Es herrscht Aufregung rund um das Spielen des Radetzkymarsches beim Neujahrskonzert: Zuvor hatte ORF-Moderator Martin Thür den Dirigenten Franz Welser-Möst in der „ZiB 2“ gefragt, ob das Stück „im Angesicht des Sterbens in der Ukraine ein richtiges Zeichen des Friedens aus Wien“ sei. Dabei hat der Radetzkymarsch, der traditionell am Neujahrstag gespielt wird, gar nichts mit der Ukraine zu tun. Warum Thür die Frage dennoch stellte, erklärte er am Freitag auf Social Media.
„Der Marsch nimmt gar nicht auf die Ukraine Bezug, das wäre ja Unsinn“, schrieb ORF-Moderator Martin Thür auf Twitter. Wenige Minuten zuvor hatte er am Freitag ausgeführt, dass Radetzky die separatistischen Bewegungen in Norditalien durch einen Feldzug niedergeschlagen hätte. Aufgrund dieses Siegs habe ihm der Komponist Johann Strauss 1848 den Marsch gewidmet. Konkret siegte der Feldmarschall Josef Wenzel Graf Radetzky in der Schlacht bei Custozza über die piemontesischen Truppen und bekam damit die Lombardei für Österreich zurück.
Kritik: „Pseudomoralische Suggestivfrage“
Aufgrund dieses Hintergrunds habe der Moderator den Dirigenten Franz Welser-Möst, der am Donnerstagabend in der „ZiB 2“ zu Gast war, gefragt, ob der Marsch eine Friedensbotschaft sei. Er würde Fragen stellen, um mehr zu erfahren. Vor dieser Stellungnahme hatte es viel Kritik gehagelt. So meinte ein Twitter-Nutzer etwa, dass er den ORF „mit seinen seltsamen Mitarbeitern langsam nicht mehr packe“. Ein anderer schrieb, dass der Moderator „kritische Betrachtungen mit pseudomoralischen Suggestivfragen“ verwechsle.
Manche Twitter-Nutzerinnen und -Nutzer gingen wiederum mehr auf den Marsch selbst ein. Da hieß es zum Beispiel, dass man sich auch an einem Marsch erfreuen dürfe, wenn sich andere den Schädel einhauen würden, oder dass es vielen schlicht um die Musik gehe. Der Großteil der Menschen würde bei dem Stück nicht an einen Siegesmarsch denken.
Thür: „Will Marsch nicht verbieten“
Darüber hinaus wurde Thür nach entsprechenden Schlagzeilen in Medienberichten gefragt, ob er den Radetzky-Marsch denn ganz verbieten wolle. Der Moderator verneinte dies, sprach von „erfundenen Headlines“ und einer „absurden Debatte.“ Zuhörerinnen und Zuhörer dürften sich am Radetzky-Marsch erfreuen, niemand wolle ihnen das nehmen.
Dirigent reagierte überrascht
Der Hintergrund der Debatte ist der Besuch von Dirigent Franz Welser-Möst in der „ZiB 2“ am Donnerstagabend. Thür hatte ihn gefragt, ob der Marsch „im Angesicht des Sterbens in der Ukraine ein richtiges Zeichen des Friedens aus Wien“ sei. Der Dirigent reagierte überrascht und antwortete schließlich damit, dass es aus seiner Sicht nicht um ein Zeichen des Friedens gehe. Das Stück sei eine Art österreichisches Brauchtum geworden, das von einer „wirklich nicht schönen Geschichte“ losgelöst betrachtet werden könne.
Welser-Möst dirigiert die Wiener Philharmoniker, die am Neujahrstag diesmal 15 Stücke spielen werden. Der „Radetzky-Marsch“ soll gemeinsam mit dem „Donauwalzer“ zum Abschluss zu hören sein.
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