Sklaverei-Erbe
Rutte entschuldigte sich für „unermessliches Leid“
Der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte hat sich am Montag im Namen des Staates für die Rolle des Landes in der Geschichte der Sklaverei entschuldigt. „Der niederländische Staat und seine Vertreter haben jahrhundertelang die Sklaverei ermöglicht und gefördert und davon profitiert“, sagte Rutte am Montag in einer im Fernsehen übertragenen Ansprache. From und Datum der Ansprache waren bis zuletzt umstritten. Auch an der Frage, ob Rutte überhaupt der Richtige ist, der diese historische Rede halten sollte, hatten sich heftige Debatten entzündet.
Der Anlauf zu Ruttes Entschuldigung war zäh. 2001 und 2013 äußerte die Regierung zwar ihr Bedauern, für eine Entschuldigung der ehemals drittgrößten Kolonialmacht der Welt setzten sich Nachfahren von Sklaven und Bewohner damaliger Kolonien aber lange vergeblich ein. Eine von der Regierung eingesetzte Kommission erklärte dann im Juli, dass die Niederlande sich entschuldigen und aktiv für das Bekämpfen der Folgen wie Rassismus einsetzen müssten. Nächstes Jahr gedenkt das Land nun der Beendigung der Sklaverei. Dabei wurde Ruttes Entschuldigungsplan zum Auftakt unabsichtlich publik. Wochenlang wurde herumgedruckst, worum es gehen könnte - und einige waren im Voraus schon unzufrieden.
Forderungen nach Entschuldigung durch König
Surinamische Vereine wollten im Eilverfahren erreichen, dass die Entschuldigung nicht an einem willkürlichen Datum, sondern am 1. Juli kommenden Jahres erfolgt, 160 Jahre nach der offiziellen Abschaffung der Sklaverei durch die Niederlande. Ein Gericht wies die Klage am Donnerstag ab. Für Wirbel sorgte, dass mit Franc Weerwind am Montag ein niederländischer Minister in Surinam reden soll, der selber Nachfahre von Sklaven ist. Ein surinamischer Vertreter forderte, „eine weiße Person“ müsse sich entschuldigen. Rutte lässt Weerwind trotzdem reden - schickte Vizepremier Sigrid Kaag aber vorweg nach Surinam, um die Wogen dort zu glätten. Es gab auch die Forderung, dass König Willem-Alexander die Entschuldigung aussprechen sollte.
Die Kommission hatte übrigens neben der Entschuldigung auch Reparationen empfohlen. Diese schloss Rutte im Vorfeld aus. Es wurde erwartet, dass die Niederlande einen Bildungsfonds mit einem Volumen von 200 Millionen Euro einrichten. Historiker gehen davon aus, dass niederländische Sklavenhändler mehr als eine halbe Million Afrikaner nach Nord- und Südamerika verschleppten, insbesondere nach Brasilien und in die Karibik.
Die intensiven Debatten findet Premier Rutte nicht weiter schlimm. Schon die Debatte der vergangenen Woche habe zu „einem reichen Schatz an Reaktionen“ geführt und die Intensität der Gespräche zum Thema Sklaverei habe zugenommen, meinte er im Vorfeld seiner Rede im Nationalarchiv in Den Haag.
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