WWF-Jahresbilanz

Artenschutzreport: Die Gewinner und Verlierer 2022

Wissenschaft
29.12.2022 09:19

Für bedrohte Wildtierarten und den Artenschutz insgesamt war 2022 wieder kein gutes Jahr: Weltweit sind inzwischen über 41.500 von etwa 147.500 erfassten Tier- und Pflanzenarten auf der Roten Liste als bedroht eingestuft - das ist mehr als jemals zuvor.

Der diesjährige „Living Planet Report“ zeigt einen dramatischen Artenschwund: Die Bestände der beobachteten Wildtierarten sind seit 1970 um durchschnittlich 69 Prozent eingebrochen.

Die Naturschutzorganisation warnt vor einer „katastrophalen Zuspitzung des weltweiten Artensterbens“ und fordert in Österreich und darüber hinaus mehr Einsatz der Politik beim Naturschutz.

Ein Dugong (Gabelschwanzseekuh) frisst Seegras im Roten Meer. (Bild: Philipp Kanstinger / WWF)
Ein Dugong (Gabelschwanzseekuh) frisst Seegras im Roten Meer.

Bis zu einer Million Arten könnten in den nächsten Jahrzehnten aussterben, wenn keine Trendwende erfolgt. Lichtblicke und „tierische Gewinner“ würden jedoch zeigen, dass aktiver Artenschutz wirksam ist.

Das sind die Verlierer 2022:

Rentier (Bild: Wild Wonders of Europe / Peter Cairns / WWF)
Rentier

Rentier
Der Bestand der weltweit größten Population von wildlebenden Rentieren ist von 417.000 im Jahr 2014 auf 250.000 Tiere eingebrochen. Im Jahr 2000 bestand diese in der Taimyr-Region in der russischen Arktis lebende Population noch aus einer Million Tiere. Besonders die Klimakrise und Wilderei bedrohen Rudolfs wilde Verwandte.

Breitmaulnashorn (Bild: APA/AFP/Wikus De Wet)
Breitmaulnashorn

Breitmaulnashorn
Nashörner leben schon seit über 50 Millionen Jahren auf unserem Planeten und haben Eiszeiten überlebt. Für ihr Horn werden die Kolosse brutal verfolgt und gewildert. In den letzten neun Jahren sind in Afrika die Bestände durch Wilderei von 20.600 auf knapp 16.000 Tiere gefallen.

Königspinguine in der Antarktis (Bild: Fritz Pölking / WWF)
Königspinguine in der Antarktis

Kaiserpinguine
Ein schlechtes Jahr für den Kaiserpinguin. Im Sommer verpasste es die Antarktis-Konferenz, die größte Pinguinart als besonders geschützte Art auszuweisen. Im Oktober verhinderten dann erneut zwei Staaten die geplante Ausweisung von Meeresschutzgebieten im Südpolarmeer. Im November endete dann auch noch die UN-Klimakonferenz enttäuschend. 80 und 100 Prozent aller bekannten Kaiserpinguin-Kolonien drohen bis 2100 nahezu zu verschwinden.

Schwebfliegen
Mehr als ein Drittel aller Schwebfliegenarten in Europa (314 von 890 Arten) sind laut der neuen Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) durch Landnutzungswandel, Pestizideinsatz und Klimakrise bedroht. Schwebfliegen sind nach Bienen die zweitwichtigsten Bestäuber.

Eine Frau hält einen kleinen Stör in ihren Händen. (Bild: dpa-Zentralbild/Patrick Pleul)
Eine Frau hält einen kleinen Stör in ihren Händen.

Störe und Löffelstöre
Sieben der acht in Europa vorkommenden Störarten sind vom Aussterben bedroht, seit diesem Jahr gilt nun auch die achte offiziell als stark gefährdet. Den Glattdick, dessen letzte Bestände in Europa in der Donau schwammen, hat die IUCN dort für ausgestorben erklärt. Um die Störartigen steht es überall auf der Welt dramatisch: Alle überlebenden 26 Arten sind laut der 2022 aktualisierten Roten Liste akut gefährdet, fast zwei Drittel davon sogar direkt vom Aussterben bedroht. 

Fischotter (Bild: thinkstockphotos.de)
Fischotter

Fischotter in Österreich
Erst im Dezember verlängerte die Kärntner Landesregierung ihre Fischotter-Tötungsverordnung EU-rechtswidrig um weitere zwei Jahre. Auch Salzburg erließ 2022 eine Verordnung zur Tötung von 57 Fischottern. Die Behauptung, die Tiere seien für die Gefährdung von Fischbeständen hauptverantwortlich, hält keiner wissenschaftlichen Prüfung stand. Fische leiden vor allem unter der Verbauung, Verschmutzung und Übernutzung von Gewässern.

Das sind die Gewinner 2022:

Seeadler (Bild: Olli Immonen / WWF)
Seeadler
(Bild: Shutterstock / Neil Burton / WWF)

Seeadler in Österreich
Im Jahr 2000 galten Seeadler in Österreich noch als ausgestorben. Heute gibt es wieder um die 50 Brutpaare von Österreichs Wappentier und damit eine stetig wachsende, stabile Population. Eine absolute Erfolgsgeschichte im heimischen Naturschutz.

Tiger im Bandhavgarh National Park, Indien (Bild: Suyash Keshari / WWF-International)
Tiger im Bandhavgarh National Park, Indien

Tiger
Aktuellen Zählungen zufolge gab es seit 2010 einen Zuwachs von 50 Prozent auf nunmehr 4500 bis 5000 Tiger. Besonders erfreulich sind die Zahlen in Nepal: Dort leben wieder 355 Tiere der bedrohten Großkatzen.

Mantas nahe der Malediven (Bild: Vincent Kneefel / WWF)
Mantas nahe der Malediven
Hai vor Ecuador (Bild: Antonio Busiello / WWF-US)
Hai vor Ecuador

Haie und Rochen
Die Weltartenschutzkonferenz CITES (Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora) beschloss im November den besseren Schutz von Grundhaien, Hammerhaien und Geigenrochen. Erlaubt ist internationaler Handel mit ihnen nur noch, wenn ihre Bestände dadurch nicht gefährdet werden. Über 90 Prozent aller international gehandelten Hai- und Rochenarten werden damit vor unreguliertem und nicht-nachhaltigem Handel geschützt.

Buckelwal vor Kodiak Island, Alaska (Bild: WWF-US / Keith Arnold)
Buckelwal vor Kodiak Island, Alaska

Buckelwal in Australien
Die Buckelwale konnten 2022 von der dortigen Liste der bedrohten Arten gestrichen werden. Ihre Zahl ist in australischen Gewässern von ehemals 1.500 auf 40.000 bis 65.000 gestiegen. Dennoch bleiben akute Gefahren wie Fischerei, Schifffahrt und Umweltverschmutzung bestehen.

Karettschildkröte (Bild: Nataliia Vyshneva - stock.adobe.)
Karettschildkröte

Unechte Karettschildkröte
In den USA und auf den Kapverdischen Inseln, zwei ihrer drei wichtigsten Brutgebiete, wurden in letzter Zeit so viele Nester der Unechten Karettschildkröten gefunden, wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Alleine auf den Kapverden hat sich die Anzahl der Nester seit 2015 etwa verzwanzigfacht.

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