Raketenwerfer getestet
Kims Pläne: Zahl der Atomwaffen drastisch erhöhen
Inmitten wachsender Spannungen auf der koreanischen Halbinsel hat die weithin isolierte Führung Nordkoreas eine drastische Aufstockung ihres Atomwaffenarsenals angekündigt. In einem Bericht über die politischen Prioritäten für das neue Jahr warf Machthaber Kim Jong Un den USA und Südkorea vor, sein Land militärisch maximal unter Druck setzen zu wollen. Es sei nötig, eine weitere Interkontinentalrakete (ICBM) für „einen schnellen nuklearen Gegenschlag“ zu entwickeln.
Auch sollten taktische Atomwaffen massenweise produziert und schnellstmöglich ein Spionagesatellit ins All geschickt werden. Das berichteten die Staatsmedien am Sonntag unter Berufung auf Kims Vortrag am Samstag zum Ende eines Parteitreffens in Pjöngjang.
USA und Südkorea werden beschuldigt
Kim beschuldigte Washington und Seoul in dem Bericht eines „in der Menschheitsgeschichte beispiellosen“ Komplotts, um Pjöngjang zu isolieren und zu unterdrücken. Insbesondere den Nachbarn griff Kim diesmal bei der mehrtägigen Jahresend-Plenarsitzung des Zentralkomitees seiner herrschenden Arbeiterpartei in scharfem Ton an.
Südkorea habe Nordkorea zum Hauptfeind erklärt und zuletzt offen über „Kriegsvorbereitungen“ gesprochen. Südkorea sei „unser unbestrittener Feind“, wurde Kim zitiert. Das rufe klar nach „einer exponentiellen Erhöhung des Nukleararsenals des Landes“.
Taktische Atomwaffen
Die Ziele sind nicht grundsätzlich neu. Kim hatte bereits mehrmals zum Ausbau der nuklearen Schlagkraft seines Landes aufgerufen, das wegen seines Atomwaffenprogramms internationalen Sanktionen unterworfen ist. Das Ziel Pjöngjangs ist es, über das ganze Spektrum von Atomwaffen und Raketen zu verfügen. Als taktische Atomwaffen gelten dabei solche, deren Wirkungskreis und Sprengkraft deutlich geringer sind als bei strategischen Atomwaffen wie ICBM, die über einen Kontinent hinaus eingesetzt werden können. Das Stockholmer Friedensforschungsinstitut SIPRI schätzt, dass Nordkorea mindestens 20 fertige Nuklearsprengköpfe gelagert hat.
Den USA wirft Nordkorea seit Jahrzehnten eine feindselige Politik vor. Kim beschuldigte sie am Samstag, Nuklearwaffen nach Südkorea zu bringen und in Zusammenarbeit mit ihren Verbündeten Seoul und Tokio einen regionalen, NATO-ähnlichen Militärblock gründen zu wollen.
Konflikt auf koreanischer Halbinsel spitzt sich wieder zu
Der Konflikt auf der koreanischen Halbinsel hat seit einigen Monaten wieder deutlich an Brisanz gewonnen. Nordkorea schoss nicht nur in erhöhter Frequenz atomwaffenfähige Raketen ab, sondern verschärfte auch seine Rhetorik gegen die Regierungen Südkoreas und der USA. Die Streitkräfte beider Länder haben ihre gemeinsamen Militärübungen in diesem Jahr wieder in vollem Umfang aufgenommen.
Kurzstreckenrakete abgefeuert
Vor der Veröffentlichung des Berichts des Zentralkomitees hatte Nordkorea nach Angaben des südkoreanischen Militärs erneut eine ballistische Kurzstreckenrakete ostwärts in Richtung offenes Meer abgefeuert - die vierte innerhalb von 24 Stunden. Das Militär warf Nordkorea eine erneute Provokation vor. UNO-Resolutionen verbieten Nordkorea die Erprobung von ballistischen Raketen. Solche Raketen können - je nach Bauart - mit einem Atomsprengkopf ausgerüstet werden. Die nordkoreanischen Medien sprachen am Sonntag von Geschossen aus einem „supergroßen Mehrfach-Raketenwerfer“, der bei den Tests zum Einsatz gekommen sei.
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