Österreichs Geheimdienst warnt aktuell aufgrund vorliegender „Informations-Verdichtung“ vor Anschlagsplänen auf den Energiesektor samt Ausspähversuchen auch von oben.
Der Anschlag mit 500 Kilogramm TNT-Sprengstoff auf die Leitungen der Pipeline Nord Stream, die Gas aus Russland nach Europa brachte, schickte erst vor drei Monaten auch Schockwellen durch die Energieunternehmen. Offenbar wurde die Sabotage-Kommandoaktion von Kampftauchern in rund 70 Metern Tiefe auf dem Grund der Ostsee durchgeführt. Die Röhren sind auf einer Länge von 250 Metern vollständig zerstört, ausströmendes Gas blubberte tagelang an die Wasseroberfläche und lieferte spektakuläre Bilder. Bis heute sind die Täter unbekannt, die EU beschuldigt Moskau, der Kreml einen anderen ausländischen Nachrichtendienst.
Während Putin mit Drohnen- und Raketenangriffen seit Wochen die Strom- und Gasversorgung der Ukraine systematisch zerstören lässt, mehren sich offenbar jetzt die Hinweise der Geheimdienste für mögliche Attentatspläne auf europäischem Boden. Aktuell warnt auch die Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) in einem internen Schreiben an heimische Unternehmen vor einer Bedrohungslage.
„Ausspähversuche gegen kritische Infrastruktur“
So heißt es wörtlich in kühlem Spionagedeutsch: „Aufgrund der kontinuierlichen Verdichtung uns vorliegender Informationen kann davon ausgegangen werden, dass Einrichtungen der kritischen Infrastruktur - speziell im Sektor Energie - derzeit potenziell von Ausspähversuchen durch sowohl staatliche wie auch nicht staatliche Akteure betroffen sein könnten.“
Der rot-weiß-rote Geheimdienst geht neben der Ausspähung durch „unbefugte physische Zutrittsversuche zu sicherheitsrelevanten Bereichen“ auch von „luftgestützter Aufklärung von Einrichtungen im Freien“ aus. Gemeint ist der Einsatz berüchtigter „Terror-Drohnen“, die Russland derzeit massenhaft nicht nur auf dem Schlachtfeld, sondern besonders auch gegen zivile Ziele einsetzt.
Die derzeitige geopolitische Lage würde laut Verfassungsschutz nahelegen, dass diese Spionageaktionen „als Vorbereitungshandlung zur Beeinträchtigung der kritischen Infrastruktur allgemein, vor allem aber der Energieversorgung des Wirtschaftsstandortes und/oder größerer Teile der Bevölkerung dienen sollen“. Konkret also mögliche Anschlagspläne eines ausländischen Nachrichtendienstes auf unser Strom- und Gasnetz. Ein erfolgreiches Attentat wäre im Winter natürlich für alle Sicherheitsbehörden ein echtes Katastrophen-Szenario ...
Nachdem auch die deutsche Bundesinnenministerin Nancy Faeser vor Attentaten bzw. Sabotageakten an Gasterminals gewarnt hatte, wurden auch hierzulande die Sicherheitsvorkehrungen etwa bei der Erdgasdrehscheibe des Landes im niederösterreichischen Baumgarten oder der OMV verstärkt. Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) hatte jüngst in einem „Krone“-Interview auf die Frage, ob wir für Angriffe gegen unsere Energieinfrastruktur gerüstet sind, betont: „Wir tun alles Menschenmögliche, um solche Dinge zu verhindern. Eine latente Herausforderung ist da.“
Wir tun alles Menschenmögliche, um solche Dinge zu verhindern. Eine latente Herausforderung ist da.
Innenminister Gerhard Karner (ÖVP)
Energieriese war schon monatelang lahmgelegt
Was passiert, wenn der heimische Energieriese betroffen ist, zeigte sich - wie berichtet - durch einen „mechanischen Zwischenfall“ im Juni in der Hauptdestillationsanlage der OMV-Raffinerie vor den Toren Wiens. An vielen Tankstellen im Land war Diesel monatelang Mangelware. Die Reparatur dauerte bis Mitte Oktober. Gleich dreimal musste die Regierung insgesamt 373.000 Tonnen (!) Sprit aus strategischen Ölreserven der Republik freigeben. Auch damals ermittelte die DSN anfangs wegen möglicher Sabotage durch eine „fremde Macht“.
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