Ausgelassenes Geschenke-Shopping trotz leerer Geldbörsen. Immer mehr Steirer nehmen dafür Kredite auf und gehen damit Risiko ein. Wo Vorsicht geboten ist, weiß die steirische Schuldnerberatung...
Nur 50 Euro monatlich für die nächsten fünf Jahre: Schon steht der Smart-TV mit der neuesten Technologie unterm Christbaum. Weil viele Steirer wegen der Teuerungen kein Geld mehr auf der Seite haben, greifen sie auf solche verlockenden Angebote zurück, verschieben das Zahlen auf später.
Bank: ein Drittel mehr Konsumkredite
Schon in den vergangenen fünf Jahren merkte etwa die steirische Raiffeisenbank, dass Konsumkredite jährlich um 20 Prozent gestiegen sind. „Im Vergleich zum Vorjahr wurden heuer vor Weihnachten, von November bis Mitte Dezember, sogar um ein Drittel mehr Kredite abgeschlossen“, so Sprecher Kirin Kohlhauser. Die Höhe sei etwa gleich geblieben.
Gerade jetzt können solche Kredite aber oft zur Schuldenfalle werden: Welche Teuerungen noch auf uns zukommen, wie sich die Inflation entwickelt, ist schwer abschätzbar – je länger die Laufzeit, umso unsicherer und umso teurer wird auch die Rückzahlung (siehe Grafik oben).
Finanzierungen bei Elektronikunternehmen können zudem Tücken enthalten: Etwa wenn Raten aufgrund von Arbeitslosigkeit nicht mehr eingezogen werden können, fallen hohe Zinsen an - Kleingedrucktes sollte daher genau gelesen und das Vorhaben genau durchdacht werden.
Gut geplant, können Konsumkredite für Geschenke durchaus Sinn machen, sagt der steirische Schuldnerberater Christof Lösch. Er warnt aber: Hohe Rückzahlungen für Strom und Gas könnten böse Überraschungen bringen, „auch Reallohnverluste werden zu spüren sein“. Er hat wichtige Tipps, worauf zu achten ist:
1. Durchrechnen, ob es sich überhaupt ausgeht: „Bevor eine Ratenzahlung oder ein Kredit abgeschlossen wird, unbedingt eine Haushaltsrechnung aufstellen“, empfiehlt der Experte. „Erst eine Nacht darüber schlafen und sich mit jemandem austauschen. Das schafft Klarheit.“
2. Keine parallelen Kredite: „Ich rate davon ab, mehrere Konsumkredite oder Ratenzahlungen gleichzeitig laufen zu haben. Dadurch verliert man schnell den Überblick“, so Lösch.
3. Angebote vergleichen: „Bevor man Kredite abschließt, unbedingt Vergleichsangebote bei Banken oder Betrieben einholen.“
4. Lieber bei der Hausbank vorstellig werden: „Prinzipiell ist es gescheiter, zur Hausbank zu gehen.“ Diese seien vertrauenswürdiger: „Sie wissen, wo die Grenzen sind. Bei großen Elektroläden steht meist eine Spezialbank dahinter, die von solchen Konsumkrediten lebt.“ Vorsicht aber bei Gehaltskontos: „Da ist kein Kreditantrag nötig.“
5. Überziehen vermeiden: Auf keinen Fall solle man aber das Konto überziehen: „Wenn man jahrelang im Minus ist, kann das sehr teuer werden!“
Steirer konsumieren wieder wie gewohnt
Dass keine Packerl gekauft werden, ist für die meisten keine Option. Trotz knapper Kasse wird weiterhin konsumiert, das zeigt auch der steirische Handel: Heuer spricht man sogar davon, wieder an das Niveau von Vor-Corona anzuschließen. Die Einkaufsstraßen sind voll, eingeläutet wurde das große Weihnachts-Shopping schon am „Black Friday“: „Da haben wir heuer pro Steirer 200 Euro Umsatz gemacht“, weiß Sparten-Obmann Gerhard Wohlmuth, „im Vorjahr waren es dagegen nur 160 Euro.“
Reparieren als günstige Alternative
Dabei bietet sich gerade bei Elektro-Geräten Reparieren als Alternative an und spart Geld. Mit dem Ende April eingeführten Reparaturbonus des Klimaschutzministeriums wird die Hälfte der Rechnung übernommen, bis zu maximal 200 Euro. Bei immerhin 499 steirischen Betrieben kann dieser schon eingelöst werden. „Am häufigsten werden Smartphones, Wasch- oder Kaffeemaschinen repariert“, weiß das Ministerium.
Dass Reparatur auch kein Widerspruch zum Umsatz ist, sagt Christine Korp, Sparten-Obfrau des Elektrohandels: „Es ist ein Zusatz-Umsatz, der nicht beim Neukauf abgeht. Und viele Betriebe am Land haben eine Reparaturwerkstatt dabei.“ Außerdem macht man damit wohl allen ein großes Geschenk – denn der Umwelt tut es besonders gut.
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