Die Inflation hat vor allem jene Menschen getroffen, die ein mittleres Einkommen haben. Das zeigt eine aktuelle Studie der wirtschaftsliberalen Denkfabrik Agenda Austria. Laut OECD-Definition zählen zur Mittelschicht Haushalte mit 75 bis 200 Prozent des Median-Einkommens.
Die Mittelschicht musste bereits 2020 in der Corona-Pandemie Einbußen hinnehmen und findet auch in diesem Jahr eine schwierige Lage vor. „Da hat der Staat es nicht mehr geschafft, Mehrbelastungen abzufangen. Er kann es unserer Meinung nach auch nicht wirklich schaffen, weil es einfach zu teuer und auch nicht zielführend ist für den Sozialstaat, alle Menschen zu subventionieren“, sagte Hanno Lorenz von der Agenda Austria. Derzeit würden die Haushalte die Mehrbelastungen tragen, entweder direkt oder über Steuern.
Schrumpft Mittelschicht?
In diesem Jahr werde der Wohlstand der Mittelschicht stärker einbrechen als für niedrige Einkommen, weil der Staat diese stärker stütze. Das werde im kommenden Jahr durch die neuen Lohnabschlüsse zunächst etwas korrigiert werden, wobei sich das später durch die hohe Inflation wieder ändere. „Insgesamt lässt sich sagen: Wenn wir es schaffen, die Inflation in absehbarer Zeit einigermaßen in den Griff zu bekommen, dann wird es wahrscheinlich bei diesem stagnierenden Wohlstand in der Mittelschicht für ein, zwei, drei Jahre bleiben“, sagte Lorenz. Wenn die Inflation hingegen nicht niedriger werde, dann werde die Mittelschicht schrumpfen.
Während in manchen europäischen Ländern die Mittelschicht in den vergangenen Jahrzehnten zurückgegangen sei, sei dies hierzulande nicht der Fall gewesen, sagte Lorenz. „Österreich hat im internationalen Vergleich seine sehr, sehr breite Mittelschicht. Sie umfasst also einen sehr großen Personenkreis. Und in den letzten zwanzig Jahren hat sie sich nicht wesentlich verändert. Das heißt, 1997 gehörten anteilsmäßig genauso viele Menschen zur Mittelschicht, wie das 2019 der Fall war.“ 67,4 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher waren es vor drei Jahren.
Lohnerhöhungen nur kurzfristig
Konkret bedeutet das, dass sie 75 bis 200 Prozent des Median-Einkommens erhalten. Berücksichtigt werden auch Transferleistungen, wie etwa Kindergeld. „Keine massiven Wohlstandsverluste in der Mitte“ gibt es laut Lorenz bei Inflationswerten von zwei bis drei Prozent.
Anhaltend hohe Inflationsraten von sechs Prozent oder mehr könnten auf Dauer nicht durch Lohnerhöhungen ausgeglichen werden. „Ich gehe nicht davon aus, dass man drei Jahre lang diese Lohnsteigerungen mitgehen kann, dann wird man einen Wettbewerbsnachteil haben und es wird zu Unternehmensschließungen kommen. Dann geht es auch nicht darum, ob gestreikt wird oder nicht, sondern wir werden eine steigende Arbeitslosigkeit haben in Österreich und das führt dann natürlich zu Wohlstandsverlusten und zu Einkommensverlusten auch in der Mittelschicht.“ Laut Lorenz sei zudem die Abgabenbelastung auf die Arbeit zu hoch. Teilweise sei es finanziell gar nicht attraktiv, Vollzeit zu arbeiten.
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