Glaubt weiter an Sieg
Putin: Aufrüstung „ohne finanzielle Beschränkung“
Kremlchef Wladimir Putin hat sich bei einer Rede vor der Militärführung überzeugt gezeigt, dass Russland seinen Angriffskrieg in der Ukraine gewinnt. „Ich bin sicher, dass wir Schritt für Schritt alle unsere Ziele erreichen“, sagte er am Mittwoch in einer vom Fernsehen übertragenen Sitzung des russischen Verteidigungsministeriums. Verteidigungsminister Sergei Schoigu kündigte an, die Streitkräfte angesichts der geplanten NATO-Erweiterung auf 1,5 Millionen Mann aufzustocken.
Seine Rede begann Putin mit einer Schweigeminute für die im Krieg getöteten Soldaten. Den Krieg bewertete er allerdings als wertvolle Erfahrung für den weiteren Aufbau des eigenen Militärs. Seinen Angriffskrieg gegen das Nachbarland verglich Putin mit dem Vaterländischen Krieg 1812 gegen Napoleon sowie mit dem Ersten und Zweiten Weltkrieg.
Putin will mehr und bessere Drohnen
Der 70-Jährige forderte ein höheres Tempo bei der Aufrüstung und Modernisierung der Streitkräfte. Als Beispiel nannte er den Einsatz von Drohnen. Das gilt bisher als ein Schwachpunkt der russischen Streitkräfte. Drohnen müssten auf allen Ebenen der Kampfführung verfügbar sein, sagte Putin. „Jeder Soldat muss die Möglichkeit haben, Informationen von Drohnen zu bekommen.“ Für die weitere Aufrüstung der Armee gebe es „keine finanziellen Beschränkungen“, betonte der Kremlchef, der auch ankündigte, dass Russlands Hyperschallrakete RS-28 „Sarmat“ (in der NATO-Klassifikation auch SS-X-30 „Satan II“) in naher Zukunft einsatzbereit sein werde.
Die Rakete hat eine Reichweite von 18.000 Kilometern und ist mit mehreren Atomsprengköpfen bestückbar. Verteidigungsminister Schoigu sagte, dass im kommenden Jahr 22 Startrampen für Interkontinentalraketen in Betrieb genommen werden sollten, darunter für die Typen „Sarmat“, „Avantgarde“ und „Jars“. In Dienst gestellt werden sollten außerdem drei Langstreckenbomber vom Typ Tupolew Tu-160M, fünf U-Boote und zwölf Kriegsschiffe.
„Sarmat“-Rakete kann Ziele weltweit erreichen
Russland hatte „Sarmat“ inmitten seines Krieges in der Ukraine im April getestet. Mit der Rakete kann Russland sowohl über den Nord- als auch über den Südpol angreifen und Ziele weltweit erreichen. Putin hatte erklärt, dass es noch auf lange Zeit nichts auf der Welt geben werde, was der Rakete ebenbürtig sei. Der Komplex habe „beste taktisch-technische Eigenschaften und ist in der Lage, alle modernen Mittel der Raketenabwehr zu überwinden“.
Von der Armeespitze forderte Putin eine Verbesserung der militärischen Leistungen in der Ukraine. Dabei verwies er auf nicht näher bezeichnete Probleme und verlangte, konstruktive Kritik sollte beachtet werden. „Ich fordere das Verteidigungsministerium auf, auch die Kritik zu berücksichtigen und rechtzeitig und korrekt zu reagieren“, sagte Putin. Auch mit der russischen Regierung sympathisierende Blogger haben sich in der Vergangenheit bestürzt über die Leistung der russischen Generäle geäußert. Zudem wurde die Aufgabe von eroberten Gebieten nach ukrainischen Offensiven kritisiert.
Aufstockung um 350.000 Soldaten
Im weiteren Verlauf der im Fernsehen übertragenen Sitzung kündigte Verteidigungsminister Schoigu an, die Streitkräfte des Landes zahlenmäßig deutlich auf 1,5 Millionen aufzustocken. Das entspricht einer Aufstockung von 350.000 Soldaten. Putin erklärte sich mit den Vorschlägen einverstanden.
Vor allem bei den Zeitsoldaten soll deutlich nachgelegt werden. Deren Zahl soll auf 695.000 steigen. Zugleich wird auch der Alterszeitraum, in dem junge Männer als Wehrpflichtige eingezogen werden können, erweitert. Schoigu schlägt als Höchstgrenze 30 Jahre vor. Bisher wurden in Russland vor allem junge Männer nach Vollendung des 18. Lebensjahres einberufen.
Dies alles dient nach Schoigus Angaben dem notwendigen Ausbau der Streitkräfte wegen der NATO-Erweiterung. Daher forderte der 67-Jährige, gerade im Nordwesten Russlands an der Grenze zu den potenziellen neuen NATO-Staaten Schweden und Finnland neue Einheiten aufzustellen.
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