Früherer LH Pühringer

„Volk hat Gleißner seine Vergangenheit verziehen“

Oberösterreich
02.01.2023 10:00

„Ich halte das für unbarmherzig einem Spitzenpolitiker gegenüber, der so Großes für sein Land geleistet hat“, sagt LH a.D. Josef Pühringer (ÖVP). Er verteidigt seinen Vorvorvorgänger als Landeshauptmann von Oberösterreich gegen aktuelle Kritik wegen dessen Politikeinstieg im Austrofaschismus.

Die Linzer Straßennamenkommission hat den einstigen Landeshauptmann (er war es von März 1934 bis März 1938 und nach dem Krieg von Oktober 1945 bis Mai 1971) wegen seiner politischen Tätigkeit im Austrofaschismus als „belastete Person“ der zweitstärksten Kategorie eingestuft. Heinrich-Gleissner-Haus (die OÖVP-Zentrale) und Heinrich-Gleissner-Promenade in Linz müssen deswegen nicht umbenannt werden. LH a.D. Josef Pühringer, bis April 2017 selber LH und seither Obmann des Seniorenbunds der OÖVP, zeigt sich empört über diese Einstufung Gleißners ins Zwielicht.

Die „Krone“ hat über die Erkenntnisse der Linzer Straßennamenkommission berichtet. (Bild: Kloimstein Andrea)
Die „Krone“ hat über die Erkenntnisse der Linzer Straßennamenkommission berichtet.

„Das ist ja alles kein Geheimnis“
„Ehrlich gesagt, ist mir diese Einstufung sehr auf die Nerven gegangen“, sagt Pühringer: „Dass Gleißner im Austrofaschismus (ab August 1933 zuerst als oö. Landesführer der Vaterländischen Front, Anm.) schon Politiker war, dass er da Staatssekretär war, dass er in der Vaterländischen Front war - das ist ja alles kein Geheimnis!“

Oberösterreichs Ex-Landeshauptmann Josef Pühringer (Bild: © Harald Dostal)
Oberösterreichs Ex-Landeshauptmann Josef Pühringer

Fulminante Mehrheit bei der ersten Wahl
Die Oberösterreicher hätten 1945 bei der ersten Nationalratswahl die Vergangenheit des Heinrich Gleißner ganz genau gekannt. Pühringer: „Sie haben gewusst, dass er im Ständestaat Politiker war. Und sie haben gewusst, dass er in Dachau gesessen ist. Beides haben sie gewusst. Und sie haben ihn in der ersten Wahl mit einer fulminanten Mehrheit (in OÖ erreichte die ÖVP 59 Prozent, Anm.) ausgestattet. Das ist auch Demokratie und nicht nur, wenn ich irgendwelche Straßen umbenenne.“

Heinrich Gleißner tanzt 1953 mit Elvira Koref auf der Linzer Nibelungenbrücke den Donauwalzer. Denn am 9. Juni 1953 haben die Sowjets die Kontrollen an den Grenzen zu ihren Besatzungszonen, in diesem Fall dem Mühlviertel, aufgehoben. (Bild: Stöger Max)
Heinrich Gleißner tanzt 1953 mit Elvira Koref auf der Linzer Nibelungenbrücke den Donauwalzer. Denn am 9. Juni 1953 haben die Sowjets die Kontrollen an den Grenzen zu ihren Besatzungszonen, in diesem Fall dem Mühlviertel, aufgehoben.

Ein politischer Brückenbauer
In der Nazizeit sei Gleißner im KZ gesessen und nach dem Krieg sei er „zu einem (politischen) Brückenbauer in der schwierigsten Zeit der Geschichte des Landes“ geworden. Von der anderen Seite bauten ihm insbesondere die Sozialdemokraten Ernst Koref und Ludwig Bernaschek entgegen, sei ergänzt.

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Ich halte das nicht nur für grenzwertig, sondern auch - ehrlich gesagt - für unbarmherzig einem Spitzenpolitiker gegenüber, der so Großes für sein Land geleistet hat.

LH a. D. Josef Pühringer, ÖVP

Besseres Ergebnis als auf Bundesebene
59 Prozent bei der allerersten Nationalratswahl für die ÖVP in Oberösterreich, gegenüber 49,8 Prozent im Bundesergebnis: Dieses Wahlergebnis des damals erst ein Monat im Amt stehenden Landeshauptmanns Gleißner sei „halt auch so etwas wie eine Verzeihung durch das Volk, das ihn gewählt hat“, meint Pühringer abschließend.

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