Sternsinger

Unterwegs mit Königen aus Tirol und der Ukraine

Tirol
06.01.2023 12:00

Sternsingen verbindet! In der Pfarre Mariahilf in Innsbruck tut es der Brauch heuer auf besondere Weise. Dort schwärmten in den vergangenen Tagen Kinder aus Tirol und der Ukraine gemeinsam aus. Die „Krone“ war mit dabei. 

Es ist kurz vor 16 Uhr. Im Pfarrhaus gleich neben der Kirche Mariahilf in Innsbruck wuselt es. Fröhliche Kinderstimmen, dazwischen Erwachsene, die Kronen verteilen, Mäntel zuknöpfen, Sterne polieren. „17 Gruppen gilt es zu koordinieren, in Summe rund 70 Mädchen und Buben“, zählt Vincenz Krulis in diesem bunten Durcheinander ein paar nüchterne Fakten auf. Der Religionslehrer organisiert gemeinsam mit einem rührigen Team seit 35 Jahren die Dreikönigsaktion in der Pfarre. „Es hat sich schon einiges geändert. Nicht die Begeisterung der Kinder, wenn sie losziehen.“

Religionslehrer Vincenz Krulis gibt den Kindern letzte Tipps. Dann geht es los. (Bild: Birbaumer Johanna)
Religionslehrer Vincenz Krulis gibt den Kindern letzte Tipps. Dann geht es los.

Kinder aus Tirol, die in Kenia Bildung ermöglichen
Mehr als 10.000 tun das jedes Jahr in Tirol, 85.000 in ganz Österreich. Kinder und Jugendliche, die mit ihrem Einsatz die Welt ein bisschen besser machen. Die Straßenkindern in Kenia Bildung ermöglichen, Indigene im Regenwald Brasiliens und Bauernfamilien in Indien unterstützen. Trotz Corona-Einschränkungen kamen im Vorjahr alleine in der Diözese Innsbruck 1,3 Millionen Euro an Spenden zusammen. 500 Projekte werden damit mitfinanziert.

Anmalen oder nicht? Die Kinder können es sich aussuchen
Doch zurück nach Tirol. Die Kinder aus Mariahilf sind bereit zum Ausschwärmen. Mit geschwärztem Gesicht oder nicht – das ist hier kein Streitthema. „Die Kinder können es sich aussuchen“, verweist Betreuerin Gisella auf die pragmatische Lösung, die in der Pfarre gefunden wurde. So einfach kann es sein. „Die Sternsinger wollen Menschen verbinden, nicht trennen. Das ist ihre Mission“, ruft einer aus dem Team. In Mariahilf erfüllen sie diesen Auftrag heuer auf besondere Weise.

Mit Eltern und Begleitperson machen sich die ukrainischen Kinder Jeva, Jegor, Artem und Kiril (v. li.) auf den Weg. (Bild: Birbaumer Johanna)
Mit Eltern und Begleitperson machen sich die ukrainischen Kinder Jeva, Jegor, Artem und Kiril (v. li.) auf den Weg.

Die drei Weisen und ein Stern aus der Ukraine
Jeva, Artem, Jegor und Kiril – drei Weisen und ein Stern aus der Ukraine gehören zum königlichen Stab der Pfarre. Die Kinder und ihre Eltern mussten vor dem Krieg in der Heimat flüchten. In Innsbruck fanden sie Aufnahme – und waren in den vergangenen Tagen als Sternsinger unterwegs. In der orthodoxen Kirche, der sie angehören, gibt es diese Tradition so nicht. Doch Jeva möchte von einem anderen Weihnachtsbrauch aus ihrer Heimat erzählen. Auch dort ziehen Kinder von Haus zu Haus. Das Mädchen überlegt, sucht nach deutschen Worten für einen ukrainischen Brauch. Findet keine – und fängt einfach an zu singen. Gemeinsam mit Bruder Artem. Zwei Kinderstimmen, die mit hellem Klang alle Sprachbarrieren überwinden. Sie singen von Frieden, von Liebe und dem Wunder der Weihnacht. Was für ein Bild.

Nicht jede Tür geht auf. Aber viele freuen sich sehr über den Besuch der Kinder. (Bild: Birbaumer Johanna)
Nicht jede Tür geht auf. Aber viele freuen sich sehr über den Besuch der Kinder.

Mit dem Dreikönigstag haben die Sternsinger ihre Mission für heuer erfüllt. Nicht jede Tür ist für sie aufgegangen. Auch davon erzählen uns die Kinder aus Mariahilf. Entmutigen haben sie sich nicht lassen. Sie sind weitergezogen, haben an anderen Türen geklopft, wurden freudig empfangen und nicht selten bereits sehnsüchtig erwartet. Dafür hat es sich gelohnt, ein paar Ferientage zu opfern. Aber nicht nur dafür.

Auch Jeva, Artem, Jegor und Kiril hatten große Freude am Dabeisein. Ebenso wie Paula, Lea, Matteo, Jonathan und wie sie alle heißen. Viele von ihnen wollen auch nächstes Jahr als Caspar, Melchior und Balthasar wieder dem Stern folgen.

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