Besorgnis ist groß

Akuter Engpass: 540 Medikamente nicht verfügbar!

Österreich
03.01.2023 17:00

540 Arzneien sind aktuell bei uns nicht verfügbar - die Besorgnis im Land ist groß. Auch wenn dies „nur“ einen Bruchteil aller Medikamente betrifft. In jedem Fall raten Mediziner bei einem fehlenden Medikament vor einer Selbstdosierung ab. Diese sei lebensgefährlich. 

Bereits Ende September hatte die „Krone“ erstmals vor Lieferengpässen in Sachen Medikamente gewarnt (siehe Faksimile unten).

Schon Ende September warnte „Krone“ erstmals vor Lieferengpässen in Sachen Medikamente (Bild: Screenshot/Krone)
Schon Ende September warnte „Krone“ erstmals vor Lieferengpässen in Sachen Medikamente

Bürger bekommen Engpass zu spüren
Und die Situation in Österreichs Apotheken hat sich seit dem auch nicht verbessert - ganz im Gegenteil: Mit Anfang Jänner hat das Gesundheitsministerium auf ihrer Homepage öffentlich vermeldet, dass rund 540 Arzneimittel im Land aktuell gar nicht beziehungsweise nur sehr eingeschränkt verfügbar sind. Was viele Bürger in den vergangenen Wochen bei ihrem Weg in die Apotheke am eigenen Leib zu spüren bekamen.

Experten um Beruhigung bemüht
Allerdings versuchen Experten hinsichtlich der allgemein spürbaren Besorgnis etwas zu beruhigen. Und dies anhand von nackten Zahlen: Denn laut diesen betrifft der aktuelle Lieferengpass „nur“ in etwa drei Prozent aller rund 15.000 in Österreich zugelassenen Medikamente. Mängel gäbe es laut Mediziner aktuell „nur“ bei Cortison-Stoffen und einigen Sorten an Antibiotika (vor allem Penicillin).

(Bild: BMF/ZAÖ)

Die Hauptgründe für die Engpässe: Höhere Nachfrage an bestimmten Medikamenten als in den Corona-Lockdown-Jahren, Probleme bei der Besorgung von Wirkstoffen durch politische Entwicklungen (Stichwort Exportverbote) oder Lieferengpässe bei Verpackungsmaterialien.

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Da es in Europa keine ausreichende Produktionsstätten für Antibiotika gibt, waren wir durch die Situation in China überrascht. Da besteht Nachholbedarf!

Virologe Prof. Dr. Norbert Nowotny

Starke Infektionswelle in den nächsten Wochen
In den heimischen Krankenhäusern gäbe es diesbezüglich (noch) keinen Grund zur Beunruhigung - bei niedergelassenen Ärzten hingegen und für die Behandlung von eigentlich harmlosen Infektionskrankheiten könnte es in naher Zukunft jedoch problematischer werden. Denn auch wenn die aktuelle Medikamenten-Lage laut Gesundheitsministerium „stabil“ sei, sind sich neutrale Experten einig: Es sei nicht einzuschätzen, wie sich die Lage aufgrund der aktuell starken Infektionswelle im Land in den nächsten Wochen, Monaten entwickeln wird.

(Bild: Fotowerk)

Relativ kritisch sieht auch Virologe Prof. Norbert Nowotny die derzeitigen Engpässe von Antibiotika in den Apotheken. Da die Arzneien von den Apothekern immer für ein ganzes Jahr im Vorhinein bestellt werden müssen, hat man offenbar wegen der Corona-Krise zu wenig auf die Lagerung von Antibiotika gesorgt.

Keine Selbstdosierung!
Was tun, wenn ein gewohntes Medikament zu Hause nicht mehr vorhanden ist? Etwa Paracetamol und Ibuprofen-Fiebersäften, wenn Kinder Fieber haben. Mitunter liest man in Foren und sozialen Medien, dass man Tabletten oder Zäpfchen mit gleichem Wirkstoff, aber höherer Dosierung für Kinder etwa einfach halbieren könnte. Von einer Selbstdosierung wird dringend abgeraten. „Sich selbst Medikamente am Küchentisch anzurühren, ist lebensgefährlich. Ich rate jedem inständig davon ab“, so Dr. Peter Voitl Kinderarzt in Wien-Donaustadt.

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Sich selbst Medikamente am Küchentisch anzurühren, ist lebensgefährlich. Ich rate jedem inständig davon ab.

Dr. Peter Voitl, Kinderarzt in Wien-Donaustadt

Und er fügt hinzu: „Tabletten haben einen Film, damit sie vor der Magensäure geschützt sind. Zerteilte Tabletten werden einfach verdaut und wirken nicht. Außerdem sind Wirkstoffe nicht immer gleichmäßig in Präparaten verteilt. Dann kann es zu einer Überdosierung kommen. Apotheken können in vielen Fällen alternative Präparate anbieten oder bestehende so verarbeiten, damit sie kindergerecht sind“, erklärt Voitl.

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