Virus außer Kontrolle
Corona-Wellen treffen China jetzt mit voller Härte
Die Corona-Lage in China ist nach den Lockerungen völlig außer Kontrolle geraten. So kann nicht nur die Ausbreitung der Fälle nicht mehr nachverfolgt werden, auch das Gesundheitswesen steht vor einem Kollaps. Offizielle Angaben zu Infektions- und Todesfällen gibt es nicht mehr, bei letzteren sollen die Zahlen zudem massiv geschönt worden sein, heißt es. Und die Lage dürfte sich noch weiter zuspitzen, denn bis zum Frühjahr erwartet das Reich der Mitte weitere Infektionswellen.
Mitte Dezember hatte China eine komplette 180-Grad-Wendung in Sachen Corona-Politik begonnen, die Auswirkungen davon sind nun verheerend. Denn auf die Welle von Corona-Fällen ist China schlecht vorbereitet: Den unterfinanzierten Krankenhäusern fehlen die Kapazitäten, um eine große Zahl von Patienten aufzunehmen. Außerdem sind Millionen ältere Menschen noch immer nicht vollständig gegen das Coronavirus geimpft. In der besonders vulnerablen Gruppe der Über-80-Jährigen beträgt die Durchimpfungsrate nur 66 Prozent nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua.
Mit Corona-Symptomen zur Arbeit
Dennoch können mittlerweile auch Menschen mit Corona-Symptomen in China wieder zur Arbeit gehen. „Leicht symptomatische“ Angestellte der Regierung, der Partei und des Staates in der 32-Millionen-Einwohner-Stadt Chongqing im Süden des Landes könnten „nach persönlichen Schutzmaßnahmen entsprechend ihrer körperlichen Verfassung“ ganz normal arbeiten, berichtete die Zeitung „Chongqing Daily“ am Montag unter Berufung auf städtische Behörden.
Außerdem wurden die Einwohner aufgefordert, sich nicht „unnötigerweise“ einem Test zu unterziehen. Auch ein negatives Testergebnis muss demnach nicht mehr vorgelegt werden. Ausnahmen würden lediglich für bestimmte Einrichtungen wie Pflegeheime, Schulen und Gefängnisse gelten. Auch in der östlichen Provinz Zhejiang, einem wichtigen Wirtschaftszentrum mit mehr als 60 Millionen Einwohnern, hieß es am Sonntag, dass Menschen mit leichten Symptomen bei Bedarf „weiterarbeiten können, sofern sie persönliche Schutzmaßnahmen ergreifen“.
Lange Schlangen vor Fieber-Kliniken
Behörden landesweit haben die Menschen generell dazu ermutigt, sich zu Hause zu isolieren, während sie sich von der Krankheit erholen - eine abrupte Kehrtwende der chinesischen Führung von ihrer früheren strikten Null-Covid-Politik, als Menschen in staatliche Quarantäne-Einrichtungen umziehen mussten. Mittlerweile habe China vollständig die Kontrolle über die Ausbreitung der Corona-Fälle verloren, berichteten jüngst AFP-Reporter. Vor den Fieber-Stationen einer Klinik in Peking standen etwa 50 Menschen in einer Schlange, alle in der Schlange seien „infiziert“, sagte einer von ihnen. „Wir würden nicht kommen, wenn wir es nicht wären.“
Der chinesische Chefepidemiologe des nationalen Gesundheitsamtes, Wu Zunyou, empfahl der Bevölkerung Booster-Impfungen, sonst ist man von staatlicher Seite eher zurückhaltend. Am Montag vermeldeten die Behörden die ersten Covid-bedingten Todesfälle seit der Rücknahme vieler Maßnahmen Anfang des Monats. Doch an der offiziellen Darstellung gibt es Zweifel. Augenzeugen berichten, dass sich vor den Krematorien, in denen die Corona-Toten eingeäschert werden, die Leichenwagen bereits stauen.
Hat China Corona-Todeszahlen frisiert?
Die „Financial Times“ berichtete unter Berufung auf Klinikpersonal und Bestattungsinstitute, dass die Todesfälle in Zusammenhang mit dem Coronavirus deutlich höher als offiziell angegeben sein dürften. Zudem werden laut dem Bericht besonders in Großstädten fiebersenkende Medikamente und Corona-Selbsttests knapp. Die chinesische Regierung äußerte sich dazu nicht, die Hauptstadt Peking kündigte am Montag allerdings an, die weltweite Beschaffung von Covid-19-Medikamenten beschleunigen zu wollen.
Bis zum Frühjahr erwartet die nationale Gesundheitsbehörde jedenfalls noch drei weitere Corona-Wellen. Besonders nach dem chinesischen Neujahrsfest Ende Jänner dürften die Zahlen sprunghaft explodieren und so machen an die schauderhaften Bilder zu Beginn der Pandemie denken lassen.
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