass zwischen unseren beiden Häusern eine sehr spannende strategische Partnerschaft entstehen kann.“
Der Vermittler
Mittlerweile liegt der „Krone“ eine E-Mail-Korrespondenz vor, die zumindest offenbart, wer das Treffen zwischen Benko und Braun eingefädelt haben dürfte: Christian Angermayer, ein umtriebiger deutscher Milliardär mit besten Beziehungen zu Investor Peter Thiel, der bekanntlich Altkanzler Sebastian Kurz unter Vertrag genommen hat. Kurz war erst im Sommer auf Einladung von Angermayers Aurora-Institut in St. Tropez zu Gast gewesen. Angermayer hatte schon an Regierungschef Kurz Gefallen gefunden, er gestand im „Profil“ ein, dass er dessen Politik unterstützen hätte wollen. Am Ende sei es aber zu keiner finanziellen Zuwendung an die ÖVP gekommen.
Jedenfalls schreibt Angermayer am 19. Februar 2020 an Braun und Benko: „Hallo Markus, Rene. Wie besprochen solltet Ihr euch morgen in Wien treffen. Lg Christian“. Daraufhin gibt Braun ein Zeitfenster vor. Benko schreibt zurück: „Ich bin bei uns im 1. Obergeschoss in der Konferenzetage vom Park Hyatt - Konferenzraum 5 ist für uns reserviert.“ Knapp drei Jahre später sind für Braun und Benko nicht nur Konferenzräume, sondern auch Plätze in Gerichtssälen reserviert.
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