„Warum zerstören hier so viele ihr Auto im Wasser?“, haben wir vor anderthalb Jahren gefragt. Geradezu mutwillig haben Autofahrer in einer englischen Ortschaft ihr Fahrzeug zerstört, weil sie zu schnell eine Furt durchqueren wollten und der Motor einen Wasserschlag erlitt. Damit ist nun endlich Schluss.
Es ist wohl nicht herauszufinden, wie viele Autos hier tatsächlich den Wassertod gestorben sind. YouTube ist jedenfalls voll mit Videos, welche die Unwissenheit oder den Wagemut, jedenfalls aber die Fehleinschätzung vieler Autos belegen. Zahllose YouTuber und Blogger haben über die Jahre entsprechenden Content online gestellt. Doch nun hat die Polizei diese Wasserdurchfahrt gesperrt.
Schauplatz ist (bzw. war) die Rufford Lane in Newark-on-Trent in Nottinghamshire, Bezirk Newark and Sherwood. Dort kreuzt eine abgesenkte Straße den Lauf eines Bächleins. Oft ist die Straße trocken (oder im Regen ganz einfach nass), aber häufig führt das Rinnsal mehr Wasser, dann steht das Stück unter Wasser. Je nachdem bis über 30 Zentimeter tief oder sogar deutlich mehr.
Statt den sechs Kilometer langen Umweg zu nehmen, fahren viele Lenker und Lenkerinnen einfach durch, teilweise unter dem Gejohle der Anwohner (und teilweise von weither angereister Schaulustiger), die schon darauf warten. Viele schafften es auch. Die hatten entweder Glück, dass das Wasser nicht ganz so tief war oder sie ein Auto mit günstiger platziertem Lufteinlass hatten, oder hatten einen Land Rover bzw. ein ähnlich offroadtaugliches Gefährt mit entsprechend hoher Wattiefe. Oder fahren einfach langsam genug.
Wasserschlag ist ziemlich endgültig
Doch viele unterschätzen die Bugwelle, die ein nur wenig höheres Tempo auslöst. Was dann passiert, ist, dass das Wasser die Stelle erreicht, an der der Motor Luft ansaugt. Dadurch saugt er Wasser an, das dann in die Zylinder gerät. Da sich Wasser im Gegensatz zum Kraftstoff-Luft-Gemisch nicht verdichten lässt, der Kolben aber trotzdem nach oben fährt, verbiegt sich die jeweilige Pleuelstange. Ende Gelände. Wasserschlag heißt das. Wenn es älter ist, kann man das Auto dann gleich zum Schrottplatz schleppen lassen.
Warum macht man so etwas?
Die BBC hat einen Psychologen gefragt, warum Autofahrer so etwas Unvernünftiges tun. Dr. William Van Gordon zufolge sind es vor allem Menschen, die sich für überdurchschnittlich gute Autofahrer halten, das sind 80 bis 90 Prozent. Und fahren kann uns ein falsches Gefühl von Sicherheit geben: Weil wir das Auto unter Kontrolle haben, gilt das auch für die Straße, glauben wir, aber das sei naturgemäß nicht der Fall. Dazu komme, dass wir im Allgemeinen schlecht darin sind, beim Autofahren Risiken einzuschätzen.
Gut möglich also, dass der eine oder andere, der jetzt über „die Trottln“ im Video lacht, morgen selber zum Gespött wird - wenn zufällig jemand die Handykamera zückt.
Übrigens: Die Furt-Durchfahrt wurde nicht etwa aus dem Grund gesperrt, dass so viele Motorschäden verursacht wurden, sondern, weil die beim Durchfahren entstandenen Wasserfontänen die Anwohner ebenso störten wie die wild geparkten Autos der Schaulustigen. Und weil immer wieder Leute versuchten, in den Bachlauf hineinzufahren. Autofahrer vor sich selbst zu schützen ist also nur ein Nebeneffekt.
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