Der Tiroler Tourismus jagte vor Corona vor allem im Winter von Urlauberrekord zu Urlauberrekord - negative Auswirkungen wie Verkehrslawine, Après-Ski-Exzesse und überfüllte Pisten inklusive. Das muss aufhören. Das Problem? Der Erfolg.
Es ist ein bisschen wie mit den Geistern, die man ruft. Tirol hat über Jahrzehnte dank Marketingturbo sehr erfolgreich gerufen, immer mehr Gäste sind gekommen. Am bisherigen Höhepunkt wurden im Winter mehr als 6 Millionen Ankünfte und 27 Millionen Nächtigungen verbucht.
Qualität statt Quantität nicht nur beim Angebot, sondern auch bei Gästen.
Karin Seiler, Geschäftsführerin der Tirol Werbung
Der Erfolg wird nun zum veritablen Problem. Mehr Gäste bei weniger Winter (wie man aktuell eindrucksvoll sieht) und zu wenig Mitarbeitern – das geht sich nicht aus. Bei einem Branchentreffen nach dem Bergisel-Springen beschrieb Mittwochabend Tirol Werbung-Geschäftsführerin Karin Seiler die neue Zielrichtung: „Qualität statt Quantität nicht nur beim Angebot, sondern auch bei Gästen.“
Jetzt will man „die richtigen Gäste“ gewinnen
Mehr Ertrag mit weniger Gästen – das soll gelingen. Dafür müsse man die „richtigen Gäste“ gewinnen, wie Seiler es formulierte. Zielgruppen-Marketing ist eine Strategie, digitale Marktbeobachtung eine weitere. Seiler: „Wir starten einen Preis- und Buchungsmonitor. Damit sind wir in der Lage, wichtige Daten wie die Buchungslage tagesaktuell zu erheben.“ In der Folge wird wohl das bisher vereinzelt eingesetzte „Dynamic Pricing“ (steigender Preis bei steigender Nachfrage) in vielen Bereichen Einzug halten.
So wie wir um Gäste werben, müssen wir in Zukunft auch um Arbeitskräfte werben
Tourismus-Landesrat Mario Gerber
Schlechtes Image als Arbeitgeber wurde ignoriert
Die Urlauber kommen nach der Pandemie wieder, die Mitarbeiter bleiben aus. Der Tourismus hat sein schlechtes Image als Arbeitgeber über Jahrzehnte sträflich ignoriert. Jetzt brennt der Hut. „So wie wir um Gäste werben, müssen wir in Zukunft auch um Arbeitskräfte werben“, sagt Tourismus-Landesrat Mario Gerber (VP). Er kündigte bei dem Treffen ein Arbeitsprogramm an, um Mitarbeiter länger in der Branche zu halten und um neue zu gewinnen.
Die Tirol Werbung ist auch gerade dabei, ihre Struktur dem 2021 definierten neuen „Tiroler Weg“ Richtung mehr Nachhaltigkeit anzupassen. Ein Nachhaltigkeitskompetenzzentrum wird installiert, wo Themen wie Mobilität, Klima, Tourismusgesinnung oder Arbeitskräftemangel beackert werden. Ein eigenes Team soll neue Projekte entwickeln, etwa um Gäste zu den Öffis zu locken. Da braucht es dringend einen Turbo.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.