Begleitet von Applaus und Jubel hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj vor dem US-Kongress eine flammende Rede gehalten. Darin bekräftigte er den Verteidigungswillen seines Landes gegen den russischen Aggressor und warb um weitere Unterstützung. Zugesagt hat US-Präsident Joe Biden bereits die Lieferung eines schlagkräftigen Patriot-Flugabwehrsystems. Das offizielle Russland reagiert wütend.
Für die Ukraine, die immer wieder russischen Luftangriffen auf ihre Energie-Infrastruktur ausgesetzt ist, könnte das US-Luftverteidigungssystem Patriot eine Wende im Krieg bedeuten. Es kann Flugzeuge, Drohnen und Raketen auch in größerer Entfernung abwehren. „Das wird unsere Flugabwehr bedeutend stärken“, so Selenskyj. Das US-System werde die Ukraine sicherer machen, betonte das ukrainische Staatsoberhaupt (siehe Video oben). Die ukrainischen Streitkräfte werden von den Vereinigten Staaten auch im Umgang mit dem System geschult.
„Putin ist bereits gescheitert“
Die Patriot-Raketenbatterien sind Teil eines mehr als 1,7 Milliarden Euro schweren weiteren Militärhilfspaket, das Biden am Mittwoch zusagte. Es enthält auch zusätzliche Munition und wichtige Ausrüstung. Die USA würden „alles in unserer Macht Stehende tun“, um den Erfolg von Selenskyj zu sichern, sagte Biden im Weißen Haus. Russlands Präsident Wladimir Putin sei in der Ukraine bereits gescheitert und werde wieder scheitern, so Biden weiter. Selenskyj sei bereit, „sein Leben für sein Land zu geben“.
Kreml: „Provokatives Vorgehen“
Russland reagierte erbost auf den Besuch des ukrainischen Präsidenten in den USA und deren weitere Militärhilfe. Die russische Nachrichtenagentur TASS zitierte den russischen US-Botschafter mit den Worten, Selenskyjs Besuch bestätige, dass die Erklärungen der USA, keinen Konflikt mit Russland zu wollen, leere Worte seien. Das provokative Vorgehen der USA in der Ukraine führe zu einer Eskalation, deren Folgen man sich nicht vorstellen könne. Bereits zuvor hatte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow gesagt, weitere westliche Waffenlieferungen an die Ukraine würden zu einer „Verschärfung“ des Konflikts führen.
Moskau wirft dem Westen vor, mit den Waffenlieferungen den Krieg in die Länge zu ziehen. Währenddessen beschießt Russland verstärkt ukrainische Städte mit Raketen - insbesondere die kritische Infrastruktur. Millionen Ukrainer sind deshalb derzeit im eisigen Winter ohne Strom und fließendes Wasser.
Putin unzufrieden mit Armee
Während Selenskyj in Washington weilte, ließ Putin in Moskau Unzufriedenheit mit seinem Militär durchblicken. Russland hat in den vergangenen Wochen am Schlachtfeld Rückschläge einstecken müssen. Putin erklärte, die Armee müsse aus den Problemen in der Ukraine lernen, und bekräftigte, alle militärischen Ziele würden erreicht. Verteidigungsminister Sergej Schoigu sagte, die Streitkräfte müssten um 350.000 auf 1,5 Millionen Soldaten wachsen.
Vor dem US-Kongress verglich Selenskyj den Kampf seines Landes gegen Russland mit den Schlachten des Zweiten Weltkriegs der US-Armee. „Genau wie die tapferen amerikanischen Soldaten, die zu Weihnachten 1944 ihre Linien hielten und Hitlers Truppen zurückschlugen, tun tapfere ukrainische Soldaten dieses Weihnachten dasselbe gegen Putins Truppen.“
Freie Hand für Selenskyj bei Verhandlungen
Während Selenskyjs Besuch wurde vor dem US-Kongress vereinzelt für einen Waffenstillstand demonstriert, baldige Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine sind aber unwahrscheinlich. Biden will seinem ukrainischen Amtskollegen bei der Entscheidung über den Zeitpunkt für Friedensgespräche mit Russland freie Hand lassen. „Jetzt ist die Zeit, in der wir diesen Präsidenten in die Lage versetzen müssen, entscheiden zu können, wie er den Krieg beenden will“, so Biden.
Wenn Selenskyj zu Verhandlungen mit Russland bereit sei, dann werde er „auch erfolgreich sein, weil er auf dem Schlachtfeld gewonnen hat“. Selenskyj wiederum sprach sich erneut gegen territoriale Kompromisse aus. Er schlage einen globalen Friedensgipfel vor, bei dem es um die Herstellung der territorialen Unversehrtheit und internationalen Ordnung gehen müsse.
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