Die USA haben der Ukraine Patriot-Flugabwehrwaffen versprochen, mit denen die Zivilbevölkerung besser vor russischen Raketenangriffen geschützt werden soll. Betont gelassen gibt sich dazu Kremlchef Wladimir Putin. Russland werde die Patriots „knacken“, kündigte er an. So schnell werden die Abwehrsysteme in der Ukraine aber gar nicht einsatzfähig sein.
„Ich kehre aus Washington zurück mit guten Ergebnissen“, erklärte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Donnerstagabend und meinte damit in erster Linie das Patriot-Luftabwehrsystem, dass die USA in die Ukraine schicken wollen - als Teil eines weiteren milliardenschweren Militärhilfe-Pakets, zu dem auch neue Munition gehört. Mit den Patriot-Flugabwehrwaffen könnten nunmehr Staat und Volk gleichermaßen geschützt werden, unterstrich Selenskyj.
Diese Waffen seien veraltet und nicht so gut wie die russischen S-300-Abwehrraketen, behauptet dagegen Putin. „Es findet sich immer ein Gegengift“, Russland werde die Patriots „knacken“, kündigte er am Donnerstag an. Heißt im Klartext, dass die russischen Streitkräfte weiterhin die zivile Infrastruktur bombardieren werden, wie sie es seit Oktober tun. Millionen Ukrainer sind deshalb ohne Heizung, Strom und Wasser der Winterkälte ausgesetzt.
Patriots sind kein Allheilmittel
In Putins großspurigen Worten steckt ein Körnchen Wahrheit. Zwar sind die Patriot-Raketen laut Militärexperten definitiv ein verbesserter Schutz gegen solche verheerenden Raketen- und Drohnenangriffe und verstärken die ukrainische Luftabwehr bei mittleren und kurzen Reichweiten. Aber sie sind kein Allheilmittel. Und: Wann kommt das System tatsächlich zum Einsatz?
Die US-Regierung hüllt sich dazu bisher in Schweigen. Ein ungenannter Pentagon-Beamter geht aber davon aus, „dass es mehrere Monate dauern wird, bis die ukrainischen Streitkräfte die nötige Ausbildung haben, um das Patriot-System erfolgreich einzusetzen“, wie er gegenüber dem Militärjournalisten Howard Altman erklärte.
Ausbildung beginnt „sehr bald“
Aus Sicherheitsbedenken wird darüber geschwiegen, wann das System in der Ukraine ankommt, wie viele ukrainische Soldaten an Patriot-Batterien ausgebildet werden und wann die Ausbildung beginnt. „Sehr bald“, erklärte der Beamte demnach lediglich. Fraglich ist auch noch, mit welchen Abfangraketen die Patriots bestückt werden: mit den älteren PAC-3 oder den moderneren PAC-3 MSE. Letztere können ein weit größeres Gebiet abdecken, sind flexibler und effektiver gegen taktische ballistische Raketen.
Indes hofft die Ukraine auf weiteres modernes Kriegsgerät, um sich gegen die russische Invasion zu verteidigen. So forderte Vizeaußenminister Andrij Melnyk Deutschland erneut auf, Kampf- und Schützenpanzer zu liefern. Er wünsche sich von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), „dass er endlich die Zurückhaltung zum Beispiel beim Kampfpanzer Leopard und beim Schützenpanzer Marder überdenkt“, sagte der frühere Botschafter der Ukraine in Deutschland dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). „Wenn die Bundesregierung keinen Alleingang bei der Lieferung will, dann könnte Deutschland dabei eine Führungsrolle auf dem Kontinent verfolgen, eine europäische Panzerallianz schmieden.“
Weitere Milliarden für Kiew
Fix kann Kiew mit weiterer Ausrüstung aus Estland und mit Finanzhilfe rechnen. Die estnische Regierung beschloss am Donnerstag die Lieferung von Drohnen, Schutzausrüstung und Winteruniformen an das angegriffene Land. Zusätzliche 2,5 Mrd. Euro für das kommende Jahr versprechen die Niederlande. Den Haag erwarte, dass diese Summe notwendig sein werde, um militärische Hilfe zur Verfügung stellen, zerstörte Infrastruktur zu reparieren und einen finanziellen Beitrag zu den Bemühungen zur Strafverfolgung zu leisten, hieß es von der niederländischen Regierung. Am Freitag hat zudem der US-Kongress weitere Notfall-Hilfe für die Ukraine bewilligt. Vorgesehen sind zusätzliche 44,9 Milliarden Dollar (rund 42,3 Mrd. Euro).
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