Wenn Sie an Weihnachten denken, dann vermutlich vorrangig an Geschenke, ein gutes Festessen, Kekse, die Christmette und einen liebevoll geschmückten Tannenbaum, der nicht nur Kinderaugen zum Strahlen bringt. Stress und Hektik der Adventszeit lassen nach, Ruhe, Frieden ziehen ein. Natürlich wird an diesen Feiertagen auch der eine oder andere Weihnachtsbrauch gepflegt. Doch welche Traditionen, die es früher gab, werden heute noch zelebriert?
An den Tagen vor dem lang erwarteten Fest werden Kekse gebacken, jeden Sonntag wird eine Kerze am Adventkranz angezündet und man vertreibt sich mit Punsch und gebrannten Mandeln die Wartezeit aufs Christkind. Doch das war nicht immer so. Früher wurde die Vorweihnachtszeit als Fastenzeit gesehen - heute können wir uns vor Punsch und Keksen kaum retten, Letztere werden oft schon im August im Handel verkauft.
Die Geburt Jesu am 24. Dezember wird in der Alpenrepublik in christlichen Familien zumeist ruhig, besinnlich und vor allem traditionell begangen. Das gemeinsame Schmücken des Christbaums, ein Festmahl mit Familie und Verwandten, der nächtliche Kirchgang und Weihnachtslieder bei der Übergabe der Geschenke gehören für viele Menschen unbedingt dazu. Doch es gibt noch viele weitere Bräuche.
Adventkranz
Ursprünglich war der Adventkranz mit 24 Kerzen bestückt, heutzutage sind es nur noch vier. An jedem Adventsonntag wird eine angezündet, oft wird dabei musiziert oder auch gemeinsam gebetet. In vielen Familien finden sich auf dem Gesteck drei violette und eine rosafarbene Kerze. Die rosa Kerze steht dabei für den 3. Adventsonntag, der auch Gaudete genannt wird. Oft wird der Adventkranz im Kreise der Liebsten selbst gebunden. Symbolisch steht er für den Sieg des Lebens über die Finsternis. In früheren Jahren wurden die Kerzen bereits am Samstag nach Sonnenuntergang entzündet.
Barbarazweige
Früher gang und gäbe, heute oft nur noch in ländlichen Gebieten der Fall: das Einholen der Barbarazweige. Diese werden traditionell am 4. Dezember, dem liturgischen Gedenktag der hl. Barbara, geschnitten und im Haus in eine Vase gestellt. Zu Heiligabend sollen die Zweige - von einem Apfel- oder Kirschbaum - erblühen. Das soll Glück im kommenden Jahr bringen. Teilweise ist es Brauch, dass junge Mädchen jedem einzelnen Zweig den Namen eines Verehrers zuweisen. Der Zweig, der zuerst blüht, soll auf den zukünftigen Bräutigam - und somit eine Hochzeit! - hinweisen.
Christkindlmärkte
Sie gehören zur Vorweihnachtszeit unbedingt dazu: Christkindlmärkte. Doch früher standen weniger Glühwein, Punsch und Kinderkarusselle im Vordergrund, sondern Handelswaren, die auf diesen Märkten verkauft wurden. Erst im 19. Jahrhundert wurden die Christkindlmärkte nach und nach zu jenen, die wir heute kennen.
Krippenbau
Krippen sind künstlerische Darstellungen der Geburt Jesu in einer Futterkrippe in einem Stall zu Bethlehem. Meist sind diese sehr kunstvoll und mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Die Österreicher lassen den Krippenbau in den letzten Jahren darum wieder vermehrt aufleben. In akribischer Kleinarbeit werden Jesuskind, Ochs und Esel geschnitzt, Ställe gezimmert, umliegende Landschaften gestaltet und bemalt und schlussendlich zu Hause aufgestellt. Oft werden die Krippen an nachfolgende Familien vererbt und wie ein Schatz gehütet.
Raunächte
Bei vielen schon in Vergessenheit geraten, andere wiederum freuen sich schon lange im Voraus auf diese „mystischen“ Nächte. Es gibt derer zwölf, die vier bekanntesten lauten Thomasnacht (21.12.), Christnacht (24.12.), Silvesternacht (31.12.) und Dreikönigsnacht (5.1.). In diesen Nächten sollte man Haus, Hof und Stall ausräuchern („Rauchengehen“), um böse Geister fernzuhalten. Außerdem darf an diesen Tagen keine Wäsche gewaschen und aufgehängt werden. Ein Brauch, der vor allem in Kärnten gelebt wird.
Herbergssuche
In vielen Gemeinden Österreichs findet man die Adventzeit hindurch den Brauch der Herbergssuche. Meist wird dabei ein Marienbild oder eine Marienstatue an eine Familie in der Nachbarschaft weitergegeben. Dabei wird gemeinsam gesungen und gefeiert.
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Rorate-Messen
Rorate-Gottesdienste werden in so gut wie allen katholischen Kirchen abgehalten, meist zur frühen Morgenstunde, wenn es draußen noch dunkel ist. Abgehalten werden die Messen zu Ehren der Gottesmutter Maria.
Weihnachtsbaum
Für viele Menschen in Österreich ist erst Weihnachten, wenn der mit Weihnachtskugeln, Lametta, Süßigkeiten (früher: Äpfel, Nüsse und Zuckerwerk), Lichterketten und Kerzen geschmückte Tannenbaum bewundert werden kann. Darunter nämlich werden traditionell die Geschenke ausgelegt, die man sich im Anschluss gegenseitig überreicht. Allerdings ist der Weihnachtsbaum zwar ein alter - schon im 15. Jahrhundert sollen Bäume geschmückt worden sein -, doch ein heidnischer Brauch - der von der Kirche lange abgelehnt wurde. Erst Mitte des 20. Jahrhunderts hielt dieser Einzug in die Haushalte. Heute besorgt man die Bäume bei eigenen Christbaumverkaufsstellen, früher wurden die Tannen selbst im Wald geschlägert. Manche Familien bevorzugen statt einer Nordmanntanne übrigens eine Fichte - die meistens bis zum 6. Jänner „entschmückt“ und entsorgt wird.
Klingeln des Glöckchens
Sobald das Christkind seine Arbeit verrichtet hat, die Kerzen am Christbaum prachtvoll strahlen und alle Geschenke platziert sind, erklingt ein Glöckchen, das Groß und Klein signalisiert, dass die Bescherung bevorsteht.
Geschenke
Blicken wir auf alte Weihnachtsbräuche und Traditionen zurück, so unterscheidet sich die heutige, moderne Zeit vor allem im Hinblick auf die Geschenke. Heute türmen sich unter den Christbäumen die Packerl oft geradezu, während man sich früher über Kleinigkeiten freute, die heute nicht mehr erwähnenswert wären: Ein Stück Schokolade, ein paar Kekse mehr oder ein neues Kleid für eine Puppe bereitete oft unbeschreibliche Freude. Heute entscheidet oft die Anzahl und Größe der Geschenke über ein trauriges oder strahlendes Gesicht der Kinder.
Friedenslicht
Das Friedenslicht soll an die Geburt Jesu und ein friedliches Zusammenleben erinnern und geht auf eine Initiative aus dem Jahr 1986 zurück. Es wird von einem Kind in der Geburtsgrotte Jesu in Bethlehem entzündet und in über 30 Länder gebracht bzw. verbreitet.
Die Heiligen Drei Könige (Sternsingen)
Caspar, Melchior und Balthasar - ein jeder einstehend für die damals bekannten Kontinente (Afrika, Asien und Europa) bzw. das Jünglings-, Mannes- und Greisenalter - ziehen bereits seit dem 16. Jahrhundert zum Sternsingen aus. Die Abkürzung C+M+B, die zu diesem Fest an Türen und auf Türstöcke gemalt wird, bedeutet „Christus mansionem benedicat - Christus segne dieses Haus“.
Erweiternd zu den genannten Traditionen gibt es in Österreich eine Vielzahl anderer bekannter Bräuche, zudem Traditionen, Umzüge und Veranstaltungen, die nur regional und/oder in verschiedenen Ausprägungen zelebriert werden. Oft nicht nur aus Gründen der Nostalgie, sondern auch des Aberglaubens. Oft aber werden Bräuche von Generation an Generation weitergereicht, um diese vor dem Vergessen zu bewahren.
Ihre Familie pflegt einen ganz bestimmten Brauch zu Weihnachten? Verraten Sie ihn uns in den Storykommentaren!
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