Aussetzen und sammeln

Tierleid: Gequält, geschunden, ausgebeutet!

Tierecke
08.01.2023 06:29

Tragische Ereignisse aus dem Tierschutz werden gefühlt immer mehr. Ein Überblick über die Fälle der letzten Wochen.

„Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie die Tiere behandelt“, wusste schon Mahatma Gandhi. Demnach hat Österreich noch Aufholbedarf, denn es vergeht kaum eine Woche ohne Hiobsbotschaften vom Tierschutz. Es sind Meldungen über das herzlose Aussetzen von Haustieren, oder auch das Gegenteil davon: das krankhafte Sammeln von Tieren, das oft mit Verwahrlosung einhergeht.

Skandale in Betrieben
Aber auch in der industriellen Massentierhaltung reiht sich derzeit ein Fall an den anderen, zum Leidwesen der gesamten Bauernschaft. Rinder, die bis zum Hals in ihren Exkrementen sitzen, oder Hühner, die in großen Hallen einfach achtlos zertreten oder überfahren werden. Bei diesen Bildern würde Gandhi wohl nur die Stirn runzeln können.

Man kann immer nur appellieren
Die Anschaffung eines Haustieres ist eine jahrelange Verpflichtung gegenüber einem Lebewesen. Und bewusst auf Fleisch am Teller verzichten, wenn der niedrige Preis dafür spricht, dass die Haltungsbedingungen Tierleid bedeuten.

(Bild: Krone KREATIV, Markus Tschepp)

Quer durch die EU
Kurz vor Jahresende dokumentierte der VGT („Verein gegen Tierfabriken“) Kälbertransporte von Österreich nach Italien, Spanien und Polen und stellt dabei immer wieder grobe Verstöße gegen das EU-Gesetz und tierquälerische Praktiken fest. Österreich führe nicht nur illegale Transporte durch, sondern erfinde in einem aktuellen Abkommen mit Italien sogar eigene Bezeichnungen, um EU-Recht zu umgehen. Ein grausames System, bei dem jährlich 40.000 Kälber immenses Leid ertragen müssen. Das muss aufhören!

(Bild: Interreg Italia-Österreich)

Aus dem Kofferraum
In der Weihnachtszeit boomte wieder das traurige Geschäft mit hilflosen Vierbeinern. Die Anbahnung findet meist bequem im Internet statt, den Käufern ist gar nicht klar, dass sie damit Machenschaften korrupter Tierhändler unterstützen. Auch in der „Krone“-Tierecke ist man sich des Problems bewusst: „Um es zu bekämpfen, klären wir unermüdlich darüber auf. Wir ziehen auch die Besitzer zur Verantwortung, indem wir keine Gelder im Krankheitsfall zur Verfügung stellen!“, so Tierschützerin Maggie Entenfellner.

„Bodo“ hatte keine Chance - dem Welpen wurde die Beine gebrochen. (Bild: Sattler)
„Bodo“ hatte keine Chance - dem Welpen wurde die Beine gebrochen.

Gewalt und Qual
Ende November startete der Prozess gegen einen Steirer, der bereits 2015 ein Tierhalteverbot auferlegt bekommen hat. Damals brach er einem neun Wochen alten Welpen einfach so die Beine. Als Helfer den misshandelten „Bodo“ fanden, hatte sich das Hundebaby nicht einmal mehr zu zucken getraut. Nun steht der 32-Jährige unter Verdacht, sieben Katzen zu Tode gefoltert und seine Freundin sexuell missbraucht zu haben. Ein Gerichtsgutachten bescheinigt dem Mann eine geistige und seelische Abartigkeit.

Nach dem Tod der Besitzerin wurden mehr als 50 Hunde zurückgelassen - Tierschützer suchen nun dringend neue Plätze! (Bild: Tierheim Bruck an der Leitha)
Nach dem Tod der Besitzerin wurden mehr als 50 Hunde zurückgelassen - Tierschützer suchen nun dringend neue Plätze!

Animal Hoarding
Kurz nach dem Jahreswechsel kam ein weiterer großer Animal-Hoarding-Fall ans Tageslicht und stellte die übervollen Tierheime vor eine schier unlösbare Aufgabe. Denn eine alleinlebende Pensionistin im Bezirk Bruck an der Leitha (NÖ) hinterließ nach ihrem Tod nicht weniger als 51 Hunde. Und die Zeit drängt: Bis Ende Februar muss das Grundstück geräumt werden, dann drohen die kleinen Vierbeiner obdachlos zu werden. Das örtliche Tierheim sucht nun händeringend nach guten Plätzen für die Tiere bei liebevollen Familien.

Die Tiere brauchen artgerechte Haltung, ansonsten zeigen sie meist Verhaltensstörungen. (Bild: Rojsek-Wiedergut Uta)
Die Tiere brauchen artgerechte Haltung, ansonsten zeigen sie meist Verhaltensstörungen.

Hunde vor dem Aus
Als Welpen sehen sie aus wie Teddybären: Herdenschutzhunde sind aber keine Stofftiere, sie brauchen ein artgerechtes Leben. Nicht selten wachsen diese mächtigen Tiere bei falscher Haltung ihren Besitzern über den Kopf - und werden kurzerhand abgegeben. Ein Kärntner Hundeasyl stand im Dezember durch die steigenden Kosten kurz vor der Schließung, den Tieren drohte der Tod durch Einschläfern. Dank des finanziellen Einsatzes der „Krone“-Tierecke und zahlreicher Spender kam es zu einem Happy End!

Der Großteil der abgenommenen Katzen war krank und verwahrlost - wie so oft bei Fällen von Animal Hoarding. (Bild: Tierheim Dechanthof)
Der Großteil der abgenommenen Katzen war krank und verwahrlost - wie so oft bei Fällen von Animal Hoarding.

Abnahme durch Amt
Den Stein ins Rollen gebracht hat Mitte Dezember eine bevorstehende Delogierung. Weil die Mieterin dabei unbedingt ihre Katzen mitnehmen wollte, wurde der Amtstierarzt eingeschaltet. Dieser ordnete sofort die Abnahme der mehr als 30 Samtpfoten an, da diese in einem völlig verwahrlosten Zustand waren und wohl noch nie einen Tierarzt gesehen haben - ein weiterer Fall von Animal Hoarding! Die Besitzerin zeigte sich uneinsichtig und wurde nun angezeigt. Hier sollte Tierhalteverbot drohen!

Reptilienzoo-Chefin Happ mit Chamäleon „Camel“: Auch der kleine Kerl wurde verstoßen. (Bild: Rojsek-Wiedergut Uta)
Reptilienzoo-Chefin Happ mit Chamäleon „Camel“: Auch der kleine Kerl wurde verstoßen.

Vor die Tür gesetzt
Tote Baby-Würgeschlangen im Wald, ausgesetzte Schildkröten und Geckos, anonym abgegebene Zierfische. Das sind nur einige der Fälle von ausgesetzten Exoten in der letzten Zeit. Diese sensiblen Lebewesen haben zu dieser Jahreszeit keine Chance, wenn man sie einfach vor die Türe setzt. In Wien soll nun ein sogenannter Sachkundenachweis zukünftige Halter über die Bedürfnisse informieren und auch auf die hohen Kosten hinweisen. Ein guter Weg, hoffentlich auch bald in den anderen Bundesländern.

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