Krieg statt Gefängnis
Gruppe Wagner will auch Frauen an Front schicken
Die private russische Söldner-Gruppe Wagner hat mit einem Vorschlag aufhorchen lassen, wie man mehr Personal für den Angriffskrieg in der Ukraine rekrutieren könnte: Deren Chef und Gründer Jewgeni Prigoschin will weibliche Häftlinge an die Front schicken - im Austausch gegen spätere Entlassung aus der Haft oder zumindest Strafmilderung. Männlichen Gefängnisinsassen wird diese Möglichkeit bereits geboten.
Prigoschin kann sich für weibliche Häftlinge verschiedene Funktionen an der Front vorstellen. Diese könnten „nicht nur als Krankenschwestern und Funkerinnen dienen, sondern auch in Sabotagegruppen und Scharfschützenpaaren“, erklärte der 61-Jährige laut „Moscow Times“. Die Idee habe er von einem Parlamentsabgeordneten der russischen Region Swerdlowsk. Dieser sei von weiblichen Häftlingen angesprochen worden, ob sie nicht in der „militärischen Spezialoperation“ dienen könnten.
„Ich glaube, sie können unserem Land helfen“, ist der Abgeordnete Wjatscheslaw Wegner überzeugt. Er forderte Prigoschin auf, diese Möglichkeit in Erwägung zu ziehen. Und dieser scheint nicht abgeneigt zu sein: „Es gibt Widerstände, aber ich denke, wir werden es schaffen“, wird der Wagner-Chef zitiert.
35.000 Häftlinge bereits als Soldaten rekrutiert
Mit männlichen Häftlingen wurden die Truppen an der Front in der Ukraine bereits kräftig verstärkt: Wie die russische Gefangenenrechtsaktivistin Olga Romanowa erklärte, sollen bereits 35.000 Insassen vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen worden sein, um für Moskau in den Krieg zu ziehen. Der Kreml-Kritiker Alexei Nawalny bekam die Rekrutierungsbemühungen der Gruppe Wagner in jenem Gefangenenlager mit, in dem er selbst eine Strafe verbüßen muss. „Etwa 80 bis 90 Personen haben sich dazu bereit erklärt, in den Krieg zu ziehen“, berichtete Nawalny. Kurz darauf habe es eine zweite Rekrutierungswelle gegeben. „Innerhalb von 24 Stunden werden Mörder und Räuber mit hohen Haftstrafen freigelassen“, schrieb er in einem Brief, der auf Twitter veröffentlicht wurde.
Rekrutierte Soldaten dienen als Kanonenfutter
Der Deal „Vom Gefängnis an die Front“ ist jedoch mit Vorsicht zu genießen: Wie der britische Geheimdienst erst vor Kurzem berichtete, missbraucht die Söldnergruppe Rekruten als Kanonenfutter. Manche bekämen ein Smartphone oder Tablet, das ihnen mithilfe von Satellitenbildern ihre vorgegebene Angriffsroute und ihr Ziel zeige. Im Einsatz selbst bekommen sie zwar Feuerschutz, aber nur selten gepanzerte Fahrzeuge. Wer die Befehle nicht ausführt, dem droht der Tod: „Wagner-Mitgliedern, die ohne Genehmigung von ihren Angriffsrouten abweichen, droht wahrscheinlich eine standrechtliche Hinrichtung.“
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