Am Sonntag haben orthodoxe Christinnen und Christen in Kiew Weihnachtsgottesdienste besucht. Üblicherweise feiern sie erst am 7. Jänner. Um mit der religiösen Führung in Moskau zu brechen, wurde das Fest jedoch vorverlegt. Fast die Hälfte der Bevölkerung dürfte hinter dieser Entscheidung stehen.
Zumindest ist etwa jede zweite Person dafür, den Feiertag vorzuziehen, wie eine Umfrage von Interfax-Ukraine ergab. 31 Prozent lehnen das Vorhaben jedoch ab. DIe ukrainisch-orthodoxe Kirche gehörte seit dem 17. Jahrhundert als Zweig der russisch-orthodoxen Kirche zum Moskauer Patriarchat. Teile von ihr brachen jedoch Anfang 2019 mit Moskau, vor allem aufgrund der Annexion der Halbinsel Krim und Russlands Unterstützung der pro-russischen Separatistinnen und Separatisten in der Region Donbass. Nach Kriegsbeginn sagte sich die ukrainische Kirche komplett los.
Besucherin unterstützt Distanz
„Der Krieg hat uns so viel Leid gebracht“, sagte die 72-jährige Kirchgängerin Olga Stanko zu den Nachrichtenagenturen AFP und APA. Sie unterstützt laut eigener Aussage jede Maßnahme, mit der die Ukraine auf Distanz zu Russland gehe. Die Verlegung des Weihnachtsdatums sei überfällig gewesen. Stanko und andere Menschen versammelten sich am Sonntagmorgen dicht gedrängt in einer Kirche in der Nähe des St. Michaelsklosters zum Gottesdienst. Zu den Gesängen eines Männerchors entzündeten sie Kerzen und stellten sich zur Beichte an.
Predigt: „Teuflische Taten“
Hohepriester Mychailo Omeljan ging in seiner Predigt unter anderem auf die Strom- und Heizungsausfälle nach den russischen Angriffen ein. Unter diesen würden Millionen Menschen im ganzen Land leiden. „Das Volk, das in der Finsternis saß, sah ein helles Licht, und denen, die im Land und im Schatten des Todes sind, ist das Licht aufgegangen“, meinte er. In Anspielung auf die russische Armee folgten die Worte „Es gibt diese Menschen, welche die Dunkelheit mehr lieben als das Licht, weil ihre Taten teuflisch sind.“
Vor der Kirche erinnerte ein ausgebrannter russischer Panzer an den Krieg, während des Gottesdienstes ertönte 25 Minuten lang Luftalarm. Am 7. Jänner wird ebenfalls noch ein Weihnachtsgottesdienst abgehalten für jene, die nicht zu dem Wechsel des Datums bereit sind. „Meiner Meinung nach ist dies eine Übergangsphase. Es gibt ein paar Dinge, die wir nicht von heute auf morgen radikal ändern können“, sagte Pater Andrij. Es werde einige Jahre dauern, bis sich die Feiern am 25. Dezember durchgesetzt hätten. Letztendlich werde auch nicht das Datum, sondern „die Geburt unseres Erlösers“ gefeiert.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.