Seit Monaten wird in der Ostukraine erbittert um Bachmut gekämpft. Jetzt geht das britische Verteidigungsministerium davon aus, dass russische Infanterie in den östlichen Industriegebieten der Stadt Fuß gefasst hat und zeitweise wohl auch in die Wohnviertel vorgedrungen ist. Demnach wird in den Straßen Bachmuts gekämpft.
Bereits in der vergangenen Woche hätten das russische Militär und Wagner-Söldner kleine Vorstöße an den östlichen Rand der Stadt im Gebiet Donezk unternommen, berichtete das Ministerium mit Verweis auf britische Nachrichtendienstinformationen auf Twitter.
Nördlich von Bachmut hätten russische Truppen versucht, bei Kupjansk bessere Stellungen zu erreichen, hieß es im Bericht des ukrainischen Generalstabs von Dienstagabend. Dort habe die russische Armee „ihr ganzes Spektrum“ der Artillerie gegen mindestens 15 Siedlungen eingesetzt. Die Angaben aus Kiew ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Russen für Straßenkampf schlecht gerüstet
Seit Juni finden um Bachmut intensive Gefechte statt, bisher verliefen sie aber hauptsächlich auf offenem Gelände rund um die östlichen Zufahrten zur Stadt. Jetzt könnte es zu längeren und groß angelegten Kämpfen in bebauten Gebieten kommen. Das britische Verteidigungsministerium geht davon aus, dass die Invasionstruppen dafür schlecht gerüstet sind: Für derartige Einsätze brauche es erfahrene Infanterie mit exzellenter Führung - die Wagner-Kämpfer und mobilisierten Reservisten seien dagegen schlecht ausgebildet.
Erst am Dienstag hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj überraschend die Frontstadt besucht, den Truppen Mut zugesprochen und verdienten Soldaten Orden verliehen (siehe Video oben). Nach seinem Besuch unterstrich Selenskyj den Willen zur vollständigen Befreiung aller russisch besetzten Gebiete. „Wir werden alles Mögliche und Unmögliche, Erwartete und Unerwartete tun, damit unsere Helden alles haben, was sie brauchen, um zu gewinnen“, sagte Selenskyj am Dienstagabend in seiner täglichen Videoansprache. Die Truppen sollten das erreichen, was „alle Ukrainer erwarten“.
„Dem Feind nichts Eigenes überlassen“
Selenskyj listete die zu befreienden Gebiete auf. „Das ist unsere Region Luhansk, das ist unser Süden der Ukraine, das ist unsere Krim“, sagte er. „Die Ukraine wird dem Feind nichts Eigenes überlassen.“ Russland hat die Gebiete völkerrechtswidrig annektiert.
Bei seinem Besuch im Osten des Landes habe er auf dem Weg zur „Festung Bachmut“ viele schwer beschädigte und zerstörte Dörfer gesehen, die erst vor Kurzem von ukrainischen Truppen befreit worden seien. „Schauen Sie sich Russlands Offensive an, was es übrig lässt, wenn es irgendwo seine Flagge hinpflanzt“, sagte Selenskyj. Die sogenannte Russische Welt - ein ideologischer Kampfbegriff - bedeute „Schmerzen, Ruinen und Gräber“.
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