Das Oberlandesgericht Wien hat mehrere Klauseln in den Nutzungsbedingungen des Messengerdienstes WhatsApp für unzulässig erklärt. Der Grund ist Intransparenz: Die Nutzer sollten Änderungen zustimmen, ohne konkrete Angaben zu den Änderungen zu erhalten. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Das berichtete am Dienstag der Verein für Konsumenteninformation (VKI), der nach einer Änderung der Nutzungsbedingungen von WhatsApp im Auftrag des Sozialministeriums Klage gegen den Dienst eingereicht hatte. Nutzer waren demnach im Frühjahr 2021 darüber informiert worden, dass die Nutzungsbedingungen und die Datenschutzrichtlinie des Messengerdienstes aktualisiert werden. Darin war unter anderem Folgendes zu lesen:
„Diese Aktualisierung erweitert unsere Nutzungsbedingungen und unsere Datenschutzrichtlinie um zusätzliche Informationen beispielsweise dazu, wie du mit Unternehmen chatten kannst, wenn du das möchtest ... Die Nutzungsbedingungen sind ab 15. Mai 2021 gültig. Bitte stimme diesen Bedingungen zu, um WhatsApp nach diesem Datum weiterhin nutzen zu können. Weitere Informationen zu deinem Account erhältst du hier.“
Darunter befand sich ein Button, der angeklickt werden konnte und die Aufschrift „Zustimmen“ trug. Die Benachrichtigung konnte durch das Anklicken eines im rechten oberen Eck abgebildeten „X“ ausgeblendet werden.
Intransparente Klausel
Für das Oberlandesgericht Wien ist diese Klausel intransparent. Verbraucherinnen und Verbraucher sollen diversen AGB-Änderungen zustimmen - es fehlen aber konkrete Angaben über diese Änderungen. Daher bleiben die Auswirkungen der Zustimmung unklar.
Auch der Hyperlink in der Mitteilung führte nur zu den umfangreichen neuen Nutzungsbedingungen. Welchen Änderungen zugestimmt werden sollte, konnten die Nutzerinnen und Nutzer - wenn überhaupt - nur durch höchst aufwändige Gegenüberstellung der bisherigen und der neuen Bedingungen in Erfahrung bringen. Dies ist laut OLG Wien nicht ausreichend.
Verstoß gegen Konsumentenschutzgesetz
Außerdem enthielten die AGB eine Klausel, nach der WhatsApp sämtliche Rechte und Pflichten aus dem Vertrag an jedwedes verbundene Unternehmen abtreten konnte. Dies stellt einen Verstoß gegen das Konsumentenschutzgesetz dar.
„Eine derartige Klausel kann nur dann wirksam sein, wenn sie mit dem einzelnen Kunden individuell ausgehandelt wird, nicht aber, wenn sie bloß in den AGB enthalten ist. Der Gesetzgeber verlangt dies, um sicherstellen, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher nicht plötzlich einem unbekannten neuen Vertragspartner gegenüberstehen, statt jenem, mit dem sie eine Geschäftsverbindung eingegangen sind“, so Beate Gelbmann von der VKI-Klagsabteilung.
Zudem hatte WhatsApp für zukünftige Änderungen der Nutzungsbedingungen vorgesehen, dass diese mindestens 30 Tage im Voraus angekündigt und gültig werden, wenn die Verbraucherinnen und Verbraucher danach die Dienste von WhatsApp weiter nutzen. Eine solche unbeschränkte Zustimmungsfiktion für die Änderungen der Vertragsbedingungen befand das OLG Wien ebenfalls für unzulässig.
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