Neues „Arbeitspferd“

Neue Helis: Bundesheer hat ersten AW169 erhalten

Politik
21.12.2022 11:33

Habemus Helikopter: Der erste von bis zu 36 neuen, rund viereinhalb Tonnen schweren Transporthubschraubern des Typs AW169 für das Bundesheer ist Mittwochvormittag feierlich in Langenlebarn (NÖ) übergeben worden. Er soll - neben dem Black Hawk - zum „Arbeitspferd“ des Bundesheeres in der Luft werden.

Bei winterlichen Temperaturen um den Gefrierpunkt ist am Mittwochvormittag der erste Mehrzweck-Hubschrauber des Typs AW169 des italienischen Herstellers Leonardo übergeben worden. Unabhängig von den technischen Details - der Hubschrauber ist deutlich größer, schwerer, leistungsfähiger, aber auch teurer in Anschaffung und Betrieb als seine Vorgänger und Konkurrenzprodukte - ist der Deal aus mehreren Gründen bemerkenswert:

  • Nach einer ersten Beschaffungsrunde von 18 Stück hat das Bundesheer erst vor wenigen Tagen eine Option auf 18 weitere AW169 gezogen, wie die „Krone“ vorab berichtete. Weitere 300 Millionen Euro soll das die Republik kosten. Damit ist man der Inflation gerade noch zuvorgekommen. Denn die vor der Ukraine-Krise ausgehandelte, günstigere Fixpreisgarantie auf weitere 18 Stück hätte nur noch bis Jahresende gegolten.
  • Der Deal ist ein Government-to-government-Geschäft. Österreich kauft das Gerät also nicht vom Hersteller (wie damals beim Eurofighter), sondern von der italienischen Republik. Damit sollen unter anderem Schmiergeldzahlungen an Entscheidungs- und Amtsträger verhindert oder zumindest erschwert werden. Die Art des Geschäfts erklärt auch die Anwesenheit des italienischen Verteidigungsministers Guido Crosetto bei dem heutigen Festakt.
  • Der Ankauf von 36 Stück ist Teil eines Plans, der jahrzehnteweit in die Zukunft blickt: Aktuell fliegen beim Bundesheer die Typen AB-212, Alouette III, OH-58 und S-70 Black Hawks - alle von unterschiedlichen Herstellern und mit unterschiedlichen Wartungsanforderungen. Kurzfristig wird die AW169 die Alouette III ersetzen, mittelfristig auch die Muster AB-212 und OH-58. Ziel ist, dass irgendwann nur noch AW169 und S-70 fliegen.

Zwei Versionen für das Bundesheer
Doch zurück zu dem Hubschrauber an sich: Die AW169 kommt in zwei Versionen. Von den ersten bestellten 18 Stück werden sechs Stück „B“-Varianten sein, die vor allem zur Schulung von neuen Piloten in Langenlebarn eingesetzt werden sollen. Dies hatte schon im Vorfeld zu Kritik geführt, da hier künftig sehr schwere, große und teure Hubschrauber mit hohen Betriebskosten zur Schulung eingesetzt werden. Die zwölf restlichen Stück der militärischen „M“-Variante sollen in Aigen stationiert und für unterschiedliche Rollen ausgestattet werden: Evakuierung von Verletzten, Truppentransport, aber auch Erdkampf mit Außenbordwaffen.

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner und die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leiter (beide ÖVP) sahen in ihren Ansprachen beim Festakt „eine neue Ära für die Luftstreitkräfte eingeleitet“ und bedankten sich bei der italienischen Delegation, die bereits am Vortag zu Gesprächen angereist war.

„Gesamtes Heer modernisiert“
Tanner sprach von einem „Symbol dafür, dass das gesamte Bundesheer modernisiert wird“ - erst vor wenigen Wochen war eine massive Budgeterhöhung für die Streitkräfte bekannt geworden.

Dreimal so viel Löschwasser
Unabhängig von der Preisfrage - die Hubschrauber kosten je nach Ausstattung um die 15 Millionen Euro pro Stück - sind sich Experten einig, dass der AW169 die Anforderungen des Bundesheeres - vom Truppentransport über Löscheinsatz bis hin zur Lawinenrettung - übererfüllt. So kann er bis zu zehn Personen mit mehr als 250 km/h transportieren, in wenigen Minuten ist der Hubschrauber zu einem fliegenden OP oder für den Löscheinsatz umgebaut. Und fasst dabei rund dreimal so viel Löschwasser wie sein Vorgänger, die Alouette.

Monster mit 2200 PS
Die Alpen sind für den Transporter ebenso kein Problem, mit seinen zwei Triebwerken mit 2200 PS kann er je nach Zuladung auf bis zu 4500 Meter Höhe steigen. Das alles hat auch im täglichen Betrieb seinen Preis. Die Kosten pro Flugstunde inklusive Sprit und Wartung werden um rund 30 Prozent höher geschätzt als jene der Mitbewerber. Im Ministerium verweist man auf mehr Sicherheit im Flugbetrieb durch diese Investition, außerdem wolle man die Betriebskosten durch Kooperation mit der italienischen Luftwaffe senken.

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