Laut Umfragen will jeder zweite Mensch in Russland Friedensverhandlungen. Darunter sind vor allem Junge. Zudem nimmt der Rückhalt für den russischen Präsidenten Wladimir Putin ab. Viele sehen ihn nicht mehr als starken Anführer.
Laut Analystinnen und Analysten sind Angst, Verunsicherung und oft Hass auf den Kreml allgegenwärtig in Russland. Viele würden den Präsidenten Wladimir Putin nicht mehr als starken Anführer wahrnehmen. Ihm werde etwa nachgesagt, keine Antworten auf drängende Fragen zu haben, und keine Orientierung zu bieten. Putin stehe im Ruf, den Kontakt zur Realität verloren zu haben. Anders sieht es in der Politik aus. Hier überwiege noch eine militaristische Stimmung. Die Hoffnung auf einen Sieg sei bei vielen Mächtigen in Moskau groß.
Kein Putsch
Obwohl Putin Macht und Kontrolle verlieren soll, sei laut den Analystinnen und Analysten weder ein Putsch noch eine Revolution in Sicht. Ranghohe Beamtinnen und Beamte, die Führung der Sicherheitsstrukturen und Unternehmen würden Putin immer wieder geschönte Informationen über den Kriegsverlauf liefern, um ihren Posten zu retten. Laut der Politologin Tatjana Stanowaja könnten „Radikale mit revolutionären Einstellungen“ stärker werden.
Armee hat viele Unterstützer
Zugleich ist der Anteil der Unterstützerinnen und Unterstützer der russischen Streitkräfte mit 71 Prozent hoch, wie eine Studie des Meinungsforschungsinstituts Lewada von Dezember zeigt. Umgekehrt gab ungefähr jede fünfte Person (21 Prozent) an, die Handlungen des Militärs nicht zu unterstützen. Diese monatlich erhobenen Werte haben sich seit Kriegsbeginn am 24. Februar kaum verändert.
Wahrheitsgehalt schwierig
Inwiefern die Antworten tatsächlich der eigenen Einstellung entsprechen, lässt sich schwer beurteilen. Soziologinnen und Soziologen weisen etwa darauf hin, dass es wegen der allgemeinen Einschüchterung durch Behörden und der Manipulation durch das Staatsfernsehen schwierig sei, wahrheitsgemäße Aussagen zu bekommen. Deutlich wird aber, dass vor allem junge Menschen in Russland gegen den Krieg in der Ukraine sind.
20.000 politische Festnahmen
Ein weiteres Ergebnis aktueller Umfragen ist, dass ungefähr jede dritte Person (34 Prozent) in Russland eine eigene moralische Verantwortung für den Tod von Zivilpersonen und die Zerstörungen in der Ukraine sieht. Die Mehrheit denkt aber nicht so. Hier ist zu beachten, dass Menschen jahrelange Haft riskieren, wenn sie die Streitkräfte öffentlich kritisieren oder ihnen sogar Kriegsverbrechen vorwerfen. Im Vorjahr sollen laut dem in London lebenden Kremlkritiker mehr als 20.000 Personen aus politischen Gründen festgenommen worden sein und bis zu einer Million Menschen das Land verlassen haben. Wegen Beleidigung der Armee wurden mehr als 5000 Verfahren geführt.
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