Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat angekündigt, die Luftabwehr im kommenden Jahr auszubauen. Das werde eine „Sicherheitsgarantie für den gesamten Kontinent.“ Hintergrund sind die zunehmenden russischen Raketenangriffe auf ukrainische Städte.
„Im neuen Jahr wird die ukrainische Luftverteidigung noch stärker, noch effektiver. Dies wird eine Sicherheitsgarantie nicht nur für unser Land, sondern für den gesamten Kontinent sein“, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Freitagabend in seiner täglichen Videoansprache. Die Luftabwehr hat in den vergangenen Wochen zahlreiche russische Marschflugkörper, Raketen und sogenannte Kamikaze-Drohnen abgeschossen. Angesichts der Masse könnten aber nicht mehr alle Raketen abgewehrt werden.
Strategie für Stromversorgung
Die russische Armee greift seit Oktober gezielt das ukrainische Energienetz an und sorgt mit massiven Schäden für lange Ausfallzeiten in der Strom- und Wasserversorgung. Die Bevölkerung soll im Winter unter Druck gesetzt werden. Selenskyj verwies in seiner Rede auf eine „klare Strategie quer durch das Land“. Es brauche viel Mühe, aber es werde klappen, sagte er. Das Erzeugen und Verteilen von Strom zu sichern, sei eine der wichtigsten Aufgaben für das nächste Jahr.
Geländegewinne im Donbass
Im östlichen Donbass sollen die ukrainischen Streitkräfte unterdessen kleinere Geländegewinne erzielt haben. „Insgesamt halten wir unsere Stellungen. Es gibt auch einige Frontabschnitte, an denen wir etwas vorrücken“, sagte der Präsident. In der Region Luhansk eroberte die ukrainische Armee laut Selenskyj den kleinen Ort Nowoseliwske. Dieser liegt ungefähr 20 Kilometer nordwestlich von Swatowe, einem wichtigen Ziel der Region. Einige russische Besatzer seien gefangen genommen worden, berichtete die örtliche Verwaltung von Luhansk auf Telegram. Die Angaben konnten nicht unabhängig bestätigt werden.
Vermisste Zivilisten
Seit Kriegsbeginn werden laut der ukrainischen Präsidentenberaterin Alona Verbytska 15.000 Menschen vermisst, darunter viele Zivilpersonen. Ihr Schicksal sei völlig ungewiss. „Wir wissen nicht, was mit ihnen geschehen ist. Befinden sie sich auch in russischer Kriegsgefangenschaft, sind sie aus russisch besetzten Gebieten verschleppt oder womöglich längst umgebracht worden?“, sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland am Freitag. Diese Ungewissheit sei vor allem für die Angehörigen schrecklich.
Ukrainische Behörden hatten zuvor wiederholt darauf hingewiesen, dass ganze Familien mit Kindern aus den besetzten Gebieten nach Russland verschleppt würden. Die russische Armee hat bisher 3392 Kriegsgefangene bestätigt, darunter auch Zivilpersonen.
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