Wiener Terrorprozess

Mithäftling von Attentäter: „Deppert im Kopf!“

Gericht
20.12.2022 14:57

Noch als Kujtim F. - der Schütze des Wiener Attentates - in Haft war, weil er nach Syrien reisen wollte, sprach er mit Mithäftlingen über seine Verehrung des IS. Auch der Waffenhandel soll vom Sechstangeklagten im Gefängnis geplant worden sein. Die Insassen nahmen den geplanten Waffenkauf nicht ernst: „Ich hab’ ihn nur als Kind eingeschätzt.“

Am fünften Verhandlungstag im Wiener Terrorprozess werden erste Zeugen gehört. Ehemalige Mithäftlinge der Angeklagten und des Attentäters sind geladen. Sie sollen vor allem Aufschluss zu dem Waffenkauf - organisiert im Gefängnis durch den Fünft- und Sechstangeklagten - geben. Jene Waffen, mit denen der Attentäter Kujtim F. am 2. November 2020 vier Menschen erschossen hatte und viele weitere schwer verletzt. Die sechs Angeklagten im Wiener Landesgericht sollen seine Helfer und Bestärker sein.

Langwaffe für „Komplizen“ besorgt
„Im Gefängnis wird geredet. 1000 Leute reden über 1000 Dinge, aber es wird nie etwas gemacht“, sagt ein ehemaliger Mithäftling des Sechstangeklagten im Zeugenstand aufgeregt. Wie der junge Mann nicht ahnen konnte, dass, mit der gekauften Waffe, etwas Schlimmes passieren könnte, ist für eine der Geschworenen unverständlich. Der Zeuge habe gewusst, dass der 22-jährige Angeklagte eine Langwaffe für einen „Komplizen“ besorgen wollte und stellte deswegen den Kontakt zum fünftangeklagten Waffenhändler her. 

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Ich hab ihn unterschätzt. Ich hab ihn als Kind eingeschätzt. Ich hab‘ nie gedacht, dass das wirklich wahr ist, dass sie das wirklich machen.

Mithäftling als Zeuge über den Sechstangeklagten (22)

Dieser - vertreten von Anwältin Astrid Wagner - lieferte dem Schützen des Attentates das Sturmgewehr und die Faustfeuerwaffe. Das kostete vier Menschen im Endeffekt das Leben. Von derartigen Plänen durch den Fünft- und Sechstangeklagten will der ehemalige Gefängnisinsasse im Zeugenstand aber nichts gewusst haben. Über den 22-Jährigen sagt er: „Ich hab ihn unterschätzt. Ich hab ihn als Kind eingeschätzt. Ich hab‘ nie gedacht, dass das wirklich wahr ist, dass sie das wirklich machen.“ Im Ermittlungsverfahren sprach er bereits von radikalen Tendenzen des sechsten Angeklagten.

„Er war total deppert!“
Ein weiterer Mithäftling - diesmal aber von Kujtim F. - kann über den Attentäter selber berichten. Seine Aussage wurde verlesen. Nach seiner Haftstrafe wurde der Mann abgeschoben und ist für das Wiener Landesgericht nicht mehr greifbar. Über den späteren Schützen sagt er: „Sein Kopf war die ganze Zeit nur in Syrien. Er war total deppert!“ Und das, obwohl der Attentäter verurteilt wurde, weil er sich dem IS anschließen wollte und nach Syrien reisen. Auch der Mithäftling wusste von einem geplanten Waffenkauf. 

Mutter und Vater von Attentäter als Zeugen geladen
Die sechs beschuldigten Mittäter des Wiener Terroranschlages sagten bereits in den vorhergegangenen Verhandlungstagen aus. Ihnen werden von der Staatsanwaltschaft das Verbrechen der Beteiligung an terroristischen Straftaten in Verbindung mit Mord, terroristische Vereinigung und kriminelle Organisation vorgeworfen. Weitere Zeugen werden am 3. Jänner 2023 gehört. Die Mutter und der Vater des Schützen sind für den darauffolgenden Tag geladen. Ausständig ist auch noch das DNA-Gutachten zu den Spuren auf den Tatwaffen und Patronen. 

 Kronen Zeitung
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