Zeichen des Protests?
Koch im Iran nach Rezept-Posting festgenommen
Weil er ein Kotelett-Rezept auf Instagram gepostet hat, ist ein beliebter iranischer Internet-Star und Koch festgenommen worden. Hintergrund ist der Todestag des einflussreichen Revolutionsgarden-Kommandanten Quassem Soleimani. Dieser wird in sozialen Medien immer wieder als „Kotelett“ bezeichnet - eine Anspielung an seine Tötung durch einen US-Drohnenangriff vor drei Jahren.
In vielen Landesteilen brannten rund um den Todestag am 3. Jänner Banner, die Soleimanis Gesicht zeigten. Plakate wurden zudem mit blutroter Farbe beschmiert. Inmitten dieses Protests postete der iranische Koch Nawab Ebrahimi ein Rezept für Koteletts auf Instagram, eine iranische Fleischlaibchen-Version aus Fleisch und Kartoffelpüree. Im Netz sorgte er mit seinem Beitrag, der immer wieder auch geteilt wurde, für Spott. Nach dem Beitrag des Kochs wurde sein Account mit mehr als 2,7 Millionen Followern gelöscht. Vor drei Tagen hat er noch ein Rezept auf YouTube veröffentlicht.
Ebrahimi soll am Mittwoch in das berüchtigte Ewin-Gefängnis in der Hauptstadt Teheran gebracht worden sein. Das berichtete unter anderem die in den USA ansässige Organisation Human Rights Activists News Agency (HRANA). Von offizieller Seite gab es noch keine Bestätigung.
Soleimani wird von Systemanhängerinnen und Systemanhängern als Volksheld sowie Märtyrer verehrt. Gleichzeitig äußerten viele Iranerinnen und Iraner in diesem Jahr an seinem Todestag ihre Verachtung.
Weiteres Todesurteil: „Krieg gegen Gott“
Seit Monaten wird landesweit gegen die Führung in Teheran protestiert, nachdem die junge Kurdin Mahsa Amini am 16. September in Gewahrsam der Sittenpolizei gestorben war. Bislang wurden laut offiziellen Angaben 14 Menschen im Zusammenhang mit den Protesten zum Tode verurteilt. Zwei der Urteile wurden bereits vollstreckt. Am Donnerstag hat die iranische Justiz einen weiteren Mann zum Tode verurteilt. Arshia Takdastan sei der „Korruption auf Erden“ und des „Krieges gegen Gott“ schuldig gesprochen worden, hieß es.
Der Verurteilte soll der „Anführer einer Menge auf dem Hauptplatz der Stadt Noschahr“ im Norden des Landes gewesen sein und dabei „schwere Straftaten begangen“ haben. Über das Alter und das Datum seiner Festnahme machte die Behörde keine Angaben. Takdastan kann noch gegen das Urteil vorgehen.
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