Die „Krone“ traf den früheren Skistar Rainer Schönfelder beim Zahnarzt. Der Kärntner sieht in der heimischen Skiszene mehrere Probleme und erklärt, wo er ansetzen würde. Ein Gespräch zwischen Routinekontrolle und Mundhygiene.
Kennengelernt haben sich Rainer Schönfelder und Wolfgang Kniewasser, dessen Vater Johann 1974 im Kitzbühel-Slalom Zweiter hinter Hansi Hinterseer war und den Slalom-Weltcup in dieser Saison als Dritter beendete, 2011 beim Karriereabschlussfest von Stefan Koubek in Kitzbühel. Heute sind sie in Wien quasi Nachbarn. Die „Krone“ traf Schönfelder in der Zahnarzt-Praxis von Kniewasser. Der Kärntner verfolgt das Ski-Geschehen weiter sehr aufmerksam. Vor dem Slalom in Madonna sagt der 45-Jährige: „Die technischen Disziplinen machen mir Sorgen. Ich habe auch immer die zweite Reihe beobachtet. Nationen wie Norwegen und die Schweiz waren da immer wahnsinnig gut positioniert. Das ernten wir jetzt. Unser Mannschaftsgefüge ist nicht mehr so stark wie früher.“
Schönfelder, dessen Tochter Samira (10)sehr gut Golf spielt und Ski fährt, meint: „Man kann in der österreichischen Skiszene sicher einiges optimieren. Wir müssen ganz nach unten gehen. Wir verlieren im Nachwuchs einfach zu viele Talente. Das liegt nicht daran, dass wir zu wenig Beginner haben. Es gibt weiter viele hochmotivierte Kinder, begeisterte Eltern und Trainer in den Vereinen. Aber an der Spitze zählt nur der Leistungsgedanke, fehlt bei Trainern oft auch die Geduld. Kinder, die technisch famos fahren, aber weniger wiegen als schon weiter entwickelte Gleichaltrige, sind ohne Chance, verlieren die Lust, gehen verloren. Eine Art Body-Mass-Index wie beim Skispringen wäre für mich eine gute Idee.“
Weiters betont der heutige Geschäftsmann (Hotel- und Wohnbau, Investmentberatung): „Es tut mir weh, mit welchen Plattenerhöhungen und Taillierungen manche Kinder wegen des Leistungsgedankens fahren. Da passieren bei Grenzbewegungen im Knie sehr leicht kleine Verletzungen, ohne dass man es merkt. Und mit 15, 16 Jahren reißt dann ohne Sturz bei einer einzigen blöden Bewegung das Kreuzband. Auch durch solche Verletzungen verlieren wir viele Talente. Da gehören Medizin und Wissenschaft mehr eingebunden.“
Im Vergleich zu seiner eigenen Karriere, die mit zwei Olympia-Bronzenen, zwei WM-Silbernen und fünf Weltcup-Siegen viele Höhen hatte, sieht er eine enorme Entwicklung im Skifahren: „Das Reglement, zum Beispiel die Torabstände, das Material und vor allem die Athletik der Fahrer ist unglaublich. Bei uns war hie und da schon ein nächtlicher Ausflug drin, das spielt es heute nicht mehr oder nur noch ganz selten.“
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