Der Lehrermangel spitzt sich weiter zu. „Wir haben nichts falsch gemacht“, stellt Bildungsminister Martin Polaschek zum einen klar. Im NACHGEFRAGT-Talk mit Moderatorin Conny Winiwarter nennt er die Pandemie und Teilzeitanstellungen als Hauptursachen. Und wie könnte es gelingen, die Missbrauchsfälle an Schulen einzudämmen? „Ich weiß nicht, wie wir das System hier noch verbessern können.“ Ein Gespräch über Reformen, Finanzierungen, neue Lehrpläne und Wissenschaftsskepsis.
Der Lehrermangel sei ein „europäisches Phänomen“, erklärt Polaschek. Der aktuelle Bedarf sei nicht vorhersehbar gewesen. Maßnahmen habe man freilich trotzdem gesetzt - in Form von „zwei Entlastungswellen“: Um die Lehrkräfte zu entlasten, wurde das administrative Personal um 75 Prozent erhöht, auch die Zahl der Sozialarbeiter in Schulen steigt.
Um den Beruf wieder attraktiver zu machen, wird die Ausbildung verändert. So soll es beispielsweise auch Quereinsteigern möglich sein, in dem Beruf Fuß zu fassen. Polaschek möchte das Image des Berufes stärken: „Mir ist es wichtig, das Bild von Lehrern wieder zurechtzurücken“ - und zwar ins positive öffentliche Rampenlicht.
„Eignungstests können Missbrauchstäter nicht herausfiltern“
Die aktuellen Missbrauchsfälle lassen den Bildungsminister eher ratlos zurück. „Ich weiß nicht, wie wir das System hier noch verbessern können“, räumt er ein. Zwar gebe es ein strenges Ausleseverfahren, betont Polaschek. Wie streng dieses angesichts des akuten Personalmangels aber dann tatsächlich sein darf - und kann - bleibt offen. „Eignungstests können Missbrauchstäter nicht herausfiltern“, zeichnet Polaschek ein schlechtes Bild.
„Unis haben genug Geld für 2023“
Letzte Woche forderte die ÖH den Rücktritt von Minister Polaschek. „Wenn Sie mit den Universitäten sprechen, werden Sie dieselbe Antwort wie von mir bekommen“, sagt er. Welche Antwort das ist? Dass man 2023 mit den finanziellen Mitteln gut auskomme. Dass Universitäten über die Weihnachtsferien schließen müssten, relativiert er mit den Worten: „Das machen ja sehr viele Institutionen, um Energie zu sparen.“ Er ortet eine überzogene Kommunikation einer harmlosen Maßnahme.
Schlechte Studie zu Deutschförderklassen: „Nehme Ergebnisse sehr ernst“
Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr bezeichnet sie als „Prestige-Projekt“ von Schwarz-Blau und will sie abschaffen: die umstrittenen Deutschförderklassen. Die aktuelle Evaluierungsstudie mit verheerenden Ergebnissen ist für Polaschek aber kein Grund dafür: „Die Studie sagt nicht, dass die Förderklassen abgeschafft werden sollen, es gäbe nur Verbesserungsbedarf.“ Auf zwei der vier größten Kritikpunkte habe man auch bereits entsprechend reagiert, wie Polaschek im Interview ausführlich erklärt.
Das ganze Interview mit Martin Polaschek sehen Sie im Video oben. NACHGEFRAGT gibt‘s jeden Tag live um 9.30 Uhr auf krone.tv.
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