Rede im US-Kongress
Selenskyj: „Die Ukraine wird sich niemals ergeben“
Der ukrainische Präsident hat am Mittwoch nach seinem Besuch im Weißen Haus, wo US-Präsident Joe Biden einmal mehr den größtmöglichen Beistand bei der Verteidigung gegen den russischen Angriffskrieg zusicherte, einen viel umjubelten Auftritt im Kongress absolviert. In seiner zehnminütigen Rede, die immer wieder vom Applaus der Abgeordneten unterbrochen wurde, betonte Wolodymyr Selenskyj: „Die Ukraine wird sich niemals ergeben.“ Der Besucher bedankte sich für die bisherige Hilfe aus den USA und forderte gleichzeitig noch mehr Unterstützung - vor allem schwere Waffen.
„Die Ukraine hat die amerikanischen Soldaten nie gebeten, an unserer Stelle auf unserem Land zu kämpfen. Ich versichere Ihnen, dass ukrainische Soldaten amerikanische Panzer und Flugzeuge perfekt selbst bedienen können.“ Die bisher gelieferte Artillerie reiche nicht aus. „Ihr Geld ist keine Wohltätigkeit, es ist eine Investition in die globale Sicherheit und Demokratie, mit der wir auf höchst verantwortungsvolle Weise umgehen“, sagte der 44-jährige Staatschef. Gleichzeitig warnte Selenskyj vor einem Angriff Russlands gegen Verbündete der USA: „Es ist nur eine Frage der Zeit, wann sie eure anderen Verbündeten angreifen werden, wenn wir sie jetzt nicht aufhalten.“ Das kommende Jahr werde auf jeden Fall „ein Wendepunkt“ im Krieg sein.
Gegen Ende seiner Rede, die er auf Englisch hielt, kündigte Selenskyj an: „Wir werden Weihnachten feiern, auch wenn es keinen Strom gibt. Das Licht unseres Glaubens an uns selbst wird nicht erlöschen. Wenn russische Raketen uns angreifen, werden wir unser Bestes tun, um uns zu schützen. Wenn sie uns mit iranischen Drohnen angreifen und unsere Leute an Heiligabend in Bombenbunker gehen müssen, werden sich die Ukrainer trotzdem an den Feiertagstisch setzen und sich gegenseitig aufheitern.“
Flaggen-Tausch im US-Kongress
Nach der Rede überreichte der Besucher eine ukrainische Flagge aus der derzeit heftig umkämpften ostukrainischen Stadt Bachmut - als Zeichen des Dankes für die US-Unterstützung. Vizepräsidentin Kamala Harris und die ehemalige Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, hielten die Flagge hoch und erneut gab es Applaus. Im Gegenzug erhielt Selenskyj eine US-Flagge.
Neben der Flagge wird der ukrainische Präsident auch mit einem weiteren Hilfspaket in der Höhe von 1,85 Milliarden US-Dollar (rund 1,7 Mrd. Euro) die Heimreise antreten können. Erstmals wird Washington auch das Patriot-Flugabwehrsystem liefern, wie das US-Außenministerium am Mittwoch mitteilte. Damit steigt die gesamte US-Militärhilfe für die Ukraine seit Beginn der Amtszeit von US-Präsident Biden demnach auf 21,9 Milliarden US-Dollar (rund 20,6 Milliarden Euro). „Wir werden die Ukraine so lange unterstützen, wie es nötig ist, damit Kiew sich weiterhin verteidigen kann und zu gegebener Zeit am Verhandlungstisch eine möglichst starke Position einnimmt“, erklärte das Außenministerium.
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In dem neuen Paket sind den Angaben nach neben dem Patriot-Flugabwehrsystem weitere Unterstützung für die Luftverteidigung sowie zusätzliche Munition und wichtige Ausrüstung enthalten. Das Luftverteidigungssystem Patriot kann Flugzeuge, Marschflugkörper, Drohnen und Raketen auch in größerer Entfernung abwehren. Es dürfte Russlands Angriffe mit Raketen und Drohnen auf die zivile Infrastruktur in der Ukraine erschweren. Beim Treffen der beiden Präsidenten im Weißen Haus versicherte Biden: „Wir werden weiterhin die Fähigkeit der Ukraine stärken, sich selbst zu verteidigen, insbesondere die Luftverteidigung, und deshalb werden wir der Ukraine Patriot-Raketenbatterien bereitstellen.“ Bidens Botschaft an den Gast: „Präsident Selenskyj, die Vereinigten Staaten stehen hinter den tapferen Menschen in der Ukraine.“
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