Die Zahl der Steirer, die im Alter psychische Probleme bekommen, steigt. Ein Sozialprojekt in Graz soll Betroffenen und ihren Familien helfen. Angehörige werden stundenweise entlastet. Ein 91-Jähriger berichtet.
Seit 62 Jahren gehen Rosa und Walter Hofer gemeinsam durch dick und dünn. Dass sie zusammen alt werden möchten, das hat sich das Paar in jungen Jahren geschworen; später dann formte sich daraus der Wunsch, möglichst lange zu Hause wohnen bleiben zu können. Ein Bedürfnis, das viele ältere Menschen in sich tragen.
„Das ging bis vor ein paar Jahren sehr gut“, erzählt der 91-Jährige. Doch dann erkrankte seine gleichaltrige Frau an Demenz: „Als sich bei mir nach einem Sturz auch noch die Bewegungsfähigkeit stark einschränkte, wurde es schwierig“, erinnert sich der Grazer.
Spaziergang als größter Wunsch
Das Meiste hätten er und seine Frau zwar nach wie vor „ganz gut im Griff“, jedoch zieht sich der Aktionsradius der beiden immer enger zusammen: „Meine Frau würde so gerne spazieren gehen, sie zu begleiten ist mir jedoch nicht möglich, da ich nur noch mühsam mit zwei Stöcken gehen kann. Und meine Frau alleine loszuschicken - das ist mir aufgrund ihrer Demenz zu riskant“, berichtet der ehemalige Buschauffeur.
Kurz vor Weihnachten hat sich Rosas Herzenswunsch plötzlich und unerwartet nun doch erfüllt: „Ich wurde von einer Bekannten auf die Möglichkeit aufmerksam gemacht, mir über die Stadt Hilfe zu organisieren. Das habe ich getan. Jetzt kommt einmal in der Woche für zwei Stunden eine nette Sozialbetreuerin zu uns nach Hause und holt meine Frau zum Spazierengehen ab. Bei Schlechtwetter werden Spiele gespielt“, ist Walter Hofer froh über diese „große Erleichterung im Kleinen“.
Angehörige leiden still
„Wir sind immer wieder überrascht, was Angehörige psychisch erkrankter Menschen tagtäglich leisten. Viele der Betroffenen sind psychisch und physisch enorm überlastet“, weiß Eva Tscherning aus Erfahrung.
Die Sozialbetreuerin ist Teil des Projektes „Stube“, dessen Ziel es ist, Angehörige psychisch erkrankter Menschen im Alter stundenweise zu entlasten.
Projekt verlängert
Nachdem das erste Probejahr äußerst erfolgreich verlaufen war, wurde „Stube“ im Grazer Stadtsenat jetzt verlängert: „Wir registrieren einen hohen Bedarf an derartigen niederschwelligen Hilfestellungen. Mobil vor stationär steht dabei im Mittelpunkt“, begründet der Grazer Gesundheitsstadtrat Robert Krotzer seine Initiative.
Nähere Informationen zum Entlastungsprojekt „Stube“ in der Stadt Graz unter 0664 / 441 49 oder sopha.graz.stube@gfsg.at
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