Eisregen, Saharastaub, Fluten und der wärmste Jahreswechsel: Der Klimawandel bescherte uns heuer arge Turbulenzen. „In Summe liegen deutlich zu warme Monate hinter uns. Burgenlands Hauptstadt Eisenstadt verzeichnete sogar das allertrockenste Jahr seit dem Messbeginn 1936“, betont Ubimet-Experte Michele Salmi.
Exakt 18,3 Grad wurden am Silvestertag 2021 in Berndorf (NÖ) registriert. Dieser wärmste Wert seit 250 Jahren könnte in wenigen Stunden noch getoppt werden.
Grafik: Extremwetter in Österreich
„Heuer wird es vor allem tagsüber in höheren Tal-Lagen sehr mild. So steigen die Temperaturen von Vorarlberg über das Außerfern bis ins Mostviertel auf bis zu 18, vereinzelt auch auf 19 Grad“, lässt uns Ubimet-Experte Nikolas Zimmermann wissen.
Ende Jänner 2022 sah die (Winter-)Welt mit gewaltigen Neuschneemassen im Westen Österreichs ganz anders aus.
Tief über dem Nordwesten Afrikas
Ein Tief über dem Nordwesten Afrikas sorgte dann für die nächsten Kapriolen: Große Mengen an Saharastaub wurden aufgewirbelt und zu uns verfrachtet. „Meine Skitouren im März führten mich durch wüstenähnlichen Schnee“, erinnert sich Mount-Everest-Legende Peter Habeler zurück. Auch unten in den Tälern ähnelte die Wetterlage eher der Sahelzone als der grünen Waldheimat. Der Wasserstand des Neusiedler Sees etwa war so niedrig wie noch nie im Frühling. Eine Situation, die sich im Hochsommer noch verschärfte.
Unwetter in Kärnten im Juni
Doch das waren nicht die einzigen Extreme, von denen wir heuer heimgesucht wurden. Wohl für immer in die Köpfe der Bewohner des Kärntner Gegendtales haben sich die Unwetter vom 28. Juni eingebrannt. Diese Region erwischte es gleich doppelt. Zunächst brauste mit 128 km/h die stärkste Böe seit Messbeginn (1990) über das Land. Dann fielen über Nacht auch noch 121 Liter Regen pro Quadratmeter - binnen sechs Stunden! Ähnlich verheerend waren die Unwetter vom 18. August in Kärnten und einen Tag später der Starkregen in Vorarlberg. Extremwetter schließlich Mitte Dezember in Oberösterreich, wo schauriger Eisregen fast das ganze Bundesland überzog.
Aktuell herrscht gähnende Schneeleere - selbst in höchsten Regionen. Nur mit Mühe kann enttäuschten Urlaubern ein kümmerlicher, mühsam durch Beschneiung geretteter Pistenrest geboten werden. Im Skiort St. Corona am Wechsel (NÖ) wurde aktuell deswegen sogar die Sommerrodelbahn aufgesperrt.
12,6 Meter Neuschnee fielen am 3100 Meter hohen Sonnblick. Das klingt viel, war aber so wenig wie noch nie in der gesamten Messgeschichte (seit 1886).
Laut Zimmermann war das Jahr vor allem im Süden und Südosten mit bis zu 40 Prozent weniger Niederschlägen trocken. Mit einer Abweichung von gut plus 1 Grad zum langjährigen Mittel (von 1991 bis 2020) reiht sich das vergangene Jahr wahrscheinlich knapp hinter 2018 (1.) und 2014 (2.) auf dem dritten Platz ein.
Dr. Kurt Weinberger, Direktor der Hagelversicherung, befürchtet, dass auch das kommende Jahr klimatisch recht turbulent wird: „Wir müssen mit wachsender Intensität und Frequenz von Niederschlägen und Hagel sowie Fluten und Murenabgängen rechnen.“
„Mahner in der Wüste“
Der „Mahner in der Wüste“ prangert die Bodenversiegelung an: „Seit 1. Jänner wurden in Österreich fast 42 Millionen Quadratmeter Ackerfläche für immer versiegelt. Das wirkt sich auf die Gesamtsituation aus und wird die Dürre befeuern.“
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.