„Keine Schachfiguren“

Taliban werfen Prinz Harry Kriegsverbrechen vor

Royals
06.01.2023 15:12

Ein hochrangiges Taliban-Mitglied hat Prinz Harry nach Schilderungen in dessen Memoiren Kriegsverbrechen vorgeworfen. Der Prinz beschrieb, dass er 25 Menschen getötet habe, und nannte diese Schachfiguren.

„Die von Ihnen Getöteten waren keine Schachfiguren, sie waren Menschen; sie hatten Familien, die auf ihre Rückkehr warteten“, schrieb Anas Haqqani am Freitag auf Twitter. „Unter den Mördern von Afghanen haben nicht viele den Anstand, ihr Gewissen zu offenbaren und ihre Kriegsverbrechen zu gestehen.“

Anas Haqqani gehört selbst zu dem berüchtigten Haqqani-Netzwerk der militant-islamistischen Gruppe. Die Fraktion wird von den USA unter anderem wegen Angriffen auf US-Bürger und Verbindungen zur Al-Kaida als Terrororganisation eingestuft. Sie wird für einige der grausamsten Anschläge in Afghanistan verantwortlich gemacht. Anas‘ Bruder Sirajuddin, der amtierende Innenminister, wird mit bis zu zehn Millionen US-Dollar Kopfgeld durch das FBI gesucht.

Prinz Harry im Kampfeinsatz (Bild: John Stillwell / PA / picturedesk.com)
Prinz Harry im Kampfeinsatz

Auslöser des Tweets waren Berichte über die Memoiren des britischen Prinzen, der als Soldat in Afghanistan 25 Menschen getötet haben soll. „Das war nichts, was mich zufrieden gemacht hat, aber auch nichts, wofür ich mich geschämt habe“, schrieb Harry.

Britisches Militär übt Kritik
Britische Militärveteranen hatten vor dem Tweet bereits vorausgesagt, dass Harrys Kommentare einerseits weiteren Hass auf ihn schüren und andererseits ein falsches Bild der britischen Militärausbildung zeichnen würden. Es sei keineswegs der Fall, dass britischen Soldaten beigebracht werde, ihre Gegner als weniger menschlich oder als „Schachfiguren“ anzusehen.

Das britische Königshaus hat sich bisher nicht zu den Memoiren von Prinz Harry geäußert, obwohl „Spare“ jede Menge böse Anekdoten über Prinz William, König Charles und Herzogin Camilla enthält.

Camilla wird als „böse“ Stiefmutter dargestellt, die, um ihr Ziel zu erreichen, mit der Presse kollaboriert habe. William, durchwegs genannt „Willy“, als ungestümes Zornbinkerl, das „Harold“ Harry am Kragen gepackt und zu Boden geworfen habe. Ein gefühlskalter Charles habe seinen Sohn mit Witzen über Gerüchte um Harrys Vaterschaft geärgert.

„Ölzweig mit Dornen“
Britische Royal-Experten sind sich ziemlich sicher, dass die Royals sich an ihr Motto „Nicht beschweren, nichts erklären“ halten werden, um nicht durch eine Antwort weiteres „Feuer zu entfachen“. Der Adelsexperte Craig Prescott meint: „Sie werden das Feuer einfach verglimmen lassen wollen.“

Die auf fast 600 Seiten ausgebreiteten Einzelheiten aus dem innersten Zirkel des sonst so zugeknöpften britischen Königshauses dürften noch tagelang die Schlagzeilen dominieren. In einem Fernsehinterview, das vor der offiziellen Buchveröffentlichung ausgestrahlt werden soll, hofft Harry laut der Deutschen Presse-Agentur auf Gespräche und Versöhnung mit seiner Familie, wie in einem Teaser zu sehen ist.

„Das ist ein Ölzweig mit Dornen“, sagt Prescott. „Warum sollten sie zu ihm kommen, wenn er durchwegs Granaten auf sie wirft?“ Harry wolle eine öffentliche Entschuldigung, die Royal Family möglichst wenig öffentlichen Ärger. „Wir sind hier in einer Sackgasse“, so sein Urteil.

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(Bild: kmm)



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