Der massive Lawinenabgang am Arlberg ist mit einem „Weihnachtswunder“ zu Ende gegangen: Alle erfassten Sportler haben das Unglück überlebt, die meisten sogar unverletzt. Am Montag wurde eine letzte Sicherheitssuche durchgeführt, diese wurde zu Mittag abgeschlossen, weitere Verschüttete wurden wie erwartet nicht entdeckt. Auf einem dramatischen Video eines Skigastes ist zu sehen, dass sich beim Abgang des Schneebretts zehn Wintersportler im Bereich der Lawinenbahn aufgehalten hatten - weshalb sogleich die Rettungskette in Gang gesetzt wurde.
Die Lawine ging kurz vor 15 Uhr bei der Trittkopfbergstation ab. Sie nahm ihren Anfang im freien Gelände, die Schneemassen ergossen sich aber auch über die Skipiste Nr. 134 (Balmen) und verlegte sie auf einer Länge von 500 bis 600 Metern.
Ein Wintersportler aus Deutschland war teilverschüttet und wurde nach der Bergung in die Klinik nach Innsbruck geflogen. „Er liegt mit sehr schweren Verletzungen auf der Intensivstation, sein Zustand ist aber stabil“, hieß es auf APA-Anfrage von der Tirol Kliniken GmbH. Alle anderen in den Lawinenabgang involvierten Skigäste - nach Angaben von Hermann Fercher von Lech/Zürs-Tourismus stammen sie aus Deutschland, Belgien, den Niederlanden, Bosnien, Kroatien und den USA - zogen sich nur leichte Blessuren zu bzw. blieben unverletzt. In Anbetracht der Situation sprach Fercher erneut von großem Glück.
Ein Wintersportler mit schweren Verletzungen im Spital
Während der teilverschüttete Deutsche rasch aus den Schneemassen geborgen wurde, blieben die anderen auf dem Video erkennbaren Personen trotz des Großeinsatzes an Rettern zunächst verschollen. Parallel zu den Sucharbeiten auf dem Lawinenkegel mit mehr als 200 Beteiligten, mehreren Lawinensuchhunden und sieben Helikoptern betrieb die Polizei akribische Ermittlungsarbeit, um die Identität der Gesuchten herauszufinden.
Diese meldeten sich laut Polizei erst im Verlauf des Abends. Sie waren selbstständig ins Tal abgefahren und hatten ihre Beteiligung am Lawinenunfall nicht gemeldet. Gegen 20.30 Uhr wurden noch zwei Personen vermisst. Als auch diese nach ihrer Ankunft zu Hause gegen 23 Uhr Kontakt mit der Polizei in Lech aufnahmen, konnte Entwarnung gegeben werden, der Such- und Rettungseinsatz wurde eingestellt.
Weil noch andere, nicht auf dem Video sichtbare Wintersportler von der Lawine erfasst worden sein könnten, wurde am Montag gegen 8 Uhr mit einer letzten Sicherheitssuche begonnen. Mit weiteren Verschütteten rechnete aber niemand. „Nach derzeitiger Erkenntnislage kann davon ausgegangen werden, dass keine Personen mehr vermisst werden“, hieß es seitens der Polizei.
Sowohl bei den Einsatzkräften als auch bei den Verantwortlichen der Arlberg-Gemeinde war die Erleichterung nach dem stundenlangen Sucheinsatz riesengroß. Vorarlbergs Sicherheitslandesrat Christian Gantner (ÖVP) und Touristiker Hermann Fercher nahmen den Begriff „Weihnachtswunder“ in den Mund. Die Ermittlungen der Polizei liefen indessen weiter.
So galt es insbesondere zu klären, wie es möglich war, dass die Lawine auf die Piste abging. Am Arlberg herrschte am Sonntag wie am Montag erhebliche Lawinengefahr der Stufe drei auf der fünfstufigen Gefahrenskala.
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