Kurt Weills und Ogden Nashs Musical „Ein Hauch von Venus“ ist als österreichische Erstaufführung an der Grazer Oper zu sehen - mit einer beeindruckenden Hauptdarstellerin und einem schwachen Regie-Konzept.
Kurt Weill hat nicht nur mit Bertolt Brecht große Erfolge gefeiert, nach seiner Flucht vor den Nazis in die USA wurde er auch dort ein vielbeschäftigter Komponist. 1943 erlebte sein Musical „One Touch of Venus“ am Broadway seine bejubelte Uraufführung.
Höflich beklatscht
In Graz ist nun die höflich beklatschte österreichische Erstaufführung des Werks zu sehen. Um ein durchschlagender Erfolg zu werden, fehlt es der Produktion nicht an guten Darstellern, aber an einem stringenten Regiekonzept. Zu viele mehr oder weniger originelle Einfälle von Magdalena Fuchsberger verderben hier den Brei. Da spielt das Kriegsjahr 1943 eine optisch zu dominante Rolle, da verwandelt sich der amerikanische Friseur Rodney Hatch plötzlich in einen orthodoxen Juden, da wird eine Vielzahl an Klischees aneinandergereiht. Die ohnehin simple Geschichte der Göttin Venus, deren Statue durch den Friseur zum Leben erweckt wird, und die sich darauf in den biederen Langweiler verliebt, sich aber doch lieber wieder in eine Statue verwandelt, als er vom biederen Vorstadtleben schwärmt, bleibt auf der Strecke. Da kommen keine Gefühle über die Rampe, und selbst die - in deutscher Sprache gesungenen - Welthits zünden nicht wirklich.
Bomben-Einlage
Besonders zu hinterfragen ist die halblustige Balletteinlage mit Panzern, Bomben und Bazookas in einer Zeit, in der in Europa wieder Krieg herrscht. Sonst sind die Ballett-Nummern (Choreografie: Alexander Novikov) durchaus hübsch, mehr Tänzer hätten allerdings auch mehr Wirkung gezeigt.
Und warum die Kostüme (Valentin Köhler) jeden Einzelnen in eine Karikatur verwandeln, erschließt sich auch nicht. Selbst die Bühne von Monika Biegler - ein Metallgerüst mit Venusfragmenten - steuert wenig zum Verständnis des Abends bei.
Musik überzeugt
Was hingegen überzeugt, ist die musikalische Umsetzung durch Marcus Merkel und die Grazer Philharmoniker. Mit Tempo fegen sie durch die Partitur, zeigen aber auch die vielen Nuancen, die Weill in sein Werk eingearbeitet hat. Dazu kommt Dionne Wudu als Venus, die stimmlich und darstellerisch alles überstrahlt. Gegen sie hat Christof Messner als Rodney keinen leichten Stand, zumal er mit den Höhen zu kämpfen hat. Wunderbar als reicher Kunstsammler Ivan Oreščanin, spritzig Monika Staszak als seine Assistentin und so komisch wie stimmstark Corina Koller als sitzengelassene Verlobte und Regina Schörg als ihre Mutter. Ebenfalls gut in Form: Benjamin Ruffin, Ricardo Frenzel Baudisch und Michael Großschädl.
Die hervorragende Ensemble-Leistung verdeutlicht aber auch, was mit einer konzentrierteren Regie möglich gewesen wäre.
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