Donnerstag Vormittag wird in der letzten Stadtsenatssitzung des heurigen Jahres in Linz über die mögliche Umbenennung von - wie berichtet - vier Straßen entschieden. Pfitzner, Resl, Porsche und Gföllner werden wohl aus den Verzeichnissen gelöscht. Wie davor nicht nur historisch belastete Straßennamen in der Geschichte der Stadt über Jahrhunderte aus den Stadtplänen verschwanden.
Komponist Hans Pfitzner, Unterhaltungskünstler Franz Resl, Konstrukteur Ferdinand Porsche und Bischof Johannes Maria Gföllner haben eines gemeinsam: Ihr Name wird – sofern es heute, wie erwartet, im Stadtsenat beschlossen wird – aus den Linzer Stadtplänen verschwinden. Wege und Straßen, die einst nach ihnen benannt wurden, werden demnächst umbenannt.
Vier Personen der Kategorie 1
Der Grund: Laut dem 1800-seitigen Bericht der Straßennamenkommission wurde – wie berichtet – deren aktives Handeln und die extrem starke Propagierung von gruppenspezifischer Menschenfeindlichkeit oder auch die Beteiligung an Verbrechen gegen die Menschlichkeit darin bestätigt. Wie die „Krone“ herausfand, sind in der Vergangenheit nicht nur historisch belastete, sondern auch skurrile und kuriose Wortschöpfungen – viele, die man sich heute so gar nicht mehr vorstellen könnte – einer Umbenennung zum Opfer gefallen.
Am Fleck: Platz zwischen Ottensheimer- und Oberer Donaustraße Am Ludlsteg: Ecke Honauerstraße - Ludlgasse An den Fleischbänken: die heutige Zollamtstraße Froschengaßl: Teil der Adlergasse, zwischen Neutor- und Sackgasse Geisterburg: bis 1869 wegen dortigen Friedhofs - heute: Seilerstätte Guglhofgstettn: nach dem ehemaligen Guglhof - heute: Kellergasse In der Arschkerben: Name für Froschengaßl ab 1800 (siehe oben) Kroatendörfl: Bezeichnung für die heutige Karl-Wiser-Straße Lange Lamplwirtsfeldgasse: nach Gasthof Zum Weißen Lamm an der Herrenstraße, heute: Langgasse Paradiesgäßchen: Bezeichnung für Gässchen zum Haus Kaisergasse 9 Prennerpaulygassl: nördliche Sackgasse beim Fritz-Lach-Weg Unter der Eisenkammer: Vor 1869 die heutige Rechte Donaustraße Zum Großen Christoph: Gasse (siehe Froschengaßl, In der Arschkerben)
Geisterburg nun Standort zweier Krankenhäuser
So würde es wohl bei manchen Patienten der Krankenhäuser der Barmherzigen Brüder und der Barmherzigen Schwestern Unbehagen hervorrufen, wenn die heutige Seilerstätte wie bis 1869 immer noch Geisterburg heißen würde (weil damals dort der Barbarafriedhof zu finden war).
Um 1800 lebten Menschen „in der Arschkerben“
Oder auch die Zollamtstraße, die sich aktuell durch Baumpflanzungen und innovativen Wohnbau vor allem bei der jung-hippen Veganer-Generation großer Beliebtheit erfreut. Im 18. Jahrhundert hieß diese noch „An den Fleischbänken“. Spannend auch: Ein Teil der Adlergasse fiel bis zum 19. Jahrhundert durch ständig wechselnde Namen und Bezeichnungen auf. Erst „Froschengaßl“, später „In der Arschkerben“ bzw. „In der Arschgarben“, danach „Zum Großen Christoph“ (siehe Infokasten rechts). Die wohl schönste Adresse: Das einstige Paradiesgäßchen – die Kaisergasse.
„Krone“-Kommentar: Ärger über Aufwand nachvollziehbar
Eine Straße, die im vergangenen Jahrhundert benannt wurde, hat eine lange Geschichte. Ihr Name mitunter einen Hintergrund, den wir aber heute längst nicht mehr gutheißen müssen. Darum erscheint - wenn Namen Ärger machen - eine Umbenennung legitim. Wobei: Ärgern werden sich vor allem die rund 300 Anwohner der Gföllner- und Pfitznerstraße, dem Resl- und dem Porscheweg. Denn die Änderung drückt ihnen zwar nicht aufs Geldbörserl - laut SP-Stadtchef Klaus Luger werden anfallende Kosten seitens der Stadt erstattet -, doch dafür wartet ein bürokratischer Aufwand sondergleichen auf sie. Schließlich müssen alle Dokumente, die die Wohnadresse beinhalten, geändert werden.
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