Die Lage an Spitälern spitzt sich zu. An der Urologie im AKH droht ein Streik. Ein Mediziner begründet die Maßnahme: „Wir sind alle am Ende.“
Nächster Notruf aus dem AKH - dieses Mal aus der Urologie. Es droht ein Streik, wie die Nachrichtenseite „ZackZack“ berichtet. Die Ärzte weigern sich ab heute, Dienstag, mehr Patienten zu operieren, als Betten für ihre Abteilung zur Verfügung stehen. Nur jene, die nach der OP fachgerecht versorgt werden können, sollen operiert werden. Auch Krebspatienten müssen warten.
Vielerorts eingeschränkter Betrieb
Es fehlen Pflegekräfte, eine Station ist gesperrt, auf der verbliebenen gibt es statt 48 nur 18 Betten. Viele Eingriffe können gar nicht stattfinden. Ein Arzt sagt: „Wir sind alle am Ende.“ Eine weitere Episode einer langen Leidensgeschichte. Eingeschränkter Betrieb auf Kinderabteilungen oder Kardiologie, Leute verlassen die Spitäler.
Gesundheitsökonom Ernest Pichlbauer warnt seit Jahren: Zu viele kommen ins Spital, obwohl sie nicht hingehören. Die Versorgung müsse einheitlicher werden. Auch bei der Finanzierung. „Unser System ist von Prävention bis Palliativ unkoordiniert.“ Zudem sei das Personal demotiviert. Viele werden Wahlärzte. Weniger Stress, mehr Verdienst.
Andrea Kdolsky hat ähnliche Befunde. Die Medizinerin und Ex-Gesundheitsministerin sagt: „72 Prozent der Kosten in Spitälern verursacht das Personal. Da spart man ein. Viele landen im Burn-out, gehen in Frühpension oder woanders hin.“ Das System sei überteuert und wenig effizient. Verkompliziert werde alles durch den Föderalismus. Jedes Bundesland hat eine eigene Regel.
Experten warnen und fordern Reformen
Die Spitalsmanagerin plädiert für ein Ende des Beitragssystems. Stattdessen soll das Gesundheitswesen steuerfinanziert sein. „Dann ist es vereinheitlicht.“ An einen Systemwandel glauben die Experten nicht. Pichlbauer bedauert: „Jeder Minister sagte zu Reformen, es sollen sich alle zusammensetzen und beraten. Geschehen ist nichts.“
Eine Reform gab es doch. Türkis-Blau vollzog die Zusammenlegung der 21 Sozialversicherungsanstalten auf fünf. Die Ersparnis namens „Patientenmilliarde“ entpuppte sich als kostspielige Aktion. Laut Rechnungshof verursachte die Zusammenlegung 215 Millionen Mehrkosten.
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