Bei in die Höhe springenden Zahlen an Covid-19-Erkrankungen in China wäre gerade jetzt eine wirksame medikamentöse Therapie besonders wichtig. Chinesische Wissenschaftler wollen nun mit einer zum Schlucken geeigneten Form des Wirkstoffs Remdesivir keine schlechteren Ergebnisse als mit dem im Westen bekannten Paxlovid (Pfizer) in der Behandlung von Risikopatienten belegt haben.
Remdesivir als Hemmstoff des Virus-Polymerase-Enzyms von SARS-CoV-2 und verwandten Coronaviren war eines der ersten Arzneimittel gegen Covid-19. Dessen Verwendung ist allerdings bisher wegen der alleinigen Verfügbarkeit als Infusion auf Krankenhäuser beschränkt. Für die Verhinderung schwerer Krankheitsverläufe standen deshalb vor allem die oral einnehmbaren Medikamente Paxlovid (Nirmatrelvir-Ritonavir, Proteasehemmer) und Molnupiravir zur Verfügung.
Schluckbare Alternative gefunden
Weltweit wurde jedenfalls nach Möglichkeiten gesucht, Wirkstoffvarianten von Remdesivir zu entwickeln, die sich für die tägliche Einnahme via schluckbarer Darreichungsformen (Kapseln, Tabletten) eignet. Das chinesische Pharmaunternehmen Junshi Biosciences (Shanghai) hat das geschafft. In der weltweit angesehenen Medizin-Fachzeitschrift „New England Journal of Medicine“ erschien vor wenigen Tagen (28. Dezember; DOI: 10.1056/NEJMoa2208822) eine Wirksamkeitsstudie der Phase III mit einem Vergleich einer Behandlung von Covid-19-Erkrankten mit hohem Risiko zwischen Paxlovid und der Remdesivir-Variante (VV116).
Vergleich mit Paxlovid bestanden
Insgesamt erhielten per Zufallsauswahl 384 Teilnehmer der Studie jeweils fünf Tage lang zur oralen Einnahme VV116 (600 Milligramm alle zwölf Stunden am ersten Tag, dann 300 Milligramm alle zwölf Stunden an den Tagen zwei bis fünf) oder Paxlovid (300 Milligramm Nirmatrelvir und 100 Milligramm Ritonavir alle zwölf Stunden über fünf Tage hinweg). Die Studienteilnehmer hatten ein mittleres Alter von 53 Jahren, 92 Prozent litten an milden Covid-19-Symptomen. Drei Viertel der Probanden waren gegen SARS-CoV-2 geimpft. Ein Alter über 60 Jahre (knapp 38 Prozent), ein Body-Mass-Index über 25 (knapp 33 Prozent), Rauchen (12,5 Prozent) und Diabetes (etwas über zehn Prozent) waren die Haupt-Risikofaktoren.
Als Hauptkriterium für die Beurteilung diente die Zeit bis zu einer anhaltenden Erholung der Erkrankten (keine oder fast keine Symptome über zwei Tage hinweg). Beide Behandlungsformen waren hier in etwa gleichauf. In der Gruppe der mit der Remdesivir-Variante Behandelten erholten sich die Patienten im Mittel nach vier Tagen. Unter der Behandlung mit Paxlovid war das im Mittel nach fünf Tagen der Fall.
Remdesivir mit weniger Nebenwirkungen
„Unter Erwachsenen mit milder bis moderater Covid-19-Erkrankung und einem Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf war VV116 (orales Remdesivir; Anm.) nicht schlechter als Nirmatrelvir-Ritonavir (Paxlovid; Anm.) bei der Zeitspanne bis zu einer anhaltenden Genesung - allerdings mit weniger Nebenwirkungen“, schrieben Zhujun Cao (Shanghai Jiao Tong University School of Medicine) und die Co-Autoren im „New England Journal of Medicine“.
„In einer abschließenden Analyse gab es keine Unterschiede in der Zeit bis zur anhaltenden Symptomauflösung, und auch die Dauer bis zum ersten negativen SARS-CoV-2-Test unterschied sich nicht wesentlich zwischen den beiden Gruppen. Es gab keine schweren Covid-19-Erkrankungen und keine Todesfälle“, schrieb dazu das Deutsche Ärzteblatt. Die Verträglichkeit des oral einnehmbaren Remdesivir-Produkts war sogar ein bisschen besser als bei der Verwendung von Paxlovir. Im Gegensatz zu Paxlovid mit bei Verschreibung zahlreichen zu beobachtenden möglichen Wechselwirkungen mit anderen häufig verwendeten Arzneimitteln besteht diese Problematik bei Remdesvir offenbar nicht.
Keine Zulassung für Europa beantragt
Die Ergebnisse einer Phase-III-Studie bilden in der Regel die Grundlage für eine Zulassung. Der Hersteller hat diese in den USA oder Europa jedoch nicht beantragt, schrieb dazu die deutsche Ärztezeitung. VV116 könnte demnach vor allem in China sowie in anderen Ländern eingesetzt werden, in denen Paxlovid nicht erhältlich sei. „Nach den Ergebnissen der Studie dürfte es eine gleichwertige, wenn nicht sogar bessere Alternative sein“, hieß es im Deutschen Ärzteblatt.
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