Oligarch trickst herum
Größte Segeljacht der Welt soll nur Hausboot sein
Sie verfügt über die höchsten freistehenden Masten der Welt, hat eine Aussichtsplattform aus Glas im Kiel, acht Decks, einen riesigen Pool und eine Segelfläche im Ausmaß eines halben Fußballfeldes - dennoch möchte sie ihr Besitzer, der russische Oligarch Andrei Melnitschenko, die Megajacht „Sailing Yacht A“ als einfaches Hausboot verstanden wissen.
Die Anwälte des Dünger-Moguls bemühen sich derzeit um eine Umklassifizierung der Jacht - wohl mit dem Ziel, dass ihr schwerreicher Eigner trotz der gegen ihn verhängten Sanktionen wieder mit dem schwimmenden Luxustempel in See stechen kann.
Das Vermögen von Melnitschenko wird auf 27,5 Milliarden Dollar (knapp 26 Mrd. Euro) geschätzt, dennoch hat der Oligarch ein großes Problem: Aufgrund der vom Westen verhängten Sanktionen kann er mit seiner Jacht, die oftmals nur kurz als „A“ bezeichnet wird, nicht auslaufen. Das 143 Meter lange Schiff wurde nach Kriegsbeginn an die Kette gelegt. Bei einem geschätzten Wert von 530 Millionen Euro ist das sicher auch für einen Milliardär eine schmerzhafte Maßnahme.
Viele Russen wollen nur Hausboot besitzen
Nun will Melnitschenko offenbar ein Schlupfloch finden, um seine Megajacht wieder nutzen zu können - oder zumindest weniger Steuern abdrücken zu müssen. Die „A“ soll dazu als simples Hausboot umklassifiziert werden. Auch andere Oligarchen verfolgen diese Strategie. Viele versuchen, ihre Luxusjachten unter neue Flaggen zu setzen und sie in Russland-freundlichen Ländern zu registrieren.
Oligarch will nichts mit Jacht zu tun haben
Wie die meisten russischen Milliardäre streitet Melnitschenko ab, dass ihm die Jacht überhaupt gehört. Ein Sprecher behauptete laut Magazin „Forbes“, das Schiff hätte gar nichts mit dem Oligarchen zu tun, es gehöre einer Treuhandgesellschaft, zu der der Oligarch keinerlei Verbindung haben. Die Behörden können diese Darstellung aber nicht glauben.
Nun wurde die „A“ in Sierra Leone registriert, zuvor segelte sie unter der Flagge der britischen Isle of Man. Nach der Umflaggung gilt sie als Hausboot und nicht mehr als Jacht oder Sportschiff - was Anwälten und Behörden Rätsel aufgibt. Diese Herabstufung würde nur dann Sinn ergeben, wenn die Schiffe „vollständig stillgelegt wurden und physisch nicht in der Lage sind, sich zu bewegen“, erklärte der auf Jachten spezialisierte Londoner Anwalt Benjamin Maltby dazu. Allerdings würde es dann „auch wenig Sinn machen, sie irgendwo zu registrieren“, so der Jurist.
Jacht wurde auf Ehefrau überschrieben
Experten vermuten daher, dass die Oligarchen mit dieser Taktik versuchen, wieder Zugriff auf ihre Luxusjachten zu erhalten und wieder auslaufen zu können. Zudem könnten mit dieser Registrierung niedrigere Steuern anfallen. Voraussetzung dafür sei aber die Aufhebung der Sanktionen, die im Falle der „Sailing Yacht A“ gerade angestrengt wird.
Als Kläger tritt freilich nicht Melnitschenko selbst auf. In den Gerichtsdokumenten wird vielmehr seine Ehegattin angeführt, auf die die Jacht überschrieben wurde und ihren offiziellen Wohnsitz in St. Moritz hat und nie die russische Staatsbürgerschaft besaß. Sie ist serbisch-kroatische Doppelbürgerin.
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