Von emotionaler Beweisführung sprechen wir, wenn wir unsere Gefühle darüber entscheiden lassen, wie wir über Tatsachen denken. Die Gefühle sind der Beweis dafür, dass die Gedanken recht haben. In dem Fall sprechen wir auch von kognitiver Verzerrung.
Woher stammt der Ausdruck?
Der Begriff wurde 1979 vom Psychiater Aaron T. Beck geprägt. Er geht auf Überlegungen der kognitiven Verhaltenstherapie zurück. Aaron T.Beck stellte fest, dass Menschen in negativen und stressigen Situationen dazu neigen, auf Ereignisse emotional zu reagieren, anstatt nach rationalen Antworten zu suchen.
Beispiele
Emotionales Schlussfolgern tritt nicht nur in politischen Diskussionen, sondern auch im täglichen Leben auf. Ein klassisches Beispiel sind Phobien, bei denen angenommen wird, etwas muss gefährlich sein, da es Angst in uns auslöst. Auch ein ungutes Bauchgefühl wird häufig als Beweis erachtet, dass einem Unrecht getan wird, zum Beispiel, dass man vom Partner betrogen wird.
In der Weihnachtszeit kann die emotionale Beweisführung sogar zu Familienstreits führen. Ein klassisches Beispiel dafür ist, wenn man vom erhaltenen Weihnachtsgeschenk enttäuscht ist und deshalb annimmt, dass sich die schenkende Person keine Gedanken darüber gemacht hat und man ihr somit egal sein muss.
„Ich empfinde die Maske als unangenehm, also muss sie schlecht sein“
Beispiel für emotionale Beweisführung
Aber auch in politischen Diskussionen spielt emotionale Beweisführung eine große Rolle. In den letzten Jahren, während der Corona-Pandemie, gab es etliche Situationen, an denen man dieses psychologische Phänomen erkennen konnte. „Ich empfinde die Maske als unangenehm, also muss sie schlecht sein“, und „Ich bin wütend auf diesen Politiker, also muss er mir Schlechtes wollen“, sind passende Beispiele dafür.
Was können wir dagegen tun?
Zunächst sollten wir uns darüber bewusst werden, dass unsere negativen Schlussfolgerungen nur unseren Emotionen geschuldet sind. Wenn wir negative Gefühle haben, sollten wir uns darüber klar werden, welche Gedanken diesen Gefühlen zugrunde liegen. Diese können wir danach auf ihre Richtigkeit prüfen. Dabei ist es wichtig, so sachlich wie möglich an das Thema heranzugehen und uns nicht von Gefühlen leiten zu lassen.
Leute, die sich bereits mit dem Confirmation Bias und Filterbubbles beschäftigt haben, haben noch bessere Chancen, Fakten ungefiltert recherchieren zu können.
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