„Granaten-Geschenk“

Ukraine: Kämpfe und Luftalarm trotz Feuerpause

Ausland
06.01.2023 17:08

Trotz der von Russland angekündigten Waffenruhe gibt es keinen Feiertags-Frieden rund um das orthodoxe Weihnachtsfest in der Ukraine. Die Regierung in Kiew erklärte am Freitag, ukrainische Soldaten hätten vor allem im östlichen Donezker Gebiet Angriffe gegen die Besatzer durchgeführt. Angegriffene russische Truppen erwiderten Moskau zufolge auch das Feuer.

„Auf diese Weise gratulieren sie den Besatzern zum bevorstehenden Weihnachten!“, erklärte das Verteidigungsministerium in Kiew zu den Angriffen der eigenen Truppen. In der Kleinstadt Bachmut seien Stellungen der Russen mit 120-Millimeter-Mörsergranaten als „Geschenk“ beschossen worden. „Der Widerstand geht weiter, bis der letzte russische Eindringling auf ukrainischem Boden getötet ist!“, hieß es in der Mitteilung aus Kiew. Das ukrainische Präsidialamt berichtete zudem von Angriffen auf die Städte Kramatorsk und Kurachowe. „Der Widerstand geht weiter, bis der letzte russische Eindringling auf ukrainischem Boden getötet ist!“, hieß es in der Mitteilung aus Kiew.

Auch am Heiligen Abend mussten Menschen in Kiew wegen eines Alarms in das U-Bahn-System der Hauptstadt flüchten. (Bild: APA/AFP/Sergei SUPINSKY)
Auch am Heiligen Abend mussten Menschen in Kiew wegen eines Alarms in das U-Bahn-System der Hauptstadt flüchten.

Die von Russlands Präsident Wladimir Putin einseitig angekündigte Feuerpause ab Freitagmittag Moskauer Zeit (10 Uhr MEZ) wäre die erste Waffenruhe entlang der gesamten Frontlinie seit Beginn des russischen Angriffskriegs am 24. Februar vergangenen Jahres gewesen. Für rund zwei Stunden galt am Freitag für die gesamte Ukraine trotz der Waffenruhe Luftalarm. Der Auslöser dafür sollen Medienberichten zufolge mehrere über dem benachbarten Weißrussland aufgestiegene russische Flugzeuge gewesen sein, die Angst vor neuen Angriffen schürten.

Kiew sieht in Feuerpause „Heuchelei“
Das russische Militär wiederum warf der ukrainischen Seite Angriffe vor. Obwohl sich das russische Heer an die Feuerpause halte, habe die Ukraine weiter mit Artillerie auf Ortschaften und Positionen gefeuert, erklärte Armeesprecher Igor Konaschenkow in Moskau. Es gab demnach an drei Frontabschnitten Gefechte. Im Norden nahe der Kleinstadt Lyman habe ukrainisches Militär mit Granatwerfern geschossen, etwas weiter südlich bei der Ortschaft Bilohoriwka im Gebiet Luhansk mit Artillerie. Im Süden des Gebiets Donezk habe es ebenfalls Artilleriefeuer auf russische Positionen gegeben. Die russischen Truppen schossen demnach zurück. „Bei der Feuererwiderung wurden die Positionen der ukrainischen Streitkräfte, von denen die Schüsse abgegeben wurden, niedergehalten“, sagte Konaschenkow.

In Cherson und vielen anderen ukrainischen Städten gab es keine Feuerpause. (Bild: AP)
In Cherson und vielen anderen ukrainischen Städten gab es keine Feuerpause.

Selenskyjs Weihnachtsbotschaft
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wandte sich mit einer Weihnachtsbotschaft an seine Bürger. „Das ist ein Feiertag der Harmonie und des Familienzusammenhalts. Und zusammen sind wir alle eine große ukrainische Familie“, sagte er. Die ukrainische Familie sei heute „geeint wie nie zuvor“, betonte er. Zugleich dankte er den USA und Deutschland für die jüngst bekannt gegebenen Panzerlieferungen. „Es ist uns gelungen, die Stärke der Ukraine und die Zusammenarbeit bei der Verteidigung mit den Partnern auf ein neues Level zu bringen“, betonte er.

Ein weihnachtlich dekorierter Tisch mit Essen in einer sozialen Einrichtung in der umkämpften Stadt Bachmut (Bild: APA/AFP/Dimitar DILKOFF)
Ein weihnachtlich dekorierter Tisch mit Essen in einer sozialen Einrichtung in der umkämpften Stadt Bachmut

Die Weihnachtswaffenruhe hatte Putin am Donnerstag auf Bitten des Moskauer Patriarchen Kirill verkündet. Sie sollte wegen des Weihnachtsfests noch bis Mitternacht von Samstag auf Sonntag gelten. Die orthodoxen Kirchen in Russland und in der Ukraine feiern die Geburt Jesu Christi traditionell nach dem julianischen Kalender am 7. Jänner. Kiew lehnt die Feuerpause allerdings als „Heuchelei“ ab. Sie diene der russischen Armee nur dazu, ihre Kräfte umzugruppieren. Beim orthodoxen Osterfest im April vergangenen Jahres hatte Moskau noch eine Feuerpause mit ähnlicher Begründung zurückgewiesen.

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