„Krone“-Interview

OM: 50-Jahres-Jubiläum der Schweizer Kult-Jazzer

Kultur
24.12.2022 06:00

Inmitten ihres 50-Jahre-Bandjubiläums mussten die Schweizer Freejazz-Pioniere OM den Tod ihres Bandkopfs Fredy Studer verkraften. Die Tour samt Konzert im Wiener Porgy & Bess zogen sie trotzdem durch. Für die „Krone“ erinnerten sich Gitarrist Christy Doran und Saxofonist Urs Leimgruber an die Karriere zurück - und blicken in eine offene Zukunft.

Vier musikalisch freiheitsliebende und voller Kreativität steckende Individuen wurden 1972 für eine Aufführung am Stadttheater Luzern zusammengeführt und gründeten daraufhin das Projekt OM. Benannt nach der ersten Vibration, der alles entspringt, erarbeitete sich das rein instrumental vorgehende Kollektiv rund um Schlagzeuger Fredy Studer, Gitarrist und Hauptsongwriter Christy Doran, Saxofonist Urs Leimgruber und Bassist Bobby Burri einen besonderen Ruf in der Szene. Losgelöst von allen Vorgaben, improvisierend und frei musizierend huldigte man der sogenannten „Electricjazz-Freemusic.“ Legendäre Platten wie „Kirikuki“ oder „Cerberus“ zeugen noch heute von der überbordenden Kreativität der einzelnen Musiker.

1982 verstreute sich das Kollektiv in alle Richtungen, um 2006 zuerst für ein Projekt in der Schweiz und dann wieder dauerhaft zusammenzukommen - freilich in der Originalbesetzung. Strenggenommen muss man dem 50-Jahre-Jubiläum also die Hälfte wegschneiden, doch auch auf dem zweiten Karriereweg zeigte das Quartett, musikalisch nun im „ElectroAcoustiCore“ zu Hause, kreativen Sportsgeist, was nicht zuletzt die im Frühling erschienene Jubiläumsplatte „OM 50“ bewies. Wieder gegen alle Erwartungen gebürstet, wie man es von den Schweizern gewohnt ist. Im August verstarb Bandkopf Studer überraschend nach kurzer und schwerer Krankheit, die Jubiläumstour zog die Band mit Drummer Gerry Hemingway nach langer Überlegung durch. Am Rande ihres Gigs im Wiener Porgy & Bess reflektierten Doran und Leimgruber mit der „Krone“ ihre lange Karriere und Partnerschaft und überlegten, ob und wie es ohne „Motor“ Studer 2023 weitergeht.

„Krone“: Christy, Urs - eure Jubiläumstour findet leider unter schwarzen Flaggen statt …
Christy Doran:
 Urs hat zwei Jahre an der Tour gearbeitet und dann verstarb Fredy im August ganz tragisch. Wir haben 20 Konzerte ausgemacht und konnten nicht einfach alles absagen. Glücklicherweise haben wir Gerry Hemingway gefunden, der bis auf zwei Konzerte auch die nötige Zeit für uns hatte.

Wie schwierig war für euch die Entscheidung, OM ohne Fredy Studer überhaupt weiterzuführen?
Doran:
 Er lag am Sterbebett und wir überlegten, wie wir im Herbst touren könnten. Das war aufwühlend und schmerzlich. Ich habe mit ihm als 15-Jähriger in der Garage meiner Mutter zu spielen begonnen. Er war ein Jahr älter als ich und hatte noch kein Schlagzeug. Er hat Kartonschachteln und ein Blech genommen, und darauf herumgespielt. (lacht) Ich weiß sogar noch das Stück, das wir geprobt haben - „Ticket To Ride“ von den Beatles. Wir haben ja nicht nur mit OM gespielt, sondern hatten auch das Projekt Red Twist & Tuned Arrow mit Stephan Wittwer. Diese Gruppe wurde viel beachtet und später spielten wir noch mit zwei Kontrabässen. Dann fragten wir JF Jenny-Clark und haben 1994 aus dem Kontrabass-Projekt ein E-Bass-Projekt geformt. Das war super, bis JF 1998 verstarb. Ich hatte eine Tournee zusammengestellt und er musste sie wegen einer Chemotherapie abbrechen. Irgendwie hat er sie dann durchgezogen. In den 90er-Jahren habe ich mit Fredy und anderen kundigen Musikern das Jimi-Hendrix-Programm gespielt. Unter anderem auch hier, im Porgy & Bess. Und mit OM sind wir jetzt auch schon wieder 16 Jahre dabei. Die Zeit vergeht wie im Flug.

Wie fühlte es sich an, erstmals überhaupt ohne Fredy mit OM auf die Bühne zu gehen?
Doran:
 Du kannst ihn gar nicht ersetzen. Man muss Gerry nehmen, wie er spielt. Er hat seinen eigenen Stil, es würde gar nicht gehen, ihm da etwas einzupflanzen. Wir haben neue Stücke und das neue Album „OM 50“, aber jeder spielt die Songs anders.
Urs Leimgruber: Wir kennen die Stücke sehr gut und das macht es für die Schlagzeuger einfacher. Aber jeder spielt auf seine Art und ich vermisse Fredy manchmal. Er hatte natürlich seine ganz klaren Qualitäten, die die Musik und die Stücke geprägt haben.

Es fehlen ja nicht nur Technik und Spiel, sondern auch die menschliche Komponente. Meines Wissens waren nur ZZ Top länger in Originalbesetzung zusammen als ihr drei. Da hat man schon ein gewaltiges gemeinsames Vermächtnis. Von Luzern Anfang der 70er hinaus in die große weite Welt - wie hat das alles überhaupt begonnen?
Leimgruber: Es war sicher ein Glücksfall, dass wir uns in Luzern überhaupt getroffen haben. Christy kam schon als Zehnjähriger aus Irland in die Schweiz und im Laufe der Zeit trafen wir uns öfter. Dass wir uns als Band fanden, hatten wir einem Auftrag des Luzerner Theaters für ein Stück von Bulgakow zu verdanken. Das lief so gut, dass wir einfach weitermachten. Es war die Initialzündung und dann ging es klar in eine Richtung.
Doran: Fredy war der älteste von uns und kannte sich am besten aus. Er wusste schon, wie das Business funktioniert und wie man sich vermarkten musste. Das hat uns anfangs stark geholfen.

Ihr vier wart immer sehr starke Charaktere, Persönlichkeiten und Individualisten. Wie kommt man da zu einem großen Ganzen?
Leimgruber:
 Über das Hören. Wir haben fast die gleiche Musik gehört. Von Hendrix bis Coltrane. Alles, was in dieser Zeit wichtig und prägend für die Aufbruchstimmung war. Schon mit 17 waren wir bereit, selbst richtig loszulegen. Natürlich gab es Unterschiede, aber wir hatten schon eine musikalische Vorstellung. Miles Davis oder Weather Report waren auch unglaublich wichtig. Wir mussten uns nie fragen, was wir eigentlich spielen wollen. Jeder hat Stücke auf seine Art komponiert, aber doch mit einer klaren Richtung. Wir haben vieles abgeändert und weggelassen, weil wir uns alle auf einen musikalischen Nenner treffen wollten. Dadurch entstand der OM-Sound.

Von Mitte der 70er-Jahre bis 1980 habt ihr fleißig Alben veröffentlicht, wo keines klang wie das andere. Passierten auch diese Veränderungen unter euch immer gemeinsam auf einer Linie?
Leimgruber:
 Wir haben sehr viel zusammengespielt. 60 Konzerte pro Jahr in ganz Europa. Wir waren leider nie in Japan oder den USA, das wäre ganz wichtig gewesen. Wir waren immer beschäftigt und ohne Beschäftigung gibt es keine Band. „No work, no music.“ Das Label ECM hat uns sehr stark unterstützt, weil es ein großes Netzwerk von Veranstaltungen hatte, wo wir dabei waren. Wir waren ein richtiges Kollektiv. Jeder hat nicht nur Musik, sondern auch organisatorisches eingebracht. Wir hatten zwischendurch auch Manager, aber das waren die Zeiten, in denen es eher bergab ging. (lacht) Jeder hat in allen Belangen seinen Anteil beigetragen. Es gab bei uns auch keine Solisten oder Rhythmiker. Wir spielen bis heute noch im offenen Halbkreis, weil das für uns philosophisch ganz klar ist. Es gibt schon auch reine Soli, aber die ragen nicht heraus.

1982 war es mit dem OM-Kollektiv doch vorbei - und das fast für ein Vierteljahrhundert, bis ihr euch 2006 wieder zusammengefunden habt.
Leimgruber:
 Nach einer sehr intensiven Zeit.
Doran: In diesen zehn Jahren bis zur Auflösung hatten wir nur mit OM gespielt. Heute spielen junge Jazzmusiker in zehn Bands, aber wir haben alles in OM gesteckt. Nach zehn Jahren gab es rundum das Verlangen, mit anderen Musikern zu arbeiten. Wir hatten auch mit OM andere als Gäste und auf Festivals hinzugezogen, aber das war nicht dasselbe. Wir wollten das Korsett OM ein bisschen aufbrechen.
Leimgruber: Fredy spielte dann mit Rainer Brüninghaus und Markus Stockhausen im Trio. Die hatten viel Arbeit und einiges vor, das war ein bisschen der Auslöser für das Ende. Jeder von uns hat sich auf seine Art weiterentwickelt und diese gesamte Entwicklung bringen wir seit 2006 wieder in OM rein.
Doran: Es war für jeden von uns wichtig, außerhalb dieser Band andere Leute und Einflüsse kennenzulernen.

2006 wart ihr ganz andere Musiker und auch ganz andere Persönlichkeiten als 1982.
Leimgruber:
 Das ist richtig. Ich war 17 Jahre lang in Paris und habe verschiedene Leute kennengelernt und mit ihnen zusammengearbeitet. Dann kam die Ausstellung „Außer Rand und Band“ im Historischen Museum in Luzern über Blues und Musik aus den 60er- und 70er-Jahren. Da war OM natürlich ein großer Bestandteil. Es gab Fotos mit Texten und allen möglichen Informationen. Sie fragten uns, ob wir zu diesem Anlass ein Konzert spielen könnten und wir fanden das gut. Wir wollten selbst wissen, wie wir nach 25 Jahren klingen, wenn wir frei zusammenspielen. Wir haben gespielt und geschaut, was passiert. Die Musik entstand schon immer aus der Improvisation und innerhalb der Stücke gab es Platz für Improvisation. Beim Konzert haben wir im ersten Teil geprobte Stücke von früher gespielt und im zweiten völlig frei. Danach kamen weitere Konzertanfragen und wir entschlossen uns dazu, es noch einmal zu wagen. Wir wollten aber den Rucksack der Vergangenheit weglassen und eher darauf schauen, was kommt. 
Doran: Es war nicht so leicht, wieder die Identität zu finden. Wir waren noch immer Freunde, aber es gab bei den Proben schon Diskussionen über die Ausrichtung.
Leimgruber: Jeder hatte andere Strecken zurückgelegt und Fredy und ich waren uns oft uneinig. 2018 und 2019 haben wir einmal pro Monat in der Luzerner Jazzkantine gespielt. Diese Konzerte waren immer komplett frei, das war die Grundidee. Sich ausprobieren auf hoher Ebene. Ohne Komposition, ohne Anhaltspunkte. Daraus hat sich vieles entwickelt und danach haben wir uns zum Komponieren gebracht, woraus die beiden letzten Alben „It’s About Time“ und „OM 50“ entstanden. Wir wollten wieder eine Gruppe werden, die man mit einem eigenen Sound wiedererkennt.

Strenggenommen gibt es also zwei Arten von OM. Die kultige aus den 70er- und frühen 80er-Jahren. Und die progressiv denkende der Gegenwart und Zukunft?
Leimgruber:
 Es fühlt sich schon wie eine einzige Band an, aber es ist jetzt eine andere Epoche. Bei der ersten Probe mit Gerry haben wir kurz improvisiert, weil wir uns schon kannten. Für Bobby Burri war es das erste Mal mit ihm und nach 15 Minuten meinte Gerry, es wäre magisch, wie wir miteinander spielen würden. Es gab immer wieder musikalische Sequenzen, die so OM waren, dass sie unvergleichbar sind. Wir haben uns aber weiterverarbeitet. Ohne Fredy herrscht jetzt sowieso eine ganz andere Situation. Jetzt geht es darum, uns voll reinzulegen, um nicht viele Fragen aufkommen zu lassen.

Gibt es ohne Fredy Studer abseits dieser Tour eine Zukunft? Mit Gerry und anderen Schlagzeugern?
Leimgruber: Wir haben uns dazu entschieden, dass wir erst später entscheiden, wie es weitergeht. Ich kann mir aber vorstellen, dass die Band als OM weiterexistiert. Zum Beispiel mit drei verschiedenen Schlagzeugern. Wir spielen dann vielleicht nicht mehr so lange Tourneen, sondern eher einzelne Gigs und Projekte. Aber das ist alles noch offen. 
Doran: Wir haben wahnsinnig viel Glück. Wir haben in den 70er-Jahren in einer sehr guten Zeit angefangen. Heute wäre alles viel schwieriger. 
Leimgruber: Wir haben an allen Universitäten gespielt, auch in Wien und Salzburg. Da gab es noch autonome Studentenausschüsse, damit war es nach der RAF-Affäre vorbei. Damals war so viel los, es herrschte ein unglaublicher Aufbruch. Bei uns waren die ersten paar Touren defizitär, aber Geld spielte vordergründig nicht die erste Rolle. Wir waren Autodidakten und haben uns die Frage gestellt, wie wir Geld verdienen könnten, aber die Leidenschaft für Musik war überbordend. Jeder US-Jazzmusiker hatte damals einen Tagesjob, da konnte keiner von der Musik leben. In Europa noch viel weniger. Heute ist es für die Jungen teils einfacher, weil man viel mehr Informationen und Hilfen hat - dafür ist aber auch das Angebot riesig und unübersichtlich.

Ihr hättet wahrscheinlich nie euren OM-Sound gefunden, wenn ihr nach Schubladen und linearen Maßstäben Jazz studiert und dem bereits Bekannten gefolgt wärt.
Leimgruber:
 Das stimmt. Wir hatten in Bern Harmonielehre und da wurde uns immer gesagt, wir könnten nicht über die Jazztradition hinwegdenken und spielen. Ich habe mir nur gedacht: „Fuck You“. (lacht) Ich habe John Coltrane und Wayne Shorter gehört. Ich habe mich geweigert, Be-Pop zu spielen, das wäre niemals gegangen. So haben wir unsere eigenen Wege gesucht und sie gefunden.
Doran: Als Autodidakt findest du leichter einen persönlichen Sound, als wenn du in der Schule genauso klingst wie der Lehrer. Ganz wenige entwickeln eine eigene Klangsprache, weil die meisten Mainstream-Wege folgen. Auch Leute aus der klassischen Abteilung spielen schon länger und improvisieren mit der Improvisation. Das ist dann eine Interpretation von Improvisation. Leute wie wir sahen unsere Musik als eine Lebenshaltung. Wir haben viel Musik gehört, aber nie versucht, diese Musik nachzuspielen. Natürlich waren Einflüsse da, aber kopieren war nicht interessant.

War eure Musik genauso ein Statement wie die damaligen sozial- und realpolitischen Veränderungen?
Leimgruber:
 Unsere Generation wollte die Welt verändern. Der Vietnamkrieg ging zu Ende, es gab mehr Mitbestimmung und Freiheit. Unsere Musik war nie politisch, aber unsere Haltung war eher links und unabhängig. Damit waren wir nicht alleine. Andere haben es anders gelöst, waren vielleicht pflegeleichter. Bevor wir bei ECM waren, kam ein Schweizer Produzent zu einer Probe, weil er an uns interessiert war. Bei einer Pause meinte er, wir sollten gewisse Dinge einfacher gestalten. Dann haben wir ihm indirekt gleich vermittelt, wo die Tür ist. (lacht) Wir hatten keinen Respekt, weil unsere künstlerische Vorstellung absolut nicht zu verbiegen war. Es hat uns auch nicht interessiert, als dem Christy jemand sagte, im Studio klänge alles nach Karpfenteich. Wir sollten heller, silbriger spielen. Wir haben uns dadurch nicht aus dem Konzept bringen lassen. Der Produzent führte die Aufnahmen zu Ende, aber gemischt hat er sie nicht mehr. Wir waren damals Greenhorns und hatten keinen Respekt.

Aber genau diese Unangepasstheit ist manchmal notwendig, damit man seinen Weg gehen kann.
Leimgruber:
 Wir sind einfach volles Risiko gegangen und haben uns nicht beirren lassen. Auf ECM musste man gewisse ästhetische Dinge erfüllen, da konnte man nicht komplett schräg sein. Viele haben damit groß Karriere gemacht, wir wollten aber lieber die Musik machen, die uns wichtig war. Natürlich wollten wir Erfolg, aber nicht um jeden Preis. Viele Musiker sind nicht auf einer ECM-Aufnahme zu hören, weil sie zu eigen waren. Bei Buchverlagen geht es ja oft ähnlich zu.

Das posthume John-Coltrane-Album aus dem Jahr 1968 war der Namensgeber für eure Band. Angeblich hat er sie 1965 unter schwerem LSD-Einfluss aufgenommen. Waren bewusstseinserweiternde Substanzen auch für euch wichtig?
Leimgruber:
 Wir haben auch solche Substanzen genommen, aber nicht im Zusammenhang mit OM und unserem Mantra. Wir haben den Namen vor allem wegen seiner Persönlichkeit gewählt. Das OM ist der erste Klang, die erste Vibration, der alles entspringt. Jeder Klang, den der Mensch zu erzeugen fähig ist, hat dort seinen Ursprung. Diese Worte haben uns inspiriert und das ist genau unser Sound. Wir haben schon indische und viel ethnische Musik gehört, aber wir waren nicht so stark in der Esoterik verankert. Mich hat beeindruckt, wie sich Coltrane und andere in fernöstliche Praktiken legten, aber zu unserer OM-Zeit war das nicht so wichtig.

War es für euch das Wichtigste, mit OM Mauern einzureißen und Grenzen zu sprengen? In musikalische Gefilde einzudringen, die bis dorthin noch unerforscht waren?
Leimgruber:
 Musikalisch sicher. Wir haben mit jedem Stück eine Türe aufgebrochen, aber es war kein expliziter Vorsatz, so wie es andere in der Rockmusik machten. Es hat dann aber dazu geführt.
Doran: Wir machten rebellische Musik, aber ohne das bewusst zu planen.
Leimgruber: Viele Stücke waren sehr ruhig und meditativ. Wir waren nicht nur rebellisch, sondern haben uns auch mit anderen Dynamiken beschäftigt. Das gilt bis heute. Es war nicht nur Hardcore im engsten Sinne. Wir waren sehr offen.

Welches Album aus der älteren oder neueren Phase von euch repräsentiert Geist und Wesen der Musik von OM am besten?
Leimgruber:
 Auf „OM 50“ gibt es das Lied „Im Unterholz von Kiev“ von Fredy und das erfasst gut den Geist von OM. Man kann das aber nicht auf ein Lied begrenzen. Manche klingen mehr nach mir und weniger nach OM, andere wieder viel klarer nach der Band an sich.

Habt ihr in den knapp 25 Jahren der OM-Pause viel Kontakt zueinander gehalten?
Leimgruber:
 Freundschaftlich waren wir immer miteinander verbunden. Man hat sich oft lange nicht gesehen, aber so geht es mir auch mit anderen Freunden. Sobald man sich trifft, ist wieder alles wie immer. Wir mussten uns nicht wieder an uns gewöhnen. (lacht)
Doran: Fredy und ich hatten viele gemeinsame Bands und Projekte, wir waren also die meiste Zeit zusammen. Ich hatte auch mit Urs und Bobby gespielt, aber uns vier zusammen gab es ein Vierteljahrhundert nicht.
Leimgruber: Die Zusammenarbeit von Christy und Fredy hat erst dazu geführt, dass es noch möglich war, OM wiederzubeleben. Als wir 2006 wieder zusammengefunden haben, hatte ich gar nicht an unser Repertoire gedacht. Ich wollte einfach wissen, wie wir vier nach so langer Zeit klingen, wenn wir frei improvisieren. Ich war überzeugt davon, dass es funktionieren würde. Das zeigt aber auch unseren Mut und das Risiko, immer neue Pfade einzuschlagen. Keiner hatte nach dem Konzert das Gefühl, dass etwas nicht ganz geklappt hat. Das ist sogar bei ständig tourenden Bands so und wir hatten dieses Gefühl noch nicht ein einziges Mal nach 25 Jahren. Das wäre der Anfang vom Ende, denn die Musik muss für sich selbst sprechen. Man muss akzeptieren, was der andere macht, auch wenn man selbst nicht immer damit einverstanden ist. Es geht um viel Vertrauen, Respekt und Akzeptanz.

Und die Zukunft ab 2023 bleibt eben noch offen …
Leimgruber:
 Der Terminplan ist leer. Wir müssen uns jetzt ein bisschen Zeit geben, um den tragischen Tod von Fredy und diese Tour überhaupt erst einmal zu verarbeiten. Es wurden auch Aufnahmen der Konzerte gemacht, mit denen wir was machen können. 
Doran: Zumindest das in Luzern. Es wird spannend, zu sehen und zu hören, wie es als Livedokument klingt. Live ist immer anders als im Studio.
Leimgruber: Wir haben sie auch auf Video aufgezeichnet. Uns steht noch so einiges bevor. Vielleicht ergeben sich dann daraus andere Ideen. Zum Beispiel OM mit Orchester. Oder mit den Wiener Philharmonikern. (lacht)

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